Keine Business-Präsente mehr wegen Compliance? International lieber nicht. Gastbeitrag von Patrick Sourek über fremde Gepflogenheiten

Während in deutschen Firmen das Compliance-Gespenst umhergeht und Geschenke als Ausdruck von Wertschätzung, Respekt oder Dankbarkeit offenbar aus der Mode kommen, sind gerade in weltweiten Geschäftsbeziehungen persönliche Geschenke – immer noch sehr wichtig. Die deutschen, ziemlich nüchternen und sehr sachlichen Gepflogenheiten einfach zu übertragen in andere Länder, ist international womöglich ein Riesen-Faux-Pas.

Patrick Sourek, Interkultureller Trainer bei den Carl Duisberg Centren, warnt deshalb: Weihnachte- und Silvestergrüsse an internationale Geschäftspartner erfordern Fingerspitzengefühl:    

Patrik Sourek, interkultureller Trainer und China-Experte bei den Carl Duisburg Centren

Patrik Sourek, interkultureller Trainer und China-Experte bei den Carl Duisberg Centren

 

Lieber Seasonal Greetings

In vielen Ländern wird Weihnachten gar nicht oder anders gefeiert: China, Indien, Russland oder Ägypten sind da nur einige, bei denen man mit Seasonal Greetings statt Merry Christmas auf der besseren Seite ist. Das gilt auch beispielsweise für die Weihnachtspost in die USA: bei ihren vielen Religionsgemeinschaften ist ein ‚Happy Holiday‘ dort eher angebracht. In Russland schickt man Karten, Emails oder Geschenke ohnehin besser zu Silvester verbunden mit Neujahrsgrüßen.“

 

Beispiel China: Hier ist das Schenken und Beschenkt-Werden wichtiger als in jeder anderen Region der Welt. Geschenke sind mehr als nur eine Aufmerksamkeit. Sie sind eigene Formen der Kommunikation. Aus der deutschen Kultur kommen traditionelles Gebäck oder klassische Musik sehr gut an.

Uhren hingegen sind bei älteren, traditionsverbundenen Menschen tabu, denn sie verkünden den Tod.

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Weisse Geschenke oder Uhren sind in China tabu

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Weiß ist die Farbe der Trauer – Geschenke in dieser Farbe sind besser zu vermeiden.

Ein Regenschirm deutet auf eine Scheidung hin und wer ein Buch bekommt, wird Geld verlieren.

Besser: Gutes Parfum ist bei Chinesinnen sehr beliebt, ebenso kann etwas typisch Deutsches wie etwa ein Bierkrug das ideale Geschenk sein. Wundern Sie sich nicht: Chinesen packen ihre Präsente meist erst dann aus, wenn die Gäste gegangen sind.

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Preisschild dran lassen

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Preisschilder sollten Sie lieber nicht entfernen, denn es ist äußert wichtig, dass Geschenke im gleichen Wert zurückgegeben werden. Kleine, originelle oder gar selbst gemachte Gaben haben nicht den gleichen Stellenwert wie bei uns.

 

Beispiel Russland: Hier wechseln Geschenke ihre Besitzer erst zum Jahreswechsel. Die Kinder bekommen ihre Weihnachtspräsente von Väterchen Frost und auch Geschäftspartner überreichen sich gegenseitig Grußkarten und kleine Aufmerksamkeiten. Aus Deutschland sind landestypische Dinge wie Porzellan, klassische Musik, Baumkuchen, Stollen und Füllfederhalter oder Terminkalender so wie Mappen in Leder beliebt.

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Falle: Deutsche Markenartikel Made in China

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Generell sind im größten Land der Erde Markenartikel gern genommen. Deutschland steht hier für Qualität, daher sollte man bei Markengeschenken darauf achten, dass diese auch wirklich aus Deutschland stammen und nicht aus einem Drittland. Blumensträuße und Parfum sind für diesen Anlass zu persönlich und eher ungeeignet.

 

Beispiel Indien: Dass hier Geschenke schon mal an Verwandte weiterverschenkt werden, ist kein Affront, sondern so selbstverständlich wie das dort Öffnen von Geschenken, die eigentlich für jemand anders bestimmt sind.

 

Schenken ist, nicht nur in asiatischen Kulturen Ausdruck der Wertschätzung und des Respekts – in manchen Kulturen sogar ein wichtiges Kommunikationsmittel, um mit seinem Gegenüber eine vertraute und vor allem persönliche Atmosphäre zu schaffen.

Zudem sind sie nicht nur an festen Feiertagen eine schöne Geste, sondern ganzjährig wirkungsvoll. Gut gemacht und in Maßen sowie zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt, erhalten Geschenke ganz bestimmt die Geschäftsfreundschaft und zeigen in Zeiten zunehmender Globalisierung dem Gegenüber: Du bist mir wichtig!

 

*  Die Carl Duisberg Centern gehören zu den führenden, gemeinnützigen Dienstleistungsunternehmen für internationale Bildung und Qualifizierung: Fremdsprachenkenntnisse, interkulturelle Kompetenz, Auslandserfahrung und internationales Fachwissen. Darüber hinaus managen sie grenzüberschreitende Bildungsprojekte für Wirtschaft und öffentliche Institutionen. Die 1962 gegründeten Carl Duisberg Centren haben ihren Hauptsitz in Köln und sind in Deutschland an sechs weiteren Standorten präsent.

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