Wenn Juristen ihre Pfade verlassen – am Beispiel von Alexander Graf von Kalckreuth und Boris Krivec und ihrer Brasserie La Provence. Und wofür: Für ein „großes Durcheinander“.

Dass Anwälte umsatteln und Unternehmer werden, ist eher selten. Erst recht, wenn sie es schon weit gebracht haben. Und noch seltener dürften sie im Ausland durchstarten. Alexander Graf von Kalkreuth – der Rechtsbeistand von Karl-Thoedor zu Guttenberg in der Plagiatsaffäre http://www.focus.de/politik/deutschland/plagiatsaffaere-guttenberg-anwalt-keilt-gegen-universitaet-bayreuth_aid_616988.html – macht genau das in den Vereinigten Staaten.

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Vom Urheberrechtsanwalt zum US-Startup: Alexander Graf von Kalckreuth

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Der 41-jährige Urheberrechtsanwalt aus dem schlesischen Adelsgeschlecht hatte bislang Promis vertreten wie Vicky Leandros, Jette Joop oder Alexander Fürst zu Schaumburg Lippe. http://de.wikipedia.org/wiki/Kalckreuth_(Adelsgeschlecht)

Nun baute er in Boston die weltweit größte Asche-Recyclinganlage der Welt wie es die „Welt“ beschreibt.  http://www.welt.de/wirtschaft/article123538857/Guttenberg-Verteidiger-verdient-jetzt-Geld-mit-Muell.html

Sein neues Outfit: „Bauarbeiterschuhe, Kakihose und dicke Jacke“ im „rumpeligen Transporter“ als deutscher Mittelständler im Auslandseinsatz.Investitionsvolumen: 133 Millionen Euro.

Was Kalkreuths Ehefrau, die ZDF-Adelsexpertin Tamara Gräfin von Nayhauß, freilich nicht so sehr beglücken soll, da ihr Mann ihr laut „Welt“ wohl das Gegenteil ursprünglich versprochen hatte: nämlich kürzer zu treten.

Nur eins verriet von Kalckreuth wohl nicht: Warum genau er nicht mehr länger Anwalt sein wollte.

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Die bessere Alternative veranlasste Boris Krivec zum Seitenwechsel

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Womöglich war es einfach die bessere Alternative, so wie bei Boris Krivec. Der Hamburger Anwalt hatte bis 2004 über das Rückwirkungsverbot im völkerrechtlichen Strafrecht promoviert und 2005 seine eigene Kanzlei eröffnet. Doch die gab er kaum ein Jahr später „mit großer Freude“ wieder auf, er sei eben doch „kein typischer Jurist“.

Mit seinem Freund Stephan Hippe hatte er nämlich im März 2005 zeitgleich ein Restaurant eröffnet, in der Eulenstrasse in Hamburg-Ottensen die Brasserie La Provence. Auch Hippe war seiner eigentlichen Profession untreu geworden, denn er war Schauspieler. Beide befanden damals, dass sie ihr Leben ändern wollten, auf dass es „lustiger und das menschliche Umfeld angenehmer“ werde. Ihre Idee: Das Essen muss gut schmecken, selbstverständlich. Aber allzu großes Theater solle man darum nicht machen.  Vielmehr solle es in ihrem Restaurant darum gehen, „gern Gäste und eine gute zeit zu haben“. Und das bei selbst entdeckten Weinen aus Südfrankreich und mit der einfachen, provenzalischen Sonnenküche, wie sie es nennen.

Boris Krivec (l.) und Stephan Hippe, Eigentümer der Brasserie La Provence in Hamburg

Boris Krivec (r.) und Stephan Hippe, Eigentümer der Brasserie La Provence in Hamburg

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Ein anstrengendes Jahr lang war Krivec dann beides nebeneneinander: Anwalt und Gastronom, bis klar war: alles zusammen wurde viel zu viel. Nur eins ging – und was war eben die Liebe zum Kochen. So lautet denn auch der Wahlspruch der beiden Gastronomen: „Es gibt nur ein Vergnügen, das größer ist als die Freude, gut zu essen – die Freude, gut zu kochen.“

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Brasserie La Provence

Brasserie La Provence

Doch eigentlich geht die Geschichte der Beiden noch viel weiter zurück: Kennen gelernt hatten sich Krivec und Hippe schon vor knapp 20 Jahren, 1995. Schon damals spielten sie mit dem Gedanken, ein Restaurant zu übernehmen, aber eines in Südfrankreich: Das Mougins im Departement des Alpes Maritimes in der Nähe von Cannes, mit deren Besitzern Nicolas und Jany Polverino sich die beiden angefreundet hatten. Ihr Restaurant hatte 18 Jahre lang dieselbe Karte und das mit Erfolg. Montags gab es Lasagne, Dienstags Hase in Rosmarin undsoweiter. Jede Woche dasselbe.

Die Idee, dass die zwei Noddeutschen in die Fußstapfen der Polverinos treten wollten,  verwarfen sie zwar wieder, aber die Freundschaft zu dem Ehepaar blieb. Mehr noch, sie wurden Wahlverwandte, beschreibt es Krivec.

Vor diesem Hintergrund entstand an der Côte d’Azur ein wunderbarer Bildband vom Becker Joest Volk Verlag nicht nur mit Krivec und Hippe, sondern gleich mit einem ganzen Team. Die Fotos von stammen Gerd George, die Texte von Judith Stoletzky und 69 französische Rezepte von Krivec und Hippe und Nicola Polverino, Art Direction war Ursula Ritter und fürs Styling war Elke Ruess zuständig.

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Herausgekommen sind Fotos, die ihrer Art suchen und ein optischer Genuss sind – abgesehen von den Geschichten, die sie erzählen – und viele interessante Anekdoten. Der Titel des Gemeinschafts-Werks: „Le Grand Bordel“ (Das große Durcheinander). Zwar sind auf den oppulenten Fotos die Gerichte der beiden Hamburger zu sehen – aber ganz anders als in üblichen Kochbüchern. Sie spielen eher Nebenrollen, die Rezept beginnen auch erst in der zweiten Hälfte des Buchs.

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Warum die Rezepte interessant sein sollen – in der Flut der Kochbücher am Markt? Allein schon weil etliche von ihnen bereits anderen großen Franzosen schmeckten – Christian Dior und Pablo Picasso etwa. Denn Jeanne Polverino, Nicola´s Mutter, war die Köchin bei Dior und seine Tante bei Picasso.

 

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Inzwischen bekam der 245-Seiten-starke Band eine Silbermedaille beim 47.literarischen Wettbewerb der Gastronomischen Akademie Deutschlands 2013.

 

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„Le Grand Bordel“ – Ein Buch über das Essen, die Freundschaft und die Mafia, über den Jet Set und Monsieur Nicolas, selbstbewusste Haushälterinnen, den … Côte d’Azur an den grauen Elbstrand spülten

Bei Amazon: http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&url=search-alias%3Daps&field-keywords=Kochb%C3%BCcher+bordel&rh=i%3Aaps%2Ck%3AKochb%C3%BCcher+bordel

Zu Graf Alexander von Kalckreuth: http://www.focus.de/politik/deutschland/plagiatsaffaere-guttenberg-anwalt-keilt-gegen-universitaet-bayreuth_aid_616988.html

http://www.juve.de/nachrichten/namenundnachrichten/2005/11/medienanwalt-in-eigene-kanzlei-von-kalckreuth-verlaesst-unverzagt

Brasserie La Provence: http://www.brasserielaprovence.de/

 

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