Ein Teller Salat mit Top-Anwältin Ute Jasper, die offen über ihren Lernprozess mit der Presse spricht

 
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Das Basil´s auf der Haroldstraße in Düsseldorf hat sich in kurzer Zeit zu einem In-Italiener für den Lunch entwickelt. Nahe am GAP (dem neuen Gebäude am Graf-Adolf-Platz mit den unsicheren Scheiben, die gerne mal auf die Straße donnern) mit seinen Wirtschaftsprüfern, Unternehmensberatern und Anwälten als Mieter und gegenüber dem xyteich, ist seine Lage optimal. Was mir Stammgäste – darunter viele Journalisten vom „Handelsblatt“ und der „Wirtschaftswoche“ grade um die Ecke – erzählen: sie lieben das Brot, das die italienischen, selbstbewussten Kellner vorab mit Olivenöl servieren. Dass sie allein schon deshalb hierher kommen und sich manchmal schon vor ihrer Pasta, ihrem Salat oder sogar einen Entenbrust damit satt essen.

 
Das ist Ute Jasper nicht passiert. Sie ist Partnerin bei der Großkanzlei Heuking Kühn und leitet dort das 20-köpfige Team für Vergaberecht. Und weil sie mit solch einer Position in einer Top-Kanzlei – Heuking Kühn steht beim „Juve“-Umsatzranking der Großkanzleien auf Platz 14 – eine Ausnahme ist, wählte das „Handelsblatt“ sie vor zwei Jahren unter die 100 wichtigsten Frauen in der deutschen Wirtschaft.

 

Mit vier Kindern ist Jasper sturmerprobt, – was ihr im Job nutzt. Da bekommt sie ordentlich Gegenwind, auch in einer Disziplin, die sich erst mal unverdächtig anhört: Vor einem Jahr kam sie in die Schlagzeilen als Vertreterin der Stadt Duisburg im schrecklichen Unglücksfall der Love-Parade. Dann war es ein großes Bauprojekt, die Elbphilharmonie in Hamburg, bei dem ihr und ihrem Mandanten Hochtief der Wind ins Gesicht blies, zuletzt stand die Staatsanwaltschaft bei ihr auf der Matte wegen eines spektakulären Falls um einen Grundstücksverkauf im Duisburger Hafen.  

Soweit so gut, doch Ute Jasper veränderte sich. Als ich sie vor über fünf Jahren zum ersten Mal traf, begegnete sie mir als Journalistin ausgesprochen distanziert, unnahbar, kühl, fast herablassend und reserviert. Alles, was einen nicht in ein Gespräch zieht oder einen Gesprächspartner für sich einnehmen lässt. Damals dachte ich nicht, dass ich sie noch einmal wiedersehen müsste.

Doch es kam anders und ich musste mein Urteil revidieren – denn Jasper hatte ihre Haltung gegenüber Journalisten und der Öffentlichkeit im Laufe der Ereignisse im Sturm revidiert. „Früher dachte ich, es funktioniert, wenn man  Attacken aussitzt“, erzählt sie. „Doch das denke ich heute nicht mehr.“  Sie habe erkannt, dass Journalisten keine Gegner sind. Dass die auch nur die relative Wahrheit recherchieren können. Und „dann tue ich gut daran, in kritischen Situationen meine Sicht der Dinge deutlich zu machen“. Früher habe sie das anders gesehen.

Sie habe verstanden, dass sie als als Anwältin mit Journalisten besser nicht über eine Pressemitteilung kommuniziert. „Stattdessen rede ich mit denen, denen ich vertraue, und erzähle ihnen etwas für ihren Hintergrund. Damit eben nicht hinterher etwas Falsches geschrieben wird. Damit Journalisten Zusammenhänge verstehen und nicht reißerisch und oberflächlich schreiben wie etwa bei Beispiel der Love Parade in Duisburg. Dort allein die Zuständigkeiten zwischen Ordnungsamt, Polizei (gehört zum Land NRW), Feuerwehr (gehört zur Stadt Duisburg) und Rettungsdiensten oder Bahnpolizei aufzudröseln  ist kompliziert genug. Denn wenn man die Fehler sucht, muss man erst gucken, wer für was zuständig ist. Um dann die Schuld-Vorwürfe wenigstens an die Richtigen zu adressieren.

Oder die Vorurteile gegenüber manchen Bauprojekten. Wenn ein privates Bauunternehmen den Auftrag für die Pflege von 450 Straßenkilometern bekommen soll – und die Bevölkerung irrig glaubt, es gehe um den Ausverkauf ihrer Straße etwa an amerikanische Investoren. Aufgrund dieser falschen Annahme finden dann Bürgeraktionen statt und Journalisten ohne viel Zeit für tiefe und langatmige Recherche titeln dann „Streit um Straßenverkauf“.

Jasper: „Den Journalisten muss ich vermitteln, dass ein intensives, längeres Recherchegespräch zwar Mühe macht, die sich am Ende aber doch lohnt.“ Ihr Fazit: Es hat sich gelohnt, dass ich mich geöffnet habe. „Denn im Notfall, in der Krise, kann ich dann auch jemanden anrufen, der mir zuhört.“ Dann vor allem, wenn es zu unberechtigten Vorwürfen gegen Sie oder einen Mandanten kommt. Wer dann eine transparente Linie gefahren hat, kann dann auch dazu beitragen, falsche Vorwürfe aus der Welt zu schaffen. 

 

 Ruccola-Salat mit Kalstreifen

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