Veränderungsprozesse scheitern, weil Manager die Gefühle der Mitarbeiter missachten

Warum nur meinen offenbar viele Entscheider in Unternehmen, dass Menschen bloß Arbeitskräfte sind, die nur eins zu tun haben: Diese Nummern haben zu funktionieren, am besten auf Knopfdruck – so wie eine Maschine. Hauptsächlich mit einem Unterschied: Maschinen tritt man nicht täglich vors Schienbein, sondern – im Gegenteil – man pflegt sie.

Aber anscheinend sind Manager im Laufe ihrer Karriere so abgehoben, dass ihnen das Gefühl für andere Menschen so nach und nach abhanden gekommen ist. Oder es war nie da und nur deshalb sind sie da angekommen, wo sie sind. Theorien dazu gibt´s genug, unter anderem diese: Psychopathen werden besonders oft Vorgesetzte. Schlimm genug. Doch die Untersuchungen zum Management in den vergangenen Jahren zeigen ein eher düsteres Bild. Und das komplettiert nun diese Untersuchung zum Veränderungsmanagement – sprich dem Dauerzustand in den Unternehmen – vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie IPT und der – na was wohl? – Veränderungsberatung Mutaree aus Eltville-Erbach.

Gloreiche Erkenntnis der Mutaree-Geschäftsführerin Claudia Schmidt nach rund 274 Studienbefragten (35 Prozent der Teilnehmer sind auf der mittleren Führungsebene, 26 Prozent im Top-Management und 14 Prozent im unteren Management tätig): „Missachten Unternehmen in Veränderungsprozessen den Faktor Mensch und damit das Verhalten und die Gefühle ihrer Mitarbeiter, so scheitern die Projekte schneller.“

Manager verbeiten dagegen im Praxisalltag meist die andere Sichtweise: Mitarbeiter seien nur unwillig und vor allem unflexibel. Schuldfrage? Völlig unzweifelhaft.

Wirklich? Die Studie jedenfalls schiebt den schwarzen Peter eher dem Management selbst zu. Und dass es den Erfolgsfaktor Mensch nicht erkennt oder nicht erkennen will. Die Führungskräfte unterschätzen die Bedeutung der Thematik, fehlende Ressourcen und hohe Kosten. Die Studienverantwortliche vom Fraunhofer Institut IPT, Alexandra Ottong, zieht die Bilanz: „Fehlt Unternehmen das Fingerspitzengefühl auf der persönlichen Ebene, scheitert häufig auch die Transformation, die vielleicht in ähnlicher Form in anderen Unternehmen schon erfolgreich vollzogen wurde.“ Der Faktor Mensch – könnte man nicht auch einfach `Mensch`sagen? – sei gerade in Veränderungsprozessen ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg.

Und diese Veränderungsprojekte in den Unternehmen begleiten die Manager offenbar zwar inhaltlich, aber wohl „nicht auf der persönlichen Eebene professionell“. Nur beides zusammen ist aber erfolgversprechend. Interessant wären typische, fehlerhafte Verhaltensmuster gewesen.

Gradezu hinrissig ist aber dieses Ergebnis der Studie – nicht die Studie selbst wohlgemerkt: 48 Prozent der befragten Vorgesetzen vermuten, dass die Menschen und ihre Gefühle deshalb missachtet werden, „weil die Wirksamkeit dieser Maßnahmen nicht nachgewiesen werden kann.“

1) Kernfrage: Wo bleibt der gesunde Menschenverstand?

2) Und: Denkt denn kein Vorgesetzter darüber nach, wie er als Mitarbeiter gerne behandelt werden würde bei einem Veränderungsprozess? Und richtet sein Verhalten danach aus?

http://www.ipt.fraunhofer.de/Presse/Pressemitteilungen/20111005ChangeManagement.jsp

 

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