Wenn Unterschriften „nichts weiter als eine Kenntnisnahme“ sein sollen

Keine Zeit für Verwantwortung

Es ist schon putzig: Da legen gestandene Top-Manager eine Bilderbuchkarriere hin und kassieren Millionengehälter und Millionenprämien. Über Jahre. Und kaum dass sie sich mal vor Gericht verantworten sollen, kommen sie mit den merkwürdigsten Argumenten daher – und schämen sich nicht mal: Josef Ackermann etwa, der Ex-Chef der Deutschen Bank hat – so schreibt heute die „Rheinische Post“ – seine Falschaussage vor Gericht im Kirch-Prozess wohl Ende Januar bereits der Staatsanwaltschaft München schriftlich mitgeteilt. Dass er dem Gericht nicht die Wahrheit gesagt habe.

So gut, so schlecht. Doch drollig, dass und welche Gründe der Top-Manager dafür bemüht:

1. Nur aus großem Zeitdruck und weil er sich

2. deshalb nicht ausreichend auf seine Zeugenaussage vorbereiten konnte, habe er die Unwahrheit gesagt.

Und

3. es sei möglich, dass die Rechtsabteilung der Deutschen Bank – hier würde man eigentlich die Namen der betreffenden Juristen erwarten – ihn dahingehend beeinflusst habe.

http://www.rp-online.de/politik/ackermann-soll-falsche-aussage-gestanden-haben-aid-1.4509280

 

Ferngesteuert und ohne Zeitmanagement?

Das bedeutet: Ackermann sagt, dass er weder Prioritätenliste noch sein Zeitmanagement im Griff hat. Dass deutsche Gerichte immer noch nicht auf seiner Prioritätenliste ganz oben stehen. Und dass er irgendwie fremdbestimmt gehandelt habe, quasi ferngesteuert von den Juristen seines Ex-Unternehmens.

 

Unternehmensstrafrecht nötig?

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty lässt grüßen, sein geplantes Unternehmensstrafrecht ist vielleicht doch eine gute Idee – wenn selbst Top-Manager mit dem Finger auf eine ganze Abteilung zeigen nach dem Motto „die waren´s“.

Ackermann ist denn auch kein Einzelfall. Der Ex-Vorstands-Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnemacher, machte vor den Richtern vom Landgericht originelle Ausführungen: Seine Unterschrift – im konkreten Fall unter einer Kreditvorlage – sei  „nichts weiter als eine Kenntnisnahme“ gewesen. Eine Untreue dagegen, eine Pflichtverletzung gegenüber seiner Bank? Absurd.

http://www.abendblatt.de/hamburg/article128724742/HSH-Nordbank-Prozess-Verteidiger-fordern-Freispruch.html

 

Noch nicht lange im Job

Ach, und fast müssig zu sagen, dass Nonnenmacher laut Vorbringen seines Anwalts noch nicht lange im Job als Vorstand war und „volles Vertrauen in die Bank und die Sachkunde seiner Vorstandskollegen“ gehabt hat.

Vielleicht sollte man für Top-Manager dieser Kategorie, die keine Zeit für Verantwortung haben, nur auf andere hören und ihre Unterschrift so interpretieren, wie die Gerichte es keinem Bürgschaftsunterzeichner durchgehen ließen, einfach eine neue Bezeichnung einführen: CEO-Light. Oder Anfänger-CEO.

Das drohende Unternehmensstrafrecht jedenfalls ist mit dem Kindergarten-Benehmen nach dem Motto „Der war´s“ nicht zu verhindern.

 

Weiterer Link zur Sache:  http://www.zpoblog.de/herr-ackermann-und-sein-beitrag-zur-glaubwuerdigkeitsbeurteilung/

 

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