Ein Gutschein, der nur drei Tage einlösbar ist? Was soll das für eine Entschädigung sein? Schlecker will auf dem Wege die Herzen der Kunden in seiner Kundendatenbank zurück erobern, oder sie zumindest besänftigen, nachdem ein Datenleck ihre Daten offen im Internet einsehbar gemacht hatte. Doch statt Trostpflaster ist diese Maßnahme wohl eher ein geschickt eingesetztes Marketinginstrument, um mal kurz noch etwas Umsatz zu generieren.
Mich würde interessieren, wie viel Prozent der betroffenen Kunden den Gutschein tatsächlich in dieser kurzen Frist einlösen. http://www.wiwo.de/blogs/look-at-it/2010/08/31/schlecker-trostpflaster/
Dabei ist Schlecker nicht der einzige, der bei mir mit seinen Gutscheinen Verärgerung statt Glückseligkeit auslöst. Auch der Shopping-Club Brands4friends schickte mir vor ein paar Tagen so einen vermeintlichen Gutschein, weil ich die Mailadresse einer Freundin – sie hatte mich darum gebeten – an den Shopping-Club gegeben hatte. Anders als auf „Einladung“ kann man dort ja gar nichts erwerben, das ist das Geschäftsmodell. Doch dann wurde ich gleich zweimal gemahnt, dass mein Gutschein bald abliefe – nach dem Motto, schnell kaufen, kaufen, kaufen.
Will ich Gutscheine, die mich so unter Druck setzen? Ehrlich gesagt, nein.
Dann sind mir schon die von Payback lieber, die ich regelmäßig geschickt bekomme: die tragen von vornherein ein Ablaufdatum und weil ich fast immer vergesse, sie vor dem Einkaufen sorgsam einzustecken, entsorge ich sie mit schöner Regelmäßigkeit irgendwann Wochen später ungenutzt.
Was mich wundert: So komplett, wie man mit seinen Daten computertechnisch erfasst ist, müsste es doch möglich sein, mir auch bei vergessenen Gutscheinen den Vorteil zukommen zu lassen? Das ist es dann aber plötzlich nicht. Selbst die kleine Boutique, wo man mich mit Namen kennt und wo ich zuweilen etwas kaufe und mir dafür irgendwelche Punkte gut schreibt, ist nicht in der Lage, mich diese Punkte einlösen zu lassen, wenn ich nicht ihre vorherige Benachrichtigung per Post vorlegen kann. Mit anderen Worten: Ich fühle mich an der Nase herumgeführt, entweder wollen sie mich als Stammkunden belohnen oder nicht. Aber kämpfen müssen um die Belohnung, nein danke. In welch entwürdigende Situation bringt ein Händler da seine Kunden und obendrein die treuesten? Will er ihnen wirklich Gutes tun, soll er ihnen halt an Ort und Stelle Rabatt geben. Von alleine und am besten ohne drauf hinzuweisen. Das ist stilvoll.
Will ich Gutscheine, die mich ärgern, statt mir eine Freude zu machen? Definitiv nicht.
Und dann gibt es noch die Gutscheine, die ich wenn möglich kategorisch abglehne: Geschenkgutscheine für Freunde bei Läden von Saturn bis zur Buchhandlung – statt einem Schein im Umschlag oder ein wenig Gehirnschmalz, was man denn so schenken kann.
Der Beschenkte ist an einen bestimmten Laden gebunden und muss womöglich eigens einen umständlichen Weg dorthin auf sich nehmen – prima Geschenk für Berufstätige oder gar berufstätige Mütter, die Samstags echt anderes zu tun haben. Den Händler freut´s, er bekommt einen zinslosen Kredit. Wenn er Glück hat, wird der Gutschein nie eingelöst und er behält das Geld ganz selbstverständlich.Ich erinnere mich da an ein Geschenk von fünf Fahrstunden – die die Dame nie einlöste. Sie glauben doch nicht, dass die Fahrschule sich je bei ihr gemeldet hätte? Auch schön für den Händler: Wenn der so Beschenkte etwas teureres kauft und somit noch für Zusatzumsatz sorgt.
Und von der üblen Sorte sind dann die Läden, die erst Ihnen Ihr gutes Geld abnehmen, dann bei Ihrer Reklamation nach einer Falschlieferung passen und ihnen nur noch einen Gutschein rausrücken (statt des Geldes). Da riskieren Sie, ihren Kaufpreis von mehr als 700 Euro für eine Stehlampe gar nicht mehr wieder zu sehen, auch keine Ware mehr. Sie haben ja den Gutschein. Nur der funktioniert auch nicht mehr plötzlich. Aus Gründen wie: Der Eigentümer des Geschäfts hat gewechselt. So erging es mir kürzlich in Holland in Nijmegen (Nimwegen) bei Deja Vu B.V. Der Laden ist da, wo er seit fast 20 Jahren ist und wirkt auch keineswegs insolvent.Aber die Vorlage des Gutscheins liess das Personal komplett unbeeindruckt.
Selbst der anschließende Mailwechsel mit dem Inhaber brachte nichts: Dem angeblich neuen Besitzer gingen zwar meine Mails auf den Wecker und er antwortete zumindest irgendwann, aber leider abschlägig. Er wisse auch nicht, wo der Vorbesitzer des Ladens jetzt sei. Völlig desinteressiert. Super.
Auf der deutschsprachigen Web-Seite eigens für deutsche Shopper „Besondere Geschäfte in Nimwegen“ ist Deja Vu als Life-Style-Geschäft extra empfohlen – freilich ohne auf das anscheinend besondere Risiko des holländischen Rechts hinzuweisen. http://www.coolregion.nl/aufenthalt/einkaufen-in-arnheim-nimwegen-cool-region/nimwegen/bijzondere-winkels-nijmegen?set_language=de
Nun raten Sie mal, wie groß meine Lust ist, noch einmal über der Grenze einkaufen zu gehen? Richtig. Ich kaufe nur noch Schokostreusel in Holland. Da ist der Verlust nicht so hoch im Fall der Fälle.
Ach und der Douglas-Gutschein, den ich kürzlich statt Geschenks bekam und der jetzt auf dem Küchenregal mahnt, der macht mir fast Angst. Unbedingt schnell genug ans Einlösen denken. Beim letzten Mal bekam der Douglas-Gutschein nämlich sogar Junge: Weil die erworbene Wimperntusche weniger kostete als der ausgewiesenen Betrag, gab man mir einen neuen Gutschein, und dann beim zweiten Anlauf nochmal einen über schließlich circa 3 Euro. Irgendwann hasst man dann die CI-Farbe der Parfümeriekette.
großartig, der text trifft den nagel auf den kopf. gutscheine als stressscheine sind wirklich das letzte
tsk, tsk. Sie, als Journalistin (also eigentlich kritisch und informiert) haben eine *Payback*-Karte?! Das darf doch nicht wahr sein….
Kundenkarten können auch nerven, vor allem wenn die Punkte so mir nichts Dir nichts verfallen, ohne dass man einen entsprechenden Hinweis bekommt. Ich habe eine Kundenkarte von SHELL und war nach Prüfung des Kontostandes im Januar sehr erstaunt, dass 80% meiner Punkte zum 31.12.2010 gelöscht wurden. Hierauf wurde aber nicht in einer e-mail von Dezember (zumindest nicht offen, wahrscheinlich irgendwo im Kleingedruckten !) sondern erst im Januar hingewiesen. Ich schreibe eine e-mail an SHELL und was bekomme ich als Antwort: NICHTS ! Ich werde nie wieder bei SHELL tanken. Aus der Managementlehre weiß man, dass es etwa zehnmal mehr kostet neue Kunden zu gewinnen als existierende Kunden zu behalten.