Ein Teller Nudeln mit Thunfisch mit Linklaters-Anwältin Daniela Seeliger: Über eine erfolglose Rettungsaktion und einen diskriminierenden Restaurantchef im Jahre 2020

Eigentlich wollte Daniela Seeliger Autorin werden. Heute ist sie jedoch Kartellrechtlerin und Partnerin bei der Großkanzlei Linklaters in Düsseldorf. Das war damals, als Teenager in Hamburg. Schreiben machte ihr immer Spaß und Deutsch war ihr stärkstes Fach. In den Klausuren schrieb sie immer Einsen, erzählt sie mir im L´Amina in Düsseldorf bei einem Teller Nudeln mit Thunfisch. Doch ihr Wunsch kam ins Wanken durch eine Hilfsaktion für ihre beste Freundin und eine willkürliche Lehrerin.

 

Daniela Seeliger (Foto: C.Tödtmann)

 

Und dann erzählt Seeliger: Kurz vor Ende des zehnten Schuljahres stand ihre beste Freundin kurz davor, sitzen zu bleiben. Auch wegen der Noten in Deutsch, wo sie immer nur vieren schrieb. Also setzte sich Seeliger während der entscheidenden Klausur in die Bibliothek der Schule und schrieb dort für die Freundin den Aufsatz vor. Damit dieser in Etappen zur Freundin kam und nicht der ganze Text auf einmal, organisierte Seeliger mehrere Mitschüler aus verschiedenen Klassen, die nacheinander die Textteile zu der Freundin in den Klausurraum schmuggelten.

Die Aktion funktionierte zwar, doch das Ergebnis fiel anders aus als erwartet: Die Freundin bekam für Danielas Aufsatz eine Fünf – und noch nicht mal die gewohnte Vier.

Und das fuchste Seeliger so sehr, dass sie im Klassenraum vor versammelter Mannschaft aufstand und mutig bekannte: „Ich habe die Arbeit geschrieben, die Note kann nicht richtig sein.“

Die Folge? Daniela Seeliger bekam ab diesem Moment in den nächsten Jahren bei der Deutschlehrerin selbst nur noch Vieren. Und sie bezweifelte dann, ob sie als Autorin gut genug sein könnte. Keine einzige drei bekam sie fortan – geschweige denn eine Eins wie jahrelang zuvor. Und die Freundin? Die schaffte die Nachprüfung in Mathe und damit auch die Versetzung in die Elf.

 

„Bonden Sie sich doch mit der Kellnerin“

Eines Tages zu den Top-Kartellrechtlern Deutschlands zu gehören, hat sich Seeliger damals sicher nicht vorstellen können. Und das ahnte wohl auch nicht der Restaurant-Chef eines Nobelhotels, der sie zu einem Abendessen mit 20 Managern am Vorabend einer Fachveranstaltung mit den Worten begrüßte: „Sie sind die einzige Frau heute Abend.“  Seeligers Antwort: „Das ist ja in der Wirtschaft öfter so.“ Nach dem Motto, das bin ich gewohnt. Doch dann kam der Satz von ihm, einem gut gekleideten Mittvierziger, der ihr die Sprache verschlug: „Ihr Tisch wird heute Abend von einer Kellnerin betreut, machen Sie sich keine Sorgen. Mit der können sie sich ja dann bonden.“

Bonden, frage ich Seeliger? Gemeint war so etwas wie verbandeln, verbünden, zusammen tun, erklärt sie mir.  Was sie dem Mann daraufhin gesagt hat? Sie habe gelacht: „Da haben Sie unter Diversity-Aspekten auf vielen Ebenen einen rausgehauen.“ Das hat dann gesessen.

 

Nudeln mit Thunfisch im L ´Amina (Foto: C. Tödtmann)

 

 

 

 

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