Buchauszug Reinhard Sprenger: „Sprengers Spitzen – 42 unbequeme Management-Wahrheiten“

Buchauszug Reinhard K. Sprenger: „Sprengers Spitzen – 42 unbequeme Management-Wahrheiten“

 

Reinhard Sprenger ist Autor und Management-Experte (Foto: © Stefan Thomas Kröger/WirtschaftsWochePresse)

 

 

Respektiert die Unterschiede!

Ein guter Führungsstil ist einer, der eigentlich keiner ist – stattdessen ehrt er die Individualität der Mitarbeiter.

„Führe so, wie du selbst geführt werden willst!“ Dieser Imperativ, in Anlehnung an Immanuel Kant, ist sehr verbreitet. Als normatives Zentrum für das Konstrukt Führungsstil klingt er zunächst plausibel und alltagstauglich. Schaut man genauer hin, ist er sowohl pragmatisch als auch moralisch fragwürdig. Er unterstellt Mitarbeiter als homogene Masse, als Belegschaft, als Personal. Diesem Kollektiv-Singular steht ein Chef mit seiner Art des Führens undifferenziert gegenüber. Vorausgesetzt wird also ein vereinheitlichter Mitarbeiter, der überdies die Werte seines Chefs teilt. Der kann dann von sich auf andere schließen nach dem Motto: „Ich habe einen Schlüssel, der auf alle Schlösser passt: Ich bin es selbst.“

 

„One size fits all“ funktioniert für Baseballkappen. Aber auch für Menschen? Wo bleibt der Respekt vor dem Besonderen? Dem Individuellen? Wie war das mit den Bemühungen um Diversity? Ist sie nur dann gut, wenn sie sich an den Standard hält? Nimmt man für einen Moment den Chef als Produzent von Führung und die Mitarbeiter als Kunden – woran hat er sich sinnvollerweise zu orientieren? Am Bedürfnis der Kunden, an der Nachfrage der Mitarbeiter. Und diese dürften sehr unterschiedlich sein, etwa so wie externe Kunden.

 

Chefs müssen sich Besonderheiten der Mitarbeiter anpassen

Wenn man also anerkennt, dass der Angestellte ein Individuum ist, dann kann ein Führender nicht einen einzigen Führungsstil exekutieren. Er muss ihn mit Blick auf die Erfordernisse des Geführten wählen und sich dessen Besonderheiten anpassen. Sicher, das wird nur eingeschränkt möglich sein; der Chef ist kein Chamäleon. Aber das, was man mit Blick auf den Kunden als „customer driven“ bezeichnet, warum sollte das mit Blick auf den Mitarbeiter falsch sein? Auch den muss man doch permanent für die Zusammenarbeit gewinnen.

 

Wenn Führung heißt, die Leistung anderer zu fördern, dann bedingt das ein Verhalten, das zu dem Mitarbeiter passt. Damit ist Führung weniger mit den Werten und Neigungen des Chefs verbunden, sondern mit dem Erfordernis des konkreten Angestellten in einer bestimmten Situation. Achtsamkeit ist gefordert, Hinschauen, Hinhören, Interesse am Anderssein des anderen.

 

Unterschiedlichkeit gewinnbringend einsetzen

Erfolgreiche Führung beachtet die Besonderheit des Mitarbeiters. Nur wenn sie individuelle Bedürfnisse respektiert, kann sie ihn erreichen und dessen Leistung fördern. Denn der Mitarbeiter ist dann gut, wenn er möglichst er selbst sein darf. Wenn also nicht sofort der Großkonsens der Gleichmacher zuschlägt, dann wird man den Menschen sowohl moralisch als auch betriebswirtschaftlich gerecht, indem man ihre Unterschiedlichkeit wahrnimmt und für das Unternehmen gewinnbringend einsetzt. Dann darf man nicht nur Menschen für Jobs suchen, sondern muss auch Jobs für Menschen flexibilisieren.

 

Wir brauchen den Schutz des Individuellen, um die Quellen der Ideen fließen zu lassen und Kraft aus ihnen zu schöpfen. Es ist daher hilfreich, sich von der Idee des Führungsstils zu lösen. Denn dahinter steckt ein unintelligenter Konformismus, der weder mit Ökonomie noch mit Ethik vereinbar ist.

Reinhard K. Sprenger: „Sprengers Spitzen – 42 unbequeme Management-Wahrheiten“, Handelsblatt Fachmedien, 100 Seiten, 19,80 Euro, Erschienen:12. September 2018; Bestelladresse www.sprengers-spitzen.de

 

 

 

 

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