Wenn nur das geschäftliche Ziel zählt

Wie es ihre Führungskräfte denn mit der Korruption halten? Jetzt, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten? Diese heikle Frage stellte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young europaweit in den Unternehmen und zwar separat voneinander den Top-Managern, der ersten Führungsebene, dem Mittelmanagement und den Mitarbeitern. Das Ergebnis: 78 Prozent der Vorstände und Geschäfstführer denken, dass das Management in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bei Korruptionsbekämpfung nicht so genau hinsieht und für sie nur das geschäftliche Ziel zählt.In der Belegschaft meinen das 62 Prozent.

Viele Manager prahlen nur damit- und tun gar nichts gegen die Korruption im eigenen Unternehmen

Befragt wurden 2300 Beschäftigte aus 25 europäischen Ländern. „Zwischen den Anti-Korruptions-Bemühungen, mit denen sich viele Manager brüsten, und dem Praxisalltag bestehen erhebliche Unterschiede“, urteilt Sudienverantwortlicher Stefan Heissner, Chef der Fraud-Abteilung bei Ernst & Young, die für Unternehmen, Behörden und Regierungen Kriminalität aufzuklärt und durch Schulungen oder Systeme zu verhindern versucht. 56 Prozent der europäischen Unternehmen formulieren für ihr Unternehmen eigene Anti-Korruptionsgrundsätze, aber nur 45 Prozent der Befragten sagen, dass es bei ihnen „klare Strafen“ bei Verstößen gibt.
Zum Vergleich: In derselben Umfrage im Jahre 2009 waren es 84 Prozent bei den Managern, also gab es keinen nennenswerten Fortschritt.
Europaweit halten 17 Prozent der Mitarbeiter in großen Unternehmen für „akzeptable Mittel, um den Umsatz zu steigern“, so die Studie. In Deutschland sind es immerhin zwölf Prozent mit dieser Maxime. Für die Gesetzestreuesten halten sich die Franzosen und die Norweger. Offenheit für Geldgeschenke bestätigen besonders die Griechen und Russen.

Die Dax-30-Kapitäne haben verstanden: Die eigene Karriere ist am Ende, wenn sie bei Korruption erwischt werden

Heißners Resümme für Deutschland: „Die Dax30-Topmanager haben nach den spektakulären Fällen wie bei Siemens erkannt, dass diese Regelverstösse blitzgefährlich sind – für das Unternehmen wie für die eigene Karriere. Aber schon in den anderen Dax-Gesellschaften herrscht noch oft Unrechtsbewusstsein.

Compliance ist für viele ein Modethema, bei dem sich die wenigsten vor Augen führen, wovon sie reden. Dass es dabei um Kartelle und knallharte Korruption geht – und nicht nur um IT-Compliance.

Und: „Da gibt es immer Fälle wie den des Vorstands, der seine Mitarbeiter seinen Golfclub renovieren lässt und überhaupt nicht drauf kommt, dass er die Firma schädigt und sich selbst strafbar macht. Etliche meinen anschliessend, das sei nichts Tragisches und man brauche nur Steuern nachzahlen, dann sei alles wieder im Lot.“

Das Strafrecht endet nicht am Unternehmenstor

„Dass das Strafrecht nicht vorm Unternehmenstor aufhört, ist immer noch nicht bei allen angekommen“, beobachtet Heißner bei seinen Einsätzen. Und das dämmert ihnen erst, wenn die Polizei in der Firma und ihrem Privathaus durchsucht und beschlagnahmt. Die Zeit der Erkenntnis ist dann in den ersten zwei Nächten in Untersuchungshaft, wonach selbst die hartgesottensten Chefs plötzlich sehr gesprächig werden.Ex-Kripo-Mann Stefan Heißner: „Zwei Drittel der Hinweise, die die Staatsanwaltschaft auf Korruptionsfälle erhält, kommen heute von Betriebsprüfern.“

http://www.ey.com/DE/de/Newsroom/News-releases/20110718-Korruption-bei-europaeischen-Unternehmen-weit-verbreitet

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