Fragebogen „Nahaufnahme“ mit Baurechtler Ralf Leinemann, der Volltöner-Typen zum Kochen bringt

Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Ralf Leinemann, Gründer der Baurechtskanzlei Leinemann & Partner, der in prominenten Fällen wie dem Bau der Elbphilharmonie beteiligt ist.

 

Leinemann & Partner (Foto: PR/markusfeger.com)

 

Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut.

Wir beraten als Anwaltskanzlei bei Bauprojekten aller Art – also wenn die Bagger kommen – und bei öffentlichen Beschaffungsvorhaben. Hier nicht nur Bau, sondern alles, was die öffentliche Hand braucht, von Dienstpistolen über Krankenhausmaterial bis zur Werbeagenturleistung und der IT-Beschaffung. Und bei den Bauprojekten führen wir auch viele Prozesse vor Gericht.

 

Womit beginnt Ihr Tag?

Ich sehe nicht vor sieben Uhr auf, dann gibt´s ein ausgiebiges Frühstück mit Lektüre der Zeitung – jetzt ist es mal wieder der „Tagesspiegel“. Vor 9.30 Uhr bin ich normalerweise nicht im Büro. Im Sommer liebe ich mein Frühstück im Garten.

 

Was unterscheidet Sie als Chef von anderen Chefs im Auftreten und im Behave?

Bis ich mein Büro erreicht habe, laufe ich jeden Morgen sicher an 25 Büros vorbei: Es ist ein langer Weg durch zwei Etagen und von einer Gebäudeseite auf die andere. Wer Kummer hat, fängt mich auf dem Weg schon mal ab. Da erfahre ich schon so manches.

 

… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten?

Er regt sich nur selten auf, brüllt nicht, wirft keine Gegenstände nach uns und hält Zusagen ein. Das tun andere offenbar nicht, sondern sind eher barocke Chefs. Ich wundere mich immer, wenn neue Mitarbeiter bei uns anfangen, dass das bei vielen anderen Anwälten so gar nicht selbstverständlich ist. Und mir wird nachgesagt, ich habe ein gewinnendes Wesen.

 

Tee oder Kaffee?

Beides und viel in allen Variationen. Dazu die tägliche Karaffe Leitungswasser.

 

Ihr Spitzname ist…?

In meiner Schulzeiten hieß ich Linus, das klang so ähnlich wie mein Nachname – und die Peanuts waren damals cool. In meinem Sekretariat nennen sie mich manchmal  Chefchen wegen meiner Liebe zum Diminutiv wie „unser Gegnerchen macht Krawallchen“.

 

Verraten Sie eine Marotte.

Ich bin Kunstsammler und kann an keiner Galerie vorbeigehen. Ich kaufe ständig neue Kunstwerke und habe alle unsere sechs Büros mit reichlich Gegenwartskunst vollgehängt. Da ist es ein Glück, dass ich in einer Kunst- und Künstler-affinen Stadt wie Berlin wohne.

 

Was bringt Sie in Harnisch?

Wenn es hier in Berlin vier Wochen dauert, bis ich ein Auto zugelassen bekomme. Ansonsten im Beruf: Ignoranz und damit verbundener, mangelnder Einigungswille oder bei Richtern mangelnde Schlichtungskompetenz. Es nervt mich, wenn vor allem Anwälte nicht über ihren eigenen Schatten springen können und Verhandeln mit Dozieren verwechseln. Und Architekten, die vor lauter Stolz über ihren genialen Entwurf vergessen, dass ein Gebäude den Nutzern dienen soll und nicht umgekehrt.

 

…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?

Die Leute spüren es schon, wenn ich sie für blöde halte. Und je blöder mir jemand kommt, umso weniger erreicht er bei mir. Das bringt vor allem Volltöner-Typen zum Kochen.

 

Was möchten Sie gerne in Rente machen?

Reisen zu Orten der Gegenwarts-Kunst wie Japan, Dallas oder Südafrika. Ich möchte auch eines Tages mal im Zeppelin fliegen. Und vielleicht schreibe ich auch einen Roman zum Thema „Unfähiger Bauherr ruiniert ein Infrastrukturprojekt“ – da habe ich reiches Anschauungsmaterial von Bahnhöfen über Häfen bis hin zu Brücken.

 

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Ihre Spleens. Mein 95-jähriger Nachbar komponiert täglich auf seinem Klavier, macht Hausmusik mit seinen Gästen, die dazu Tuba blasen und gibt immer noch Aufführungen, herrlich. Und: Wenn andere mich gut unterhalten können.

 

Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?
Ein Auto wie mein über 50 Jahre alter Citroen DS. Das Kunstwerk „Die kleine Mutter“, eine Skulptur von Erwin Wurm, eine Wärmflasche auf zwei Füßen aus Muranoglas. Und ein Telefon.

 

Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?

Ein Rockstar – einfach mal auf die Bühne gehen, einen reißen und den Saal zum Toben bringen.

 

 

(Foto: Leinemann)

„Den Künstler, der diese Leuchte für mich baute, spürte ich vor zehn Jahren in Kreuzberg auf, 3. Hinterhof, 4. Etage. Frank Buchwalds Mailadresse hatte ich in einer Architekturzeitschrift gefunden. Er hat eine richtige Metallbauwerkstatt, mit einer 100 Jahre alten Drehbank und anderen mechanischen Einrichtungen. Diese und andere Leuchten stellt er komplett in Handarbeit mit den alten Maschinen her. Ich habe etliche Monate gewartet, bis die Leuchte fertig war. Es war die erste Maschinenleuchte – so nennt Frank Buchwald seine Objekte – die ich von ihm kaufte,  und sie blieb nicht die einzige“, erzählt Ralf Leinemann.

 

 

 

 

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