Buchauszug Bettina Al-Sadik-Lowinski: „Der Aufstieg der Topmanagerinnen – Weibliche Rollenvorbilder aus fünf Wirtschaftsnationen beschreiben ihre Erfolgswege.“
Die Französinnen- Intellektuelle Kämpferinnen gegen Rollenkonflikte
Die französischen Topmanagerinnen geben Einblicke in ihre starke Karriereorientierung, die sie vor dem Hintergrund erkämpfter Rechte und weiterhin bestehender Widerstände leben. Die Beherrschung ganz eigener landesspezifischer Codes, die Suche nach einer weiblichen, französischen Identität als Managerinnen und das Thema Frauensolidarität begleitet sie bei ihren erfolgreichen Werdegängen.
Einschätzung der Gendersituation in Frankreich
Die Französinnen dieser Untersuchung vergeben subjektive Werte zwischen vier und sieben, in einzelnen Fällen acht, auf einer Skala von null bis zehn Punkten, wenn es um Gleichberechtigung für Frauen in Managementpositionen in Frankreich geht. Zehn Punkte würden bedeuten, dass Frauen und Männer im Hinblick auf Karrieren im Management völlig gleichgestellt sind. Im Durchschnitt bewertet die Gruppe ihr Umfeld in Frankreich mit sechs Punkten im guten Mittelfeld und liegt damit einen Punktwert über der Bewertung der deutschen Gruppe und zwei Punkte unter den Chinesinnen, die ihr Umfeld im Durchschnitt mit einem Wert acht auf der Skala bewerten. Die Einschätzung der Frauen zur Frage der Gleichstellung von Frauen in Frankreich wird sehr ambivalent beurteilt. Die Französinnen lassen sich in den Antworten nicht nur auf das Management festlegen, sondern bewerten verschiedene Aspekte der allgemeinen Gleichstellung von Frauen.
Sehr positiv, und durchaus mit Stolz in den Formulierungen, werden dabei die Fortschritte der französischen Gesetzgebungen zur Gleichstellung von Frauen, die französische Familienpolitik und die Angebote zur Kinderbetreuung gewertet. Die Frauen betonen, dass im Vergleich zu den 1960er bis 1980er-Jahren, in denen auch in Frankreich Frauen eher zu Hause tätig waren, enorme Fortschritte für ein chancengleicheres Umfeld gemacht wurden. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang auf die 40 Prozent Quote für Aufsichtsrätinnen und das Copé Zimmermann Gesetz verwiesen.
Die damit erzielten Erfolge machen die Französinnen sehr stolz. Sie beschreiben, dass die Gleichberechtigung von Frauen in Frankreich über die Gesetzgebung vorbildlich abgesichert sei und ihr Land Vorbildfunktion gegenüber vielen anderen Ländern habe, in denen diese Gesetzesgrundlagen bisher für Frauen aus ihrer Sicht nicht erreicht sind. Immer wieder benennen sie die Quotenerfolge und gelungenen Maßnahmen der Politik. Es ist gesellschaftlich heute die Norm, dass Frauen in Frankreich berufstätig sind. Fremdbetreuung von Kleinkindern ist breit in der Gesellschaft akzeptiert und das Betreuungsangebot macht es Frauen mit Kindern möglich, ihrer Berufstätigkeit nachzugehen.
Bettina Al-Sadik-Lowinski „Der Aufstieg der Topmanagerinnen – Weibliche Rollenvorbilder aus fünf Wirtschaftsnationen über Erfolgswege zu Spitzenpositionen.“ 283 Seiten, 24,95 Euro, De Gruyter Oldenbourg, https://www.degruyter.com/view/title/584841
Jedoch kommen die Befragten auch schnell zu den Problemfeldern der Situation von Frauen im Hinblick auf Chancengleichheit im französischen Management. Die Gleichberechtigung sei im gesetzlichen Regelwerk und auch auf intellektueller Ebene umgesetzt, jedoch nicht im konkreten. Es fällt auf, dass über 50-jährige Frauen und jünger Frauen unterschiedliche Argumente zu den noch fehlenden Schritten anführen.
Die unter 50-jährigen Frauen argumentieren vor allem rund um das Thema Mutterschaft, die allgemeine Benachteiligung von Müttern und fehlende Gehaltsgleichheit. Hier wird weiterhin großer Verbesserungsbedarf beschrieben. Mütter sind aus ihrer Sicht benachteiligt im Hinblick auf die Gehältergerechtigkeit. Sie haben rund um die Phasen von Schwangerschaft und Kleinkindbetreuung Gehaltslücken zu verzeichnen und werden von Erhöhungen systematisch ausgeschlossen. Die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Karriere ist prinzipiell für die gehobene Mittelschicht gegeben, die die hohen Kosten einer Rund-um-die Uhr- Betreuung zahlen können.
Teure Kinderbetreuung in den Abendstunden durch Anwesenheitspflicht im Büro
Für Frauen im Topmanagement in Frankreich gilt wie für Männer eine abendliche Anwesenheitspflicht im Büro, ohne die ein Aufstieg schier unmöglich ist. Diese macht es für Frauen in Führungspositionen notwendig, ihre Kinder regelmäßig bis in spätere Abendstunden von Kinderfrauen zu Hause betreuen zu lassen. Für untere Gehaltsklassen ist eine Vereinbarkeit von Kind und Vollzeitberuf schwierig, da die Betreuungsangebote mit Kosten verbunden seien, die sich in vielen Gehaltsgruppen nicht rentieren.
Sehr ausführlich sind die Beschreibungen von Problemen im Geschlechterverhältnis. Männerbünde, die systematisch Frauen ausschließen, sind demnach weiterhin Realität. Diskriminierung von Frauen und Stereotype in den Köpfen von männlichen Entscheidungsträgern werden von Forschungsteilnehmerinnen als großes Problem für Frauen benannt, die in der Hierarchie aufsteigen wollen. Das Thema wird in Paris aktuell immer wieder auf zahlreichen Konferenzen, unter anderem zum Weltfrauentag, breit diskutiert.
Ältere Frauen werfen Jüngeren mangelndes Netzwerk und Selbstvertrauen vor
Bemerkenswert ist, dass ein Teil der älteren Studienteilnehmerinnen, das Umfeld schon als eher gleichwertig einstufen und ein Versagen der Frauen beschreiben, sich auf die höheren Ränge zu katapultieren. Mangelndes Selbstvertrauen, zu wenig Netzwerk und zu wenig Planung der eigenen Karriere werden als Hauptdefizite angeführt. Das Thema der Vereinbarung von Karriere und Kindern, welches jüngeren Frauen verbalisieren, wird von den älteren Frauen negiert. Eine Wertveränderung zwischen den Generationen, der heute 50 bis 63-jährigen Französinnen und den Frauen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren entbrannt am Thema Arbeitszeiten. Frauen, die noch Kinder erziehen, kämpfen für Arbeitszeiten, die sich von den traditionellen langen Abenden am Arbeitsplatz verabschieden. Sie wünschen sich Unternehmen, die die Belange von Müttern mit Führungsverantwortung berücksichtigen.
Die älteren Frauen, die sich auf ein gehobenes Management nach männlichen Regeln eingestellt hatten, scheinen enttäuscht zu sein, dass die jüngeren Frauen ihren Kampf nicht in derselben Art und Weise fortführen. Sie gehen davon aus, dass eine Frau in Frankreich, die in die oberen Ränge aufsteigen will, sich den von Männern vorgegebenen Normen anpassen muss.
D.: Ich gebe Frankreich auf der Skala von zehn sechs Punkte. Ich hätte fast fünf gesagt. Es gibt Dinge, die sich in Frankreich verändern und die zur Gleichstellung der Geschlechter führen. Aber wir haben das Problem der Gewalt gegen Frauen nicht gelöst. Wir haben das Problem der Lohngleichheit und des geschlechtsspezifischen Lohngefälles nicht gelöst. Wir haben nur 17 Prozent Frauen in Exekutivkomitees. Wir haben auch alle Stereotypen, die wir auch in anderen Ländern haben. Wir haben das alles nicht geregelt. Trotzdem leben wir in einer Gesellschaft, in der Frauen einen Platz haben, sie können auf die Straße gehen, sie müssen sich nicht verstecken, sie können zur Arbeit gehen. Aber ich denke, dass wir als das führende Land der Menschenrechte für die Frauen wirklich hätten mehr erreichen könnten.
M.: Sieben bis acht für die Arbeitsebene, für die gesellschaftliche eher fünf. Ich denke, dass wir Frauen auf der Ebene der Gesellschaft als intellektuell gleichwertig betrachten, nicht aber im Konkreten. Wenn wir das wirkliche Leben der Menschen in der Familie betrachten, ist dies nicht der Fall. Alle haben immer noch Klischees, ich meine Frau und Mann, Männer sind immer noch Männer, die stark und verantwortlich sein müssen, und Frauen sind immer noch diejenigen, die sich um das Haus kümmern. Wir entwickeln uns weiter, aber wir haben unsere Art zu denken nicht vollständig geändert.Ich denke, Frankreich ist nicht schlecht. Weil wir in Frankreich alles tun, damit die Frau arbeiten kann. Das, was in Frankreich immer noch ein Problem ist, ist eine bestimmte Position des Mannes, von denen viele nicht wollen, dass sich das ändert. Dass sich die Gesellschaft verändert. Aber einige Männer fürchten, dass Frauen ihren Platz einnehmen. Wenn wir in der Politik sehen, was passiert, wenn eine Frau in die Nationalversammlung kommt und was sie in einem Land wie dem unseren erzählt, es ist unheimlich. Ich denke, in Frankreich gibt es einen kulturellen Punkt, der wichtig ist, nämlich die Beziehung zwischen Mann und Frau. Auf der intimen Ebene. Und das lässt den Mann die Frau als Beute betrachten. Der Mann jagt die Frau wie eine Beute.
E.: Frankreich sieben, Amerika acht. Ich denke, wenn Frauen hart arbeiten und gute Ideen haben und sich gut behaupten und kommunizieren, kommunizieren Frauen im Allgemeinen besser als Männer. Wenn Frauen alle Ihre kompetitiven Vorteile entsprechend einsetzen, denke ich, dass sie so ziemlich das bekommen, was sie wollen. Es ist nicht zehn, weil es mehr Männer in der Belegschaft gibt, weil es Männer gibt, die voreingenommen sind. Andererseits denke ich auch, dass viele Frauen sich dafür entscheiden, nicht zu arbeiten. Dann sagen sie, dass sie diskriminiert werden. Ich habe viele Frauen, darunter Harvard-Frauen, die wirklich nicht arbeiten wollen, und sie haben erfolgreiche Ehemänner, und sie sagen manchmal, dass es aus diesem oder jenem Grund ist, aber es ist so, weil sie es nicht wirklich wollen oder sich nützlicher fühlen, wenn sie sich um die Kinder kümmern. Ich kenne Deutschland ein bisschen und denke, dass sie viel Druck auf Frauen ausüben, bestimmte Dinge wie das Stillen zu tun. Im Grunde ist es ähnlich wie in Japan, es ist eine sehr chauvinistische Gesellschaft, die deutsche. Sie diskriminiert Frauen, es ist ganz grundlegend. In Japan ist es genauso. Ich denke, Japan und Deutschland sind ziemlich ähnlich. Sie sind sehr diskriminierend. Frankreich feiere ich ein wenig, obwohl das auch nicht ganz richtig ist. Aber wir waren zumindest gegenüber Frauen nicht so diskriminierend. Es gibt nicht diesen Druck der Kollegen, zu stillen, nicht zu arbeiten. Frankreich war es immer weniger Macho als in Deutschland.
S.: Aus beruflicher Sicht weiß ich, dass es durchschnittlich 25 Prozent Gehaltslücke bei Frauen für die gleichen Berufe gibt, und ich konnte es auch in meinen verschiedenen Berufen spüren. Ich höre immer wieder Kommentare von Leuten wie: „Nun, sie ist eine Frau, sie wird Kinder haben.“ Also Nachteile gegenüber Männern, die sich für denselben Job beworben haben. Ich war sehr geschockt und habe dagegen gekämpft. Es ist nicht gleichwertig, denn es geht immer um familiäre Zwänge für eine Frau, und sie stellen niemals eine Frage an Männer, deshalb finde ich es wirklich ungerecht. Frankreich ist nicht so schlimm, weil es viele politische Maßnahmen gibt, um die Dinge zu ändern. Es gab auch einige Quoten, vor allem in öffentlichen Unternehmen, um die Unternehmen zu zwingen, Frauen in die Vorstände zu bekommen, und für das Image der Unternehmen den Aktionären gegenüber ist es besser, wenn einige Frauen in hohen Positionen sind. Es ist Teil der nachhaltigen Entwicklung, Vielfalt zu zeigen. Sie sind ein bisschen dazu gezwungen.
L.: Frankreich sechs von zehn. Ich denke, dass sich die Situation verändert hat. Sie macht Fortschritte. In den sechziger, Achtzigerjahren hatten wie eine Vision der Gesellschaft, in der Frauen wirklich nicht arbeiteten. Ihr Platz war zu Hause. Und ich denke, die Dinge ändern sich mit den neuen Generationen. Die meisten jungen Väter, die Vierzigjährigen, und die vierzigjährigen Mütter arbeiten heute alle. Väter kümmern sich um ihre Kinder. Ich sehe es bei allen meinen Freunden. Ich spreche über meine sozio-professionelle Klasse. Danach weiß ich auch, dass dies in anderen Umfeldern nicht unbedingt der Fall ist. Da spreche ich über die Mittelschicht oder darüber. In den benachteiligten Schichten gibt es, denke ich, immer noch eine Menge Frauen, die nicht arbeiten können mit Kindern. Die können sich nicht leisten eine Kinderfrau bis 20 Uhr zu bezahlen.
C.: Sieben von zehn. Weil ich glaube, dass wir in Frankreich zum Glück ein sehr starkes gesetzliches Arsenal für Gleichstellung haben. Also wir haben Gesetze, die eigentliche Frage ist, sie anzuwenden. Aber wir haben bereits das Gesetz, zum Beispiel das Equal Pay Act. Dort hat beispielsweise der Arbeitsminister Muriel Pénicaud vor Kurzem ein Barometer mit Sanktionen eingerichtet, um die Frage des gleichen Entgelts zu lösen. Gleiches Entgelt wird nicht angewandt. Es gibt also immer noch Gesetze, es gibt Sanktionsverfahren. Zweitens waren wir eines der ersten Länder, dass das Gesetz von 40 Prozent im Verwaltungsrat, das Copé-Zimmermann-Gesetz, umsetzte. Wir sind also auch hier noch ziemlich weit vorne. Und dann sind wir immer noch das führende Land, in dem die Rechte der Frau, durch harte Kämpfe gewonnen wurde, sei es in Bezug auf die reproduktiven Rechte oder die Abtreibung. Trotzdem habe ich nicht mehr als sieben gegeben, was bereits gut ist, denn ich denke, dass noch viel zu tun bleibt. Und wir sind nicht besser als andere. Trotz all dieser Bemühungen kommen wir also sehr langsam voran. Wir haben Bereiche, insbesondere die wissenschaftlichen und biologischen Sektoren, in denen wir hinsichtlich der Frauenbeteiligung sehr große Unterschiede aufweisen.
Ich sehe zum Beispiel in China viel mehr Frauen im wissenschaftlichen und biologischen Bereich. Was also bedeutet, dass es in Frankreich immer noch ein Problem der Mentalität gibt, ein Problem der Bildung an der Basis, was dazu führt, dass wir die Mädchen nicht genug in die Berufe der Zukunft, die in Wissenschaft und Technologie sind, heranführen. Ich glaube, dass wir in diesem Bereich sogar weniger als sieben sind. Wir sind noch nicht vorne und wir nehmen die Dinge nicht ganz wichtig. Ja, die Zahlen bleiben so wie sie sind, weil wir langsam vorankommen, weil Frauen manchmal nicht kämpfen wollen und die Umgebungen manchmal sehr grob männlich, dominant sind. Es stimmt oft, dass sie es nicht wollen. Ich denke also, das Problem des Selbstvertrauens. Die meisten wurden nicht dazu erzogen, diese Macht, diese Führung, zu beherrschen oder zumindest zu übernehmen. Deshalb führen wir viel Führungstraining für Frauen durch, um Selbstvertrauen aufzubauen. Und dann kommt doch die Zeit, in der Frauen fragen, was das Wichtigste ist. Es ist das Wichtigste, Kinder zu haben, und es wird immer die Frau bleiben, die Kinder machen wird, auch wenn wir alle möglichen Elternurlaube machen können. Aber es gibt immer noch die Zeit, in der eine Frau es vielleicht vorziehen wird, ihre Karriere zurückzustellen. Und plötzlich verliert sie Zeit. Einige Jahre sind wir nicht sehr einsatzbereit. Wir möchten nicht, dass wir ein zu kompliziertes Leben haben. Diejenigen, die Erfolg haben, sind diejenigen, die es schaffen, alles zu kombinieren, und die auch gut unterstützt werden. Oft hilft die Paarbeziehung dabei.
L.: Ich würde Frankreich wahrscheinlich auf fünf setzen. Um ehrlich zu sein, ich denke, es gibt Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und bis zum mittleren Management, also denke ich, dass das mittlere Management wahrscheinlich acht ist. Das Top-Management fällt auf drei oder jetzt könnte man zwei sagen. Ich denke, der Durchschnitt liegt bei fünf. Ich denke, die USA sind ein bisschen besser. Bis zu einem gewissen Grad sind sie besser, denn sie sprechen zumindest das Problem an, wobei es den Franzosen wirklich egal ist, und das ist ein großer Unterschied. Als ich in den USA war und dort Frauen in sehr hohen Positionen sah, das ist jetzt fast 20 Jahre her, aber ich erinnere mich, sie haben sich wie Männer verhalten, wie Männer. Ich denke, Frauen werden nur an dem Tag aufsteigen, an dem sie sie selbst sein können. Ich meine, wenn wir über Vielfalt sprechen, ist es nicht das Gleiche. Wir sollten uns ergänzen. Was wir eindeutig nicht erreicht haben, weil wir nicht sehen, dass wir uns gut ergänzen und weil wir uns nicht schätzen. Frauen sind in vielerlei Hinsicht erfolgreich, es wird erwartet, dass wir mehr wie Männer sind. Das Problem ist, dass wir niemals Männer sein werden. Irgendwann ist es wie eine verlorene Schlacht.
M.C.: Ich sage sechs von zehn. Es gibt die Kultur, die Vergangenheit, die macht, dass die Machtkreise nur von Männern besetzt waren. In Frankreich ist die Bewertung schwierig, weil es wirklich viele Themen gibt. Aber im Vergleich zu Deutschland ist es sicher, dass es in Frankreich besser ist bei dem Thema Gleichstellung. In Deutschland gibt es keine Krippen. Es gibt viele Bedingungen, unter denen Frauen weniger arbeitsfähig sind oder zumindest weniger in bestimmten Funktionen arbeiten können als in Frankreich. Für all das in Frankreich schaue ich faktisch auf die Zahlen. Wenn ich Unternehmerinnen nehme, sind es 30 Prozent Frauenanteil. Sobald Sie anfangen, Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern zu betrachten, dann sind es nur 10 Prozent. Sie haben also immer diese beiden Zahlen. Das sind also zwei wichtige Zahlen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht bei 50 Prozent sind. Andererseits gibt es auch eine Zahl von der OECD aus dem Jahr 2016. Da ist Frankreich im Weltlandranking das erste Land in Sachen Gleichberechtigung im Bereich Zugang zu Gesundheit und Bildung. Auf der anderen Seite ist es das 64. Land im wirtschaftlichen Beitrag. Nummer 64!
D.: Es ist sieben oder acht. Sieben- Warum, weil ich denke, dass die positive Seite eine echte Gleichheit des Rechts ist. Zweitens gibt es eine Infrastruktur, die Frauenerwerbstätigkeit möglich macht, die Kinderbetreuung, Strukturen. Ich denke auch, dass dies kulturell sehr akzeptiert ist. Dann das dritte Element sind einige Frauen, die echte Vorbilder sind, wie Simone Weil, in der Politik. Heute können Frauen in Frankreich wichtige Positionen einnehmen, aber sie müssen verdammt gut sein, um dorthin zu gelangen. Okay, ich habe nur noch ein kleines Element, die Vertretung bei runden Tischen, bei der 90 Prozent der Männer auf der Bühne stehen, mit Krawatten.
Al.: Ich würde sieben geben, das heißt, ich denke, wir sind in Frankreich überdurchschnittlich, weil, als ich in Deutschland Treffen hatte, um XY in Deutschland zu gründen, haben mir Frauen folgendes erzählt „Wissen Sie, ich musste mich entscheiden, entweder eine Karriere haben oder Kinder haben. Ich konnte nicht beides haben. Ich habe mich für eine Karriere entschieden und bin sehr glücklich.“ Und ich fand es sehr traurig, zu hören, dass die Männer das Recht haben, beides zu haben, Frauen aber nicht. In Frankreich sind wir überhaupt nicht an diesem Punkt. Sie können eine Karriere machen und Kinder haben. Bei uns sind es aber die Klischees, die lästig sind. Du kannst Karriere machen, aber du wirst nicht so viel Geld verdienen als Mutter. Wenn wir feststellen, dass wir immer noch nicht so gut wie Männer bezahlt werden, ist das schlimm. Bei gleichen Fähigkeiten und gleicher Arbeit weniger Gehalt. Als ich zum Beispiel aus dem Mutterschutz zurückkehrte, hatte ich in diesem Jahr 200 Prozent meiner Ziele erreicht. Ich war Juli, August, September und Oktober abwesend. Und ich habe trotzdem meine Ziele doppelt erreicht. Und so erklärte ich meinen Chefs, dass ich, wenn ich dort gewesen wäre, in den 4 Monaten vielleicht 250 Prozent hätte erreichen können. So bestraften mich 200 Prozent bereits.
I.: Ich neige fast zu der Meinung, dass die Gleichstellung der Geschlechter in Frankreich größer ist als in den Vereinigten Staaten. Ich könnte sagen, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen in Frankreich sieben von zehn Punkten beträgt. In Frankreich hat die Familienpolitik die Kindertagesstätten geschaffen und die Erwerbsanteile von Frauen genauso groß gemacht wie die der Männer. Die Vereinigten Staaten haben Gleichheitsgesetze entwickelt, die Frankreich nicht hatte. Aber Frankreich ist der Frauenanteil bei der Arbeit sehr groß. Ich weiß nicht, ob der Frauenanteil in den Vereinigten Staaten größer oder kleiner ist als in Frankreich. Ich habe den Eindruck, dass in Frankreich die meisten Frauen tatsächlich arbeiten. Nicht zehn von zehn Punkten aber, weil es keine gleichwertige Entlohnung für gleichwertige Arbeit gibt, weil es von 40 Unternehmen nur eine CAC40-Frau gibt, weil wir immer noch nicht Parität haben in den Unternehmen, mit Stereotypen kämpfen. Also sind wir da noch nicht angekommen – bei Gleichstellung.
Karrierebarrieren der Französinnen
Die Barrieren für Frauen sind auch in Frankreich gegeben. Die französischen Topmanagerinnen berichten von der Glasdecke, Rivalitäten unter Frauen und den Diskriminierungen durch Männer, die ihre Vormachtstellung bedroht sehen. Und darüber, wie sie bei ihrem eigenen Aufstieg mit diesen Barrieren umgegangen sind.
Die Glasdecke in Frankreich existiert
Die Glasdecke in Frankreich existiert. Da sind sich alle befragten Frauen einig. Auf die Frage, wo die Glasdecke in Frankreich ansetzt, wird aus drei Perspektiven argumentiert. Erstens besteht die Glasdecke im Bezug auf die Mutterschaft – die reine Antizipation von möglicher Mutterschaft sowie die reale Situation führen zu erlebten Nachteilen. Es werden Situationen beschrieben, wo aufgrund von Mutterschaft Gehaltserhöhungen nicht realisiert wurden bzw. Frauen nicht für eine Beförderung in Betracht gezogen wurden.
Zweitens wird die Glasdecke über dem mittleren Management lokalisiert, ist also in Frankreich genau unterhalb des Top Managements lokalisiert.
Der dritte Bereich, den eine kleinere Gruppe von älteren Frauen benennt, ist eine frauengemachte Glasdecke. Es mangelt ihrer Meinung nach an Frauen, die wirklich weiter aufsteigen wollen. Die Anzahl von Frauen, die sich für das Topmanagement anbietet, nehmen sie im Vergleich zur Anzahl von männlichen Kandidaten als wesentlich geringer wahr. Diese Glasdecke betrachten sie als von den Frauen selber gemacht, die nicht wirklich in höhere Positionen aufsteigen wollen, weil es schwieriger für sie ist oder es ihnen an Selbstvertrauen fehle. Die Glasdecke ergibt sich dieser Argumentation folgend aus den zahlenmäßig immer noch wenigen Frauen, die in Frankreich wirklich ganz hochstreben. Die Pipeline von Frauen, die sich qualifizieren, sei auch dadurch begrenzt, dass Frauen von vorneherein nicht in technische oder IT-Berufe gehen, die aber größere Chancen für einen Aufstieg mit sich bringen.
E.: Wenn Frauen hier in Frankreich über die Glasdecke sprechen, dann beachten sie nicht, wie viele Frauen freiwillig nicht arbeiten. Der Pool von Männern ist halt viel größer. Wenn ich sage, dass es eine gläserne Decke gibt, dann ist dies offensichtlich eine Diskriminierung, aber deshalb habe ich Frankreich sieben und nicht zehn gegeben
Ag.: Ich denke, es gibt noch viel zu tun, und zwar an der Glasdecke. Bei der Förderung von Frauen in Führungsgremien wurden Fortschritte erzielt, auch durch Quoten. Aber das reicht nicht aus. Ich denke, es gibt noch viel, viel zu tun, um die Gleichheit von Mann und Frau zu gewährleisten. Es gibt auch eine Ungleichheit, die ein wenig von Frauen kommt, die sich selbst zensieren. Das ist also nicht ganz die Schuld der Männer, es ist auch ein bisschen die Schuld der Frauen, die sich nicht trauen.
L.: Bis zum mittleren Management ist es gleich- also für meine Mitarbeiterinnen. Kein Thema. Vor allem in unserer Industrie, wo es mehr Frauen gibt als Männer. Die Glasdecke startet im Top Management, CEO, exekutive Komitees. Ich meine 70 Prozent der Angestellten sind hier Frauen, 80 Prozent der Kundinnen in unserer Branche Frauen, aber keine Frau im Executive Team. Wir haben also tonnenweise qualifizierte Frauen und keine kommt oben an. Es gibt den Glauben, dass ein Mann managen kann und eine Frau nicht. Und für die Männer ist es einfach leichter unter sich zu bleiben. Männerbünde.
D.: Ich denke, sie ist direkt unter dem Top Management. Selbst in Unternehmen mit großen Frauenanteilen, ich denke an eines für Kinderbekleidung, habe ich von zehn Direktoren nur eine Frau gesehen. Langsam wird das besser.
Is.: Für meine Generation gibt es sie. Meine Tochter wird sehr viel weniger davon betroffen sein, aber wir sind noch sehr von Stereotypen beeinflusst. Wir sind noch immer in der männlichen Welt. Zum Beispiel die großen Professoren für Medizin sind alles Männer.
Al.: Welche Hierarchieebene? Ich denke ganz oben. Ich werde dir ein Beispiel geben. Ich kenne eine Frau, die von einem Anteilseigner einer großen Gruppe kontaktiert wurde. Er bat sie, ein ganzes Projekt umzusetzen, um eine neue Einheit aufzubauen. Sie machte das und arbeite sich tief ein. Nach neun Monaten sagte der Aktionär zu ihr: „Weißt du, ich dachte. Vielleicht stellen wir jemanden ein, der der General Manager der Struktur wird. Ich gebe dir seinen Lebenslauf. Sag mir, was du denkst“. Sie sagte dann zu mir: „Das kannst du dir nicht vorstellen. Ich erhalte den Lebenslauf. Es ist der gleiche Werdegang wie meiner. Er hat nicht gesagt, dass ich das GM übernehmen könnte. Er will einen Mann, obwohl der denselben Lebenslauf hat wie ich.“ Und dann sagte sie: „Nun, ich habe ihn angerufen und ich habe ihm gesagt, hören Sie zu, wir müssen uns sehen, damit Sie mir das erklären. Ich verstehe nicht, warum Sie nicht an mich denken und Sie nicht mir den Job geben.“ Er sagte daraufhin zu ihr „Ah, aber ich wusste nicht, dass es dich interessieren könnte. Ich dachte, Du hättest gerne Zeit, um Dir ein Familienleben aufzubauen. Ich habe nicht gedacht, dass Du so viel Zeit widmen möchtest, weil dies viel Arbeit erfordert. “
Ag.: Sie existiert immer noch. Und ich weiß nicht, was man tun soll, damit sie explodiert, denn wir haben jahrzehntelang darüber gesprochen. Es gibt immer eine Glasdecke. Es gibt immer einen Moment, in dem junge Frauen Kinder haben, also einen anderen Rhythmus annehmen. Die Erklärung der Männer für die Glasdecke ist, dass Frauen sich dann ihren Kindern widmen. Aber andererseits kenne ich Frauen, die Top-Manager sind und 4 Kinder hatten, und das hat sie nicht aufgehalten. Also funktioniert die Entschuldigung mit den Kindern für mich nicht. Es ist der Wille. Also, ich denke, dass Männer nicht danach streben Frauen zu fördern, das ist klar. Und andererseits schaffen Frauen es auch nicht, sie zu durchbrechen, sie geben sich selber nicht die Möglichkeit hindurch zu brechen.
M.C.: Ich denke ja, ich denke sie ist da, die berühmte Glasdecke. Sie ist nicht zu leugnen. Und es geht vor allem darum, den Kulturwandels voranzutreiben. Es gibt jetzt die Versuchung zu denken, dass die jungen Generationen das Problem nicht haben werden. Ich denke nicht, wir müssen weiterhin sehr wachsam sein, wir müssen weiterhin alle diese Botschaften stark verbreiten, und zwar die Netzwerke, alle Strukturen, die es ermöglichen, diese Botschaften zu verbreiten. Ich spreche von Chancengleichheit. Es geht darum, wirklich die gleichen Ambitionen zu haben. Und wenn Sie die gleichen Ambitionen haben, sollten Sie die gleichen Chancen haben, diese zu erreichen. Und das setzt voraus, dass die Netzwerke funktionieren müssen, die Managementteams, die sich durchsetzen müssen. Dies ist das, was wir tun müssen, wenn auf bestimmten Ebenen eine Position zu besetzen ist. Gleichheit. Das heißt, wir können nicht akzeptieren, dass gesagt wird: „Ah bah nein, es gibt nur Männer, wir können nichts anderes tun.“ Nein, es muss einen anderen Weg geben. Also los. Gleichzeitig müssen wir Frauen unterstützen, damit sie ihre eigenen Bremsen überwinden und in der Lage sind, mehr sie selber zu sein, in Richtung von „Ich will das tun “,„ Ich habe die Fähigkeiten “,„ Ich habe die Kompetenzen“.
Das Phänomen der Rivalität unter Frauen in Frankreich
Ein wichtiger Aspekt in den Schilderungen der Französinnen, der in keinem der anderen Länder zur Sprache kommt, ist die Frage der Solidarität unter Frauen. Sie reflektieren über die Sororité, Schwesternschaft, einerseits und der Rivalität und Konkurrenz von Frauen untereinander andererseits. Das dieses Thema relevant ist, darüber sind sich jüngere und ältere Frauen einig. Jüngere Frauen um die 40 Jahre alt beschreiben, wie sehr sie sich Solidarität von älteren Frauen erhoffen, die ihnen aber verwehrt wird. Die Generation 55 plus hat sich in Frankreich ihre Positionen schwer erkämpft und fordert von den nachziehenden Frauen denselben harten Kampf und dieselbe Anpassung an viele männliche Normen. Die um die 40-jährigen Frauen möchten jedoch Karriere machen, ohne sich männlichen Normen im Unternehmen bedingungslos zu beugen. Dazu gehören vor allem die familienunfreundlichen Arbeitszeiten mit Schwerpunkt in den Abendstunden, die in Frankreich, aus Sicht der Frauen im gehobenen Management, sehr ausgeprägt sind.
Queen-Bee-Syndrom
Ältere Frauen können nicht akzeptieren, dass die folgende Managerinnengeneration von diesen Normen abweicht, und verweigern ihre Solidarität. Als „Bienenkönigin“, aus dem englischen Queen-Bee-Syndrom, werden in der Literatur Frauen bezeichnet, die im männerdominierten Arbeitsumfeld nach individuellem Erfolg streben, sich selbst von Frauen distanzieren und den Aufstieg weiblicher Nachwuchskräften verhindern. Es ist eine Kombination von mehreren Aspekten, die das Syndrom ausmachen, beispielsweise das Hervorheben männlicher Charakteristika, die Distanzierung von anderen Frauen und die Leugnung der Existenz einer Glasdecke oder von Ungleichheiten, die sich nur für Frauen, in diesem Fall bezogen auf das gehobene Management, ergeben.
Wissenschaftler erklären dieses Syndrom wie folgt. Wenn die Frau zu einer Gruppe gehört, die benachteiligt ist oder einer Minderheit angehört, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau die Eigenschaften der Gruppe als nicht wichtig oder wertvoll betrachtet. Abwertung oder stereotypische Diskriminierung von Frauen empfindet die Bienenkönigin als Bedrohung ihrer sozialen Identität. Im Zuge dessen ist eine der möglichen Bewältigungsstrategien die eigene Distanzierung von der benachteiligten Gruppe, um Akzeptanz innerhalb der höhergestellten Gruppe zu suchen. In einem männerdominierten Arbeitsumfeld geschieht dies durch die Übernahme männlicher Eigenschaften oder Wertemuster.
Auf dem World Women Forum in Paris 2019 wurde dieses Thema vor den über 2.000 Teilnehmerinnen artikuliert und diskutiert. Dabei wurde um Verständnis für die ältere Frauengeneration in Frankreich geworben, die sehr hart gekämpft hat, um in die Männerbündnisse im Management aufgenommen zu werden. Das Thema Rivalität unter Frauen in Frankreich verdeutlicht einerseits den harten Kampf der Französinnen im Management und andererseits das belastete Verhältnis der Geschlechter untereinander.
M.C.: Ich denke, es liegt hinter uns. Vielleicht täusche ich mich. Es gibt die gegenseitige Hilfe zwischen Frauen. Ich denke, dass es heute Realität geworden ist. Außerdem sprechen wir über „Sororité“, Schwesternschaft, ein neues Wort, das extra dafür erfunden wurde. Ich denke, heute ist dieses Kliff überwunden. Aber es gab und gibt noch Welten, in denen Frauen sich nicht helfen, sich aber immer noch als Konkurrenten sehen. Nun, vielleicht ist das ein Punkt. Ich wurde immer als eine Frau betrachtet, die vielen anderen Frauen geholfen hat. Ich war auch immer von vielen Frauen umgeben. Die Frage ist, wie wir die Ankunft einer neuen Frau z. B. im exekutiven Team sehen, als „es ist großartig, da ist eine neue Frau mehr“, oder „ah ja, okay, wird sie mich vielleicht in den Schatten stellen? “. Voila. Es ist die Frage, wie man das sieht.
Al.: Es gibt ein Syndrom von Frauen in sehr hohen Positionen, und von denen habe ich hier in Frankreich einige getroffen, die sagen: „Ich bin dort angekommen, weil ich gekämpft habe und mich verhalten habe, als wäre ich ein Mann und jetzt werde ich doch wohl nicht anderen Frauen helfen, ihr Leben zu verbessern. Denn ich bin dort oben angekommen, ohne dass mir jemand geholfen hat“. Ein Beispiel. Situationen, in denen es einige Frauen gibt, die anderen Frauen nicht helfen wollen. In einer großen französischen Zeitung gibt es eine bekannte Journalistin, die mir folgendes erzählte: „Wissen Sie in der Redaktion kommen alle gegen elf Uhr und gehen gegen 21 Uhr. Ich aber starte um acht Uhr an und gehe um 18.30 Uhr. Als es die Galette des Rois (den Neujahreskuchen) gab, wurde die Feier verschoben. Ich wartete darauf, dass die Feier nun endlich starten würde. Es war unerträglich. Endlich fing das Galette–Essen an, aber alle Mütter waren bestraft. Um 19 Uhr.
Und ich dachte, ich komme zu spät nach Hause und sehe die Kinder nicht. Es gab also ein bisschen Spannung in dieser Situation. Es waren ein Dutzend Leute. Und irgendwann explodierte eine der älteren Journalistinnen und sagte: „Nein, warte, glaubst du, dass ich irgendwann um 18:30 Uhr gehen konnte?“ Und meine Freundin antwortete: „Na und? Es ist nicht so, dass weil Du nicht um Deine Position gekämpft hast, dass Du andere davon abhalten müsst, für ein Familiengleichgewicht zu kämpfen! Es ist schrecklich, was du tust.“ Die ältere Journalistin auf der anderen Straßenseite fing an zu weinen und sagte: „Du hast Recht. Mir tut es leid, dass ich diese Kraft nicht hatte, für die Zeit mit meinen Kindern zu kämpfen. Für diese wichtigen Momente. Und in gewisser Weise kann ich dich nicht akzeptieren, denn du hast den Mut, es zu tun, und Du wirst dafür nicht bestraft. “
Unsolidarische Frauen
L.: Ich denke, Frauen sind nicht solidarisch hier. Ich bin vor Kurzem zu dem Schluss gekommen, dass der Hauptgrund, warum Frauen es nicht schaffen werden, darin besteht, dass es immer noch diesen biologischen Instinkt gibt, gegen die andere Frau zu kämpfen, den die Männer nicht haben. Männer, sie kämpfen vielleicht, wenn sie um etwas kämpfen, und das ist normal, aber wenn nicht, kooperieren sie gegenseitig und helfen einander. Frauen, wenn sie in verschiedenen Unternehmen oder in einer anderen Branche tätig sind, tun wir das natürlich auch. Wenn es um dieselbe Branche geht, denke ich, Frauen sind die schlimmsten Feinde.
Ich bin wirklich traurig, das sagen zu müssen. Ich habe es vor einem Jahr erlebt, als mein früherer CEO mir eine andere Stelle angeboten hat und er wollte, dass ich eine Frau ersetzte, die sich entschieden hatte zugehen. Sie war eine Frau, die seit 18 Jahren im Unternehmen war. Sie beschloss, das Unternehmen zu verlassen, niemand hatte sie heraus gedrängt. Jetzt ging sie und war frustriert, weil ihr niemand etwas Höheres intern angeboten hatte, also war sie sehr bitter. Er bot mir diese Position an. Sie fand heraus, dass mir die Stelle angeboten wurde, ging zu unserem Aktionär und sie sagte ihm, dass ich den Job nicht bekommen sollte. Ich bin mit ihr immer gut ausgekommen. Jetzt konnte sie nicht verwinden, dass ich den Job bekommen sollte. Und das, obwohl sie gehen wollte.
Die Eifersucht unter Frauen, weil es so schwer ist, nach oben zu kommen
An diesem Tag wurde mir klar, dass, wenn wir im Wettbewerb um den Job standen, ist das natürlich ein Teil des Lebens und Männer würden dasselbe tun, aber diese Situation „Wow“. Ich denke, es ist so tief verwurzelt in uns Frauen, der Gedanke, dass wir nicht höher kommen, keinen Erfolg weiter oben haben werden. Wenn dann eine es schafft, löst es solche Reaktionen aus. Sie wollte nicht, dass eine andere Frau sie überragt. Ich denke, das war das Problem. Es gibt Eifersucht unter Frauen, weil es so schwierig ist, nach oben zu kommen. Ich glaube fest daran, dass, wenn wir Frauen das nicht alle ändern, werden wir es niemals schaffen, niemals.
Is.: Die drei Unternehmen waren männliche Welten. Absolut, und deshalb wollte ich etwas tun. Die erste war die Schiffsindustrie und die 1980er–Jahre und es gab nur Männer. Und in der Kanzlei, in der ich war, gab es nur eine Frau und sie heiratete einen der älteren Partner. Also trat sie zurück und ich war alleine. Dann kam ich in eine sehr männliche Kanzlei und blieb zwölf Jahre. Und nach XY sieht es so aus, als wäre es mein Schicksal. Mein Schicksal brachte mich in eine Männergesellschaft, um vielleicht die Reaktion zu provozieren, mich für die Sache einzusetzen. Und es hatte wohl etwas meiner Erziehung zu tun, denn mein Vater sagte zu mir: „Du wirst es genauso gut machen, wie dein Bruder.“ Ich war sehr Mädchen. Ich liebe den Geschmack, ich liebe Mode. Gleichzeitig bin ich meiner Karriere sehr verpflichtet. Und ich habe nie gezweifelt.
Und ich bin auf schwierige Situationen gestoßen. In der Tat. Es gab einige schwierige Momente. Wenn Sie alleine als Französin in den 1980er an der Wall Street sind und nicht so gut Englisch sprechen und alle andere Frauen von einem der Männer, der sie heiratet, beschützt werden, befinden wir uns nicht im selben Garten. Und als ich dann in die Kanzlei kam, wo es nur eine Frau gab, die nach einem Jahr weggeheiratet wurde, und ich war dann wieder die einzige Frau. Ich habe Wege für Frauen geöffnet. In der Tat mache ich immer den Weg frei für eine Frau, die meinen Platz hinter mir einnimmt und die alles hinter mir hat, mit allem, was ich eröffnet habe. Ich bin also eine Vorläuferin.
E.: Das ist eine interessante Frage. Ich hatte früher eine Mentorin. Mentoren sind sehr wichtig. Frauen sind keine guten Mentoren für Frauen, generalisiert. Ich denke, da gibt es ein echtes Problem. Frauen, die Frauen beraten, es gibt Wettbewerb und dies und das. Wenn die Frau älter ist als die Mentee ist, dann gibt es Eifersucht, das keine großartige Sache.
Testimonials zum Buch:
„Ein Fundus von Erfahrungsberichten weiblicher Rollenvorbilder aus aller Welt – nicht nur wertvoll für Frauen, die im Beruf weiterkommen wollen, sondern auch für Unternehmen, die sich durch Vielfalt mehr Wettbewerbsvorteile erhoffen.“
Hong Chow, China-Chefin Roche, Aufsichtsrätin Beiersdorf AG
„Internationale authentische Erfahrungsberichte von Topmanagerinnen aus verschiedenen Ländern verknüpft mit fundierter wissenschaftlicher Analyse der Aufstiegsfaktoren für Frauen im Management. Ein Blick über die Ländergrenzen. Empfehlenswert!“
Professor Dr. Jutta Rump, Managing Director, Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
„Topmanagerinnen aus fünf Nationen geben Einblicke, wie sie ihre Karrieren strategisch planen und Barrieren abbauen. Der Autorin Dr. Bettina AL-Sadik-Lowinski ist es gelungen, die kulturellen Unterschiede und auch Gemeinsamkeiten dieser Frauen herauszuarbeiten. Sehr lehrreich, lesenswert und wissenschaftlich fundiert.“
Manuela Rousseau, Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Autorin
„Endlich. Internationale Rollenvorbilder berichten darüber, was Frauen brauchen, um weiter aufzusteigen. In den Zitaten steckt ein globaler Fundus, der Frauen hilft Barrieren erfolgreich zu meistern.“
Christine Rittner, ehem. Global CHRO, Vorstand, Lidl
„Eine Reise durch die Karrierewelten von Frauen aus verschiedenen Kulturen. Solidarität von Frauen für Frauen. Sehr empfehlenswert.“
Marion Welp, Attorney at Law, Chief Human Resources & Legal Affaires Officer, Member Executive Management Team, Aufsichtsrat, Esprit
„Internationale Karrierewelten von Frauen. Frauen in Führungspositionen reden Klartext. Eine tolle Initiative. “
Sonja Mechling, Head of Global Marketing, UX & Digital Innovation, Schindler Group