WiWo-Topkanzleien Kartellrecht und M&A 2019: Welche Kartellrechtler ihren Klienten Millionen sparen

WiWo-Top-Kanzleien Kartellrecht und M&A:

Diese Kartellrechtler sparen ihren Klienten Millionen
(Zuerst erschienen in der gedruckten WirtschaftsWoche Juli 2019)

 

Wenn Kartellsünder ihre Mittäter verpfeifen, kann ihnen das Millionenstrafen ersparen. Kartellrechtsanwälte müssen oft binnen kurzer Zeit Strategien entwerfen – ob sie auch aufgehen, zeigt sich erst Jahre später.

Wird Daniela Seeliger zur Durchsuchung wegen eines Kartelldelikts gerufen, zählt jede Minute. Nur wenn die Partnerin der Kanzlei Linklaters mit ihrem Team vor Ort ist, kann sie schließlich die Arbeit der Beamten überwachen und dabei auf die Rechte ihres Klienten achten. Noch drängender sind aber die Geschehnisse, die zeitgleich an anderen Orten der Republik ablaufen: Parallel werden die anderen Verdächtigen durchsucht – und nutzen die Chance womöglich, um zu gestehen und so ihre Buße zu drücken.

 

Daniela Seeliger, Linklaters (Foto: C.Tödtmann) Düsseldorf u

„Windhundrennen“ nennen Juristen diesen Wettlauf, und es ist eine Art Königsdisziplin des Kartellrechts. Wer in den paar Stunden die richtigen Anwälte auf seiner Seite hat, spart möglicherweise Millionen – und gewinnt entscheidende Meter gegenüber den Konkurrenten, mit denen er eben noch gemeinsame Sache machte.

 

 

Wenn die Uhr tickt

Wenn Daniela Seeliger eine solche Meldung erreicht, dann beginnt sie zunächst damit, sich ein Team zusammenzustellen. Mindestens drei weitere Anwälte braucht sie, um zu überwachen, dass die Beamten wirklich nur das mitnehmen, was ihnen der richterliche Beschluss erlaubt. Offensichtlich ist die Skepsis berechtigt: Bei jeder Durchsuchung, erzählt Seeliger, registrierten die Juristen im Schnitt ein Dutzend Übertretungen. Schon im Taxi bespricht die Kartellrechtsexpertin mit den Top-Managern die Strategie. Dafür checkt sie auf dem Smartphone den Durchsuchungsbeschluss der Behörde. Die Faustregel: Je mehr Details im Beschluss, umso mehr Akten hat die Behörde und umso ernster ist die Lage. Wenn die Behörde viel weiß, hat vielleicht ein verärgerter Mitarbeiter geplaudert, oder, viel wahrscheinlicher: Ein Wettbewerber hat einen Kronzeugenantrag gestellt, um ohne Strafe davonzukommen. Und dann tickt nun die Uhr.

Denn in Kartellverfahren müssen alle Durchsuchungen zeitgleich stattfinden. Und alle Durchsuchten überlegen sich parallel, ob sie gestehen sollen, um zumindest eine Strafminderung zu erhalten. Der Rabatt für solche Bonusanträge kann beim zweiten Unternehmen noch 50 Prozent ausmachen, beim dritten 20 Prozent.

 

Existenzbedrohende Strafen

 

Thorsten Mäger, Hengeler (Foto: Hengeler)

Wie eng es beim Rennen um die Prozente zugehen kann, zeigt beispielsweise das Kaffeerösterkartell mit Jacobs als Kronzeuge, das 2008 aufflog: Noch während die Durchsuchungen liefen, gingen beim Kartellamt Anträge von Dallmayr und Melitta ein. Darüber, ob ein Unternehmen überhaupt für die Zeugenaussagen belohnt wird und in welcher Höhe, das entscheidet die Behörde erst Jahre später. Ohne Begründung. Thorsten Mäger von der Kanzlei Hengeler Mueller zumindest hat es nie bereut, seinem Klienten MAN 2011 im Lkw-Kartell zum Geständnis geraten zu haben. 1,3 Milliarden Euro Strafe habe der gespart, erzählt Mäger. Solche Strafen können existenzbedrohend sein. Deshalb müssen die Anwälte zunächst einschätzen, ob ein Vorwurf überhaupt haltbar ist. In 30 Prozent der Fälle finden die Behörden doch kein Kartellvergehen, so Linklaters-Anwältin Seeliger.

 

Weichenstellung binnen Stunden

Die komplizierte Abwägung folgt danach. Denn im Kartellverfahren kann nicht nur die eigentliche Strafe teuer werden, seit einer Gesetzesänderung vor fünf Jahren drohen den Unternehmen zudem hohe Schadensersatzforderungen der Kunden. Für das Lkw-Kartell, das vor acht Jahren aufflog, musste Daimler zunächst eine Rekordbuße von 1,9 Milliarden Euro zahlen. Tausende Unternehmen fordern inzwischen von dem Konzern einen Schadensersatz für überhöhte Preise, Hunderte haben geklagt. Einen ersten Sieg vor Gericht erreichte in diesem Jahr das rheinische Bauunternehmen Matthäi.

Von Mitte nächsten Jahres an sollen Kronzeugen zwar nur noch für eigene Schadensersatzansprüche geradestehen und nicht mehr wie bisher auch für die der anderen Kartellsünder. Für die Anwälte aber macht das die Sache kaum leichter. Innerhalb von Stunden müssen sie die drohende Kartellstrafe und möglichen Schadensersatz gegeneinander abwägen – und sich endgültig zwischen ihnen entscheiden.

 

Die renommiertesten Kartellrechtler

Die renommiertesten Kartellrechtler
Kanzlei/ besonders empfohlene Anwälte

Allen & Overy/ Börries Ahrens, Ellen Braun
Arnold & Porter/ Sebastian Jungermann
Ashurst/ Michael Holzhäuser
Baker & McKenzie/ Christian Horstkotte
Beiten Burkhardt/ Jan Eggers
Blomstein/ Anna Huttenlauch, Max Klasse
BRP Renaud und Partner/ Martin Beutelmann
Buntscheck/ Andreas Boos, Martin Buntscheck
Chatham Partners/ Marco Núñez Müller, Christos Paraschiakos
Cleary Gottlieb Steen & Hamilton/ Wolfgang Deselaers, Romina Polley, Dirk Schroeder
Clifford Chance/ Marc Besen, Michael Dietrich, Joachim Schütze
CMS Hasche Sigle/ Michael Bauer, Rolf Hempel, Harald Kahlenberg, Tim Reher
Commeo/ Johanna Kübler, Stephanie Pautke, Dominique Wagener
Dentons/ René Grafunder, Jörg Karenfort
Esche Schümann Commichau/ Philipp Engelhoven
Fieldfisher/ Christian Bahr, Sascha Dethof
Flick Gocke Schaumburg/ Florian Haus
Freshfields Bruckhaus Deringer/ Uta Itzen, Tobias Klose, Martin Klusmann, Frank Montag, Ulrich Scholz
Gibson, Dunn & Crutcher/ Michael Walther
Glade Michel Wirtz/ Silke Möller, Markus Wirtz
Gleiss Lutz/ Wolfgang Bosch, Ingo Brinker, Ulrich Denzel, Matthias Karl
Hengeler Mueller/ Thorsten Mäger, Christoph Stadtler
Herbert Smith Freehills/ Marcel Nuys
Heuking Kühn Lüer Wojtek/ Frederik Wiemer
Hogan Lovells/ Falk Schöning, Christoph Wünschmann
Jones Day/ Jürgen Beninca
K&L Gates/ Annette Mutschler-Siebert
Latham & Watkins/ Michael Esser, Sven Völcker
Linklaters/ Carsten Grave, Daniela Seeliger
Menold Bezler/ Jochen Bernhard
Milbank/ Alexander Rinne
Noerr/ Fabian Badtke, Alexander Birnstiel
Norton Rose Fulbright/ Maxim Kleine
Oppenhoff & Partner/ Daniel Dohrn
Oppenländer/ Albrecht Bach, Ulrich Klumpp
Orrick/ Till Steinvorth
Osborne Clarke/ Thomas Funke, Sebastian Hack
P+P Pöllath + Partners/ Daniel Wiedmann
Reed Smith/ Francis Bellen, Tilman Siebert
Reysen Competition Advice and Advocacy/ Evelyn Niitväli, Marc Reysen
Schulte Riesenkampff/ Christoph Peter
Simmons & Simmons/ Jens Steger
Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom/ Thorsten Goetz
SZA Schilling, Zutt & Anschütz/ Hans-Joachim Hellmann
Taylor Wessing/ Manuel Nagel
White & Case/ Tilman Kuhn
WilmerHale/ Team

Reihenfolge nach Alphabet, Quelle: HRI 2019

 

Die renommiertesten M&A-Anwälte

Die renommiertesten M&A-Anwälte
Kanzlei/besonders empfohlene Anwälte

AC Tischendorf/ Sven Tischendorf
Allen & Overy/ Christian Eichner, Nils Koffka
Arqis/ Jörn-Christian Schulze
Beiten Burkhardt/ Oliver Köster
Berner Fleck Wettich/ Carsten Wettich
Cleary Gottlieb Steen & Hamilton/ Michael Ulmer
Clifford Chance/ Nicole Englisch, Christoph Holstein, Anselm Raddatz
CMS Hasche Sigle/ Hendrik Hirsch, Thomas Meyding
Dechert/ Andreas Vath
Dentons/ Christof Kautzsch
DLA Piper/ Nils Krause, Benjamin Parameswaran
EY Law/ Jan Feigen, Maximilian Koch
Freshfields Bruckhaus Deringer/ Andreas Fabritius, Ralph Kogge, Christoph Seibt, Rick van Aerssen, Stephan Waldhausen
Gibson, Dunn & Crutcher/ Lutz Englisch, Dirk Oberbracht
Gleiss Lutz/ Christian Cascante, Ralf Morshäuser, Cornelia Topf, Jochen Tyrolt
Greenberg Traurig/ Nicolai Lagoni
GSK Stockmann/ Max Wilmanns
Gütt Olk Feldhaus/ Kilian Helmreich, Sebastian Olk
Hengeler Mueller/ Christopf Jäckle, Thomas Meurer, Maximilian Schiessl, Jochen Vetter, Hans-Jörg Ziegenhain
Herbert Smith Freehills/ Sönke Becker
Hogan Lovells/ Matthias Jaletzke, Nikolas Zirngibl
Huth Dietrich Hahn/ Sebastian Kühl
Kirkland & Ellis/ Benjamin Leyendecker
Latham & Watkins/ Oliver Felsenstein, Tobias Larisch, Nikolaos Paschos, Rainer Traugott, Stefan Widder
Linklaters/ Staffan Illert, Kristina Klaaßen-Kaiser, Claudia Schneider, Ralph Wollburg

Lupp + Partner/ Matthias Lupp
Luther/ Eberhard Kalbfleisch, Elisabeth Lepique
Menold Bezler/ Vladimir Cutura
Metis/ Andreas Rasner
Milbank/ Michael Bernhardt, Norbert Rieger
Noerr/ Jens Liese
Norton Rose Fulbright/ Marco Niehaus
Oppenhoff & Partner/ Myriam Schilling
Orrick/ Christoph Brenner
P+P Pöllath + Partners/ Matthias Bruse, Frank Thiäner
Raschke von Knobelsdorff Heiser/ Dominik Ziegenhahn
Raue/ Andreas Nelle
Renzenbrink & Partner/ Ulf Renzenbrink
Schmidt-Jortzig Petersen Penzlin/ Bjarne Petersen
Seitz/ Daniel Grewe
Sidley Austin/ Volker Kullmann
Skadden, Arps, Slate, Meagher & Flom/ Jan Bauer, Holger Hofmeister
SKW Schwarz/ Stephan Morsch
Sullivan & Cromwell/ Carsten Berrar
SZA Schilling, Zutt & Anschütz/ Thomas Liebscher, Jochem Reichert Carsten Berrar
Watson Farley & Williams/ Torsten Rosenboom
Wendelstein/ Philipp von Bismarck
White & Case/ Roger Kiem
WilmerHale/ Christian Crones

Reihenfolge nach Alphabet, Quelle: HRI 2019

 

Jury und Methodik
Wie die Top-Kanzleien und -Anwälte ermittelt wurden
Für die Listen der besten Kartell- und M&A-Anwälte befragte das Handelsblatt Research Institute (HRI) über 4400 Juristen in 223 Kanzleien nach den renommiertesten Kollegen. Diese Liste wurde dann einer Expertenjury vorgelegt. Daraus entstand das Ranking für M&A mit 49 Kanzleien und 81 Anwälten und das für Kartellrecht mit 47 Kanzleien und 78 Anwälten. Bei M&A saßen Martin Schlag (Thyssenkrupp), im Kartellrecht Mathias Traub (Bosch) und Sebastian Lochen (Thyssenkrupp) in der Jury, für beide Gebiete zusätzlich Bettina Holzwarth (Bosch), Claas Westermann (RWE), Jan Eckert (ZF Friedrichshafen) und Achim Schunder (C.H. Beck).

 

Die Juroren:

Martin Schlag (Thyssenkrupp), im Kartellrecht

Martin Schlag (Foto: Thyssenkrupp)

 

Mathias Traub (Bosch)

Mathias Traub, Bosch (Foto: Presse)

 

Sebastian Lochen (Thyssenkrupp)

Sebastian Lochen (Foto: Thyssenkrupp)

 

Bettina Holzwarth (Bosch)

Bettina Holzwarth, Bosch

 

 

Claas Westermann (RWE)

Claas Westermann, RWE (Foto: RWE)

 

 

Jan Eckert (ZF Friedrichshafen)

Jan Eckert, ZF Friedrichshafen

 

 

Achim Schunder (C.H. Beck)

Achim Schunder, Verlag C.H. Beck

 

 

 

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