Am Anfang glauben sie noch an einen Irrtum
Das neue Ranking Wirtschaftswoche Topkanzleien zeigt die renommiertesten Anwälte und Kanzleien für Wirtschaftsstrafrecht und Compliance.
Welchem Irrtum unterliegen fast alle Manager, die ins Visier der Staatanwaltschaft kommen? Die Durchsuchungen erleben und womöglich erst mal in U-Haft landen? Sie glauben an einen Irrtum, sagt Wirtschaftsstrafverteidiger Jürgen Wessing aus Düsseldorf. Und diesen Irrtum wollen Sie dem Staatsanwalt gerne mal persönlich erklären, dann werden sich Vorwürfe schon in Luft auflösen, meinen Sie. Nach einer Nacht in U-Haft dämmert ihnen dann, dass alles ernst ist und sich dann doch nicht so schnell aus der Welt schaffen lässt.
Die Möglichkeiten für Manager, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen, sind so groß wie nie. Die Staatsanwaltschaften haben seit dem Siemens- und dem Ferrostal-Skandal aufgerüstet: sie haben mehr Staatsanwälte als früher und Schwerpunktstaatsanwaltschaften für Weiße-Kragen-Delikte gelten als Karrieresprungbrett.
Razzien sind an der Tagesordnung

Wirtschaftsstrafverteidiger Jürgen Wessing, Wessing & Partn
Razzien von Unternehmen und Privatwohnungen wegen Kartellabsprachen oder wegen Cum-Ex-Fällen sind an der Tagesordnung. Geschenke von Geschäftspartnern können ruckzuck Compliance-Verstöße darstellen, vom Abgasskandal ganz zu schweigen. Das haben schon namhafte Top-Manager wie Rupert Stadler zu spüren bekommen, der wegen der Dieselaffäre im vergangenen Jahr monatelang in U-Haft bleiben musste.
Zuhören, Gut-Zureden, Trösten
Man kann heute nicht mehr in der Wirtschaft arbeiten, ohne nicht mindestens einmal im Leben einem staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahren ausgesetzt zu sein, meint Strafverteidiger André Szesny von Heuking Kühn in Düsseldorf. Dann müssen Anwälte wie er fast wie Pfarrer arbeiten: 50 Prozent meiner Zeit verbringe ich mit beschuldigten Managern dann mit Zuhören, Trösten und Gut-Zureden, erzählt Szesny.

André Szesny (Foto: Heuking)
Auch Unternehmen, die ins Visier von Staatsanwälten geraten, können nach einer Razzia oft wochenlang nicht mehr zum Tagesgeschäft zurückkehren. Dann stellen sie selbst mit Hilfe von Dutzenden von Juristen sogenannte Internal Investigations an, um strafrechtliche Vorwürfe auch intern aufzuklären. Die verhören dann die Mitarbeiter und durchforsten Tausende von Mails, die noch nach Jahren zu fatalen, belastenden Beweise werden können.
Die Ranking-Methode
In solchen Momenten ist es wichtig, schnell geeignete Verteidiger zu beauftragen zu können. Hilfe bei der Suche leistet hier das aktuelle WirtschaftsWoche-Topkanzleien Ranking zu Complianceanwälten- und Wirtschaftsstrafverteidigern (siehe Tabellen).
Wie die renommiertesten Anwälte für Wirtschaftsstrafrecht und Compliance gefunden wurden? Im ersten Schritt spürte das Handelsblatt Research Institute (HRI) zunächst 775 Wirtschaftsstrafrechtler und Compliance-Experten aus 118 Kanzleien in Archiven und Datenbanken auf. Diese Peer-Group wurde vom HRI gebeten, die aus ihrer Sicht jeweils fünf renommiertesten Kollegen zu benennen, dabei war eine Eigenbewertung ausgeschlossen. Die daraus entstandene Liste von 269 Anwälten aus 133 Kanzleien wurde im dritten Schritt einer Expertenjury aus Wissenschaft und Industrie vorgelegt. Ihr Votum gaben Sebastian Lochen, Chief Compliance Officer bei Thyssenkrupp von , Roman Reiss, Vice President Compliance bei Bosch, Claas Westermann, Head of M&A Legal von RWE, Jan Eckert, General Counsel von ZF Friedrichshafen und für die wissenschaftliche Seite Achim Schunder, Leiter der Frankfurter Niederlassung bei Verlag C.H.Beck, ab (siehe unten).
Diese Juroren sollten die 269 Anwälte und Kanzleien bewerten und nach Bedarf fehlende Experten hinzufügen. Zuletzt gewichtete das HRI die Antworten aus Umfrage und Juryrunde. Die finale Top-Liste besteht aus den 47 führenden Kanzleien für Compliance mit 67 besonders empfohlenen Anwälte und den 63 führenden Wirtschaftsstrafrechtskanzleien mit 94 besonders empfohlenen Anwälten.
Die renommiertesten Kanzleien und Anwälte für Wirtschaftsstrafrecht* |
Kanzlei/Anwälte |
Brehm & v. Moers/Jens Bosbach, Thilo Pfordte |
Compart & Schmidt/Konrad Schmidt |
Dannenfeldt & Rumpf/Alexander Rumpf |
Dierlamm/Alfred Dierlamm |
DLA Piper/Marius Haak |
DMS Duchon Meißner Schütrumpf/Matthias Schütrumpf |
Dörr & Kollegen/Felix Dörr |
Eckstein & Kollegen/Christian Fröba |
Eisenberg König Shorck/Stefan König |
Feigen & Graf/Hanns Feigen, Walther Graf, Bernd Groß, Tilman Reichling, Matthias Sartorius |
Flick Gocke Schaumburg/Karsten Randt |
FMH/Mayeul Hiéramente |
Freshfields Bruckhaus Deringer/Simone Kämpfer, Max Schwerdtfeger |
Freyschmidt Frings Pananis Venn/Nikolai Venn |
Frick + Partner/Jörg Frick. Florian Jandl |
Gercke Wollschläger/Björn Gercke |
Gillmeister Rode Schmedding/Ferdinand Gillmeister |
Grub Brugger/Norbert Scharf |
HammPartner/Regina Michalke, Thomas Richter |
Hart-Hönig/Kai Hart-Hönig |
Heuking von Coelln/Christian Heuking |
Ignor & Partner/Alexander Ignor, Björn Krug |
Kantenwein Zimmermann Spatscheck & Partner/Rainer Spatscheck |
Kapellmann und Partner/Oliver Kraft |
Kempf Schilling + Partner/Johannes Corsten, Eberhard Kempf, Hellen Schilling |
Kipper + Durth/Hanno Durth, Oliver Kipper, Stefanie Schott |
Kirchner Lehmbruck/Juliane Kirchner |
Knierim & Kollegen/Christian Rathgeber |
KPW/Jan Philipp Book |
Krause & Kollegen/Philipp Gehrmann, Daniel Krause, Patrick Teubner |
Kury/Otmar Kury |
Langrock Voß & Soyka/Till Soyka, Marko Voß |
Leitner & Kollegen/Werner Leitner |
Livonius/Antje Klötzer-Assion |
Lohberger & Leipold/Stephan Beukelmann, Klaus Leipold |
Matt/Holger Matt |
*nach Alphabet; Quelle: HRI/WirtschaftsWoche 2019
Die renommiertesten Kanzleien und Anwälte für Compliance* |
Kanzlei/Anwalt |
AGS Legal/Jan Kappel |
Beiten Burkhardt/Jörg Bielefeld |
Bird & Bird/Carsten Beisheim |
BRP Renaud & Partner/Susanne Jochheim |
Clifford Chance/Heiner Hugger, David Pasewaldt |
CMS Hasche Sigle/Wolfgang Richter, Thomas Sonnenberg |
Debevoise & Plimpton/Thomas Schürrle |
DLA Piper/Christian Schoop, Jürgen Taschke |
Esche Schümann Commichau/Philipp Engelhoven |
Fieldfisher/Sascha Dethof |
FPS/Georg-Peter Kränzlin |
Freshfields Bruckhaus Deringer/Andreas Fabritius, Martin Klusmann, Norbert Nolte, Stephan Waldhausen |
Gibson Dunn/Benno Schwarz |
Glade Michel Wirtz/Jochen Markgraf |
Gleiss Lutz/Michael Arnold, Eike Bicker, Dirk Scherp |
GSK Stockmann/Eric Mayer |
Heinz & Zagrosek/Silke Heinz |
Hengeler Mueller/Lukas Ritzenhoff, Wolfgang Spoerr, Dirk Uwer |
Herbert Smith Freehills/Dirk Seiler |
Heuking Kühn Lüer Wojtek/André Szesny |
Hoffmann Liebs/Christoph Schmitt |
Hogan Lovells/Sebastian Lach, Désirée Maier |
Jones Day/Karin Holloch |
Kapellmann und Partner/Vivien Veit |
KMZ Kullen Müller Zinser /Ulrike Paul |
Knierim & Kollegen/Thomas Knierim |
KPMG Law/Konstantin von Busekist |
Latham & Watkins/Thomas Grützner, Tobias Larisch, Markus Rieder, Tim Wybitul |
Linklaters/Daniel Pauly, Klaus Saffenreuther |
Luther/André Große Vorholt |
Lutz Abel/Kilian Esswein |
Noerr/Christian Pelz, Martin Schorn |
Pohlmann & Company/Andreas Pohlmann, Horst Schlemminger |
PwC Legal/Tobias Gans |
Redeker Sellner Dahs/Heiko Lesch, Michael Winkelmüller |
Reed Smith/Rolf Hünermann |
Roxin/Andreas Minkoff, Oliver Sahan |
Rübenstahl/Markus Rübenstahl |
Simmons & Simmons/Sascha Kuhn |
Dies sind die Juroren aus Industrie und Wissenschaft:
Roman Reiss von Bosch, Jan Eckert von ZF Friedrichshafen, Achim Schunder vom Verlag C.H.Beck, Claas Westermann von RWE und Sebastian Lochen von Thyssenkrupp.

Roman Reiss (Foto: Bosch)

Jan Eckert (Foto: ZF Friedrichshafen)

Achim Schunder, Verlag C.H. Beck

Claas Westermann (Foto: RWE)

Sebastian Lochen (Foto: Thyssenkrupp)
Lesehinweis Interview Jürgen Wessing (Paid):

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