Und wieder beklagt eine Studie – oder besser gesagt: eine Bestandsaufnahme – , wie wenig Top-Managerinnen Deutschland insbesondere im Europavergleich aufzubieten hat. Dieses Mal ist es die durchaus renommierte Personalberatung Egon Zehnder International, die sich zum Sprachrohr der angeblich so verzweifelt suchenden Unternehmen macht. In den größten deutschen Unternehmen inklusive der Dax30-Konzerne seien nur 8,7 Prozent der Vorstände und Aufsichtsräte weiblich, verkündet Zehnder gerade. Und vergisst zu erwähnen, dass bei den Aufsichtsräten sicherlich die Damen der Arbeitnehmerbank mitgezählt wurden – denn da sassen immer schon relativ mehr Frauen als auf der Arbeitgeberbank.
Der Europa-Durchschnitt ist nicht wirklich viel besser: 12,2 Prozent beträgt er.
Und dann schieben der Headhunter hinterher: In den Vorständen, den operativen Managementfunktionen, sitzen besonders wenig Frauen. Gerade mal 2,3 Prozent – im Vergleich zu 4,2 Prozent im Europa-Schnitt.
Nur woran das liegt, das beantwortet auch diese Nachricht leider nicht. Dabei liegt es auf der Hand: Jeder Gärtner, der schöne Tomaten ernten will, muss die Pflänzchen erst mal setzen, hegen und pflegen und wird am Ende belohnt mit hoffentlich schönen reifen Tomaten. Das dauert eben seine Zeit. So einfach ist das Prinzip und anders verhält es sich auch nicht mit Frauen, die die Unternehmen heute nun plötzlich alle angeblich an der Spitze sehen wollen. Sie übersehen geflissentlich, dass diese Managerinnen ebenso erst einmal gezüchtet, sprich aufgebaut werden müssen. Wenn nun aber alle Unternehmen von dem Irrglauben ausgehen, sie brauchen nur die reifen Tomaten abpflücken, so klappt das eben nicht. Irgendeiner muss sie eben auch züchten und das sollte tunlichst jeder machen, wenn jeder plötzlich auch die Vorzeigefrauen haben will.
So fragt denn auc h Zehnder-Headhunter Berthold Leube: “ Wenn Sie ein Aufsichtsratsmitglied suchen, das unbedingt vorher CEO eines Dax-Konzerns gewesen sein soll – wie viele werden Sie finden?“ Genau. Wenn die allermeisten Unternehmen seit Jahrzehnten darauf achten, dass Frauen gar nicht erst bis in den Vorstand vordringen, brauchen sie sich nicht anschliessend wundern, dass sie selbst keine haben – und leider auch keine bei der Konkurrenz abwerben können. Doch nun jammern, dass man keine Frauen in dern obersten Etagen findet, das kann man – oder besser frau? – kaum gelten lassen.
Es gibt ja durchaus auch Ausnahmefirmen wie den Chemieriesen Henkel mit seiner Zentrale in Düsseldorf, der in der Ebene unter dem Vorstand gleich eine ganze Riege von Frauen aufzubieten hat. Und diese werden schon wissen, warum sie nicht zur Konkurrenz abschwirren oder längst abgeschwirrt sind. Wo doch die Zeiten gerade ganz günstig sind für so einen Sprung.
So bleibt denn auch Zehnder nur das Bedauern: Die Mehrheit der Firmen erkennt zwar dass es nicht unpraktisch wäre, mehr Frauen an der Spitze vorweisen zu können. Doch frei nach dem Motto „wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht nass“ wird es dann doch irgendwie immer wieder nichts mit dem Befördern der Frauen. Gut ausgebildete Frauen, die gibt es ja längst in Deutschland. Aber man muss sie auch wirklich wollen.