„Bob“ heisst die Luxusyacht von BP-Manager Tony Hayward. Und das wissen jetzt alle. Dass Hayward gestern mit dieser Yacht an einer Regatta auf dem Ärmelkanal teilnahm – während in seiner Firma die Hölle los ist. Alle wissen, der Top-Manager ist Segler, besitzt (Achtung: Neid) eine Luxusyacht und demostriert das ausgerechnet dann, wenn er in der Öffentlichkeit und vor dem US-Kongress eine denkbar schlechte Figur abgegeben hat und sein Unternehmen mit seinem Auftritt noch tiefer reingeritten hat, als nötig.
So übel, dass BP ihn vorgestern aus dem Krisenmanagement abgezogen hat – was ja auch eher eine peinliche Nummer für ihn ist – angesichts seines Gehalts und dem, was man von so einem Manager in dem Moment erwartet. Und auch erwarten darf – eben aufgrund seines Gehalts.
Die Nachricht von Haywards Segeltörn steht in der Presse jetzt prominent neben allen anderen Nachrichten über das BP-Unglück am mexikanischen Golf. Und weil sich die Zeiten geändert haben und dank Internet und Twitter obendrein ist diese News auch blitzschnell rum – in der ganzen Welt. Das deutsche Magazin „Stern“ beschimpft den Segeltrip vor diesem Hintergrund als „taktlosen Auftritt“, in den USA bezichtigte der Senator Richard Shelly aus Alabama – als betroffenem Bundesstaat – Haywards Samstagsvergnügen als „Gipfel der Arroganz“. Greenpeace wetterte, „das Streut Salz in die Wunde“.
Die Reaktionen waren klar und absehbar. Hat ein Unternehmen Probleme, können sie Top-Manager nicht gleichzeitig feiern oder sich anders anmüsieren – zumindest nicht öffentlich. Wer gerade Urlaub hat, sollte – pr-technisch gesehen – sofort abbrechen und an die Heimatfront eilen. So schnell es geht, wenn ihm sein Job lieb ist.
Das klassische Vorbild ist der FDP-Politiker Möllemann: Als der Skandal um die „Möllemänner“, die Chips für die Supermarktwägelchen hochkochte, war er in Ferien. Und er verstand nicht, was das Gebot des Tages war – zurückzukommen und sich den Angriffen zu stellen.
Die Verteidigung der Presseabteilung von BP, „dass Hayward trotzdem immer auf dem Laufenden sei“ und seit Katastrophenbeginn, seit dem 20.April 2010, keinen freien Tag hatte, spielt dann einfach keine Rolle mehr. Ob der Mann auf der Yacht schippernd seine Mails checkt, ist in dem Moment dem Betrachter egal. Und dass ein Top-Manager, der hochbezahlt ist, in so einer Situation auch mal ohne freie Tage auskommen muss, versteht sich. Sonst sollte er eben nicht die Karriereleiter so hoch klettern, sondern unten bleiben – da kann man die Haltung möglicherweise vertreten.
Das Fatale in Haywards Fall war ja auch noch, dass ihn Fotografen sichteten – und wenn die Bilder gleichzeitig an die Öffentlichkeit gelangen: verklebte Vögel an der Küste und der BP-Chef auf der Yacht – das kommt einfach nicht gut. Das ist PR für Anfänger.
Fragt sich nur, warums dennoch passiert, wenn man ganze PR-Stäbe im Unternehmen hat, die einem das sicher verraten können. Wenn man sie fragt. Und wenn ma auf sie hört. Und wenn man mit denen kooperiert und sich abstimmt.
Wenn man dagegen nicht mal das für nötig hält in so einer Situation, wird eben für seine Überheblichkeit bestraft. Ob Hayward seine PR-Strategen fragt? Who knows.
Merkwürdigerweise hat BP in Deutschland seine Bilanzpressekonferenz, die sonst jedes Jahr stattfindet, vor einigen Wochen abgesagt. Einfach so und nicht mal mit Hinweis auf die Öl-Katastrophe. Das hats noch nie gegeben und war PR-technisch rasend ungeschickt. Eine verschenkte Chance, den Katastrophenhergang aus eigener Sicht darzustellen vor den wichtigsten deutschen Wirtschaftsjournalisten. Und vermutlich hätten sich auch die anderen wichtigen Medien dieses Mal für die Bilanzpressekonferenz interessiert.
Doch hin wie her, das Fazit ist: Wer als Betroffener einen Skandal aufziehen sieht oder schon drin steckt, sollte weder (weiter) Urlaub machen (und demonstrieren) noch feiern oder bei sich bei noblen Sportevents tummeln. Sondern er sollte den Urlaub abbrechen, den Rückflug buchen – lieber einmal zu oft als das eine mal eben nicht.
Und wenn man völlig k.o. ist und einfach mal abschalten muss, dann nicht so. Dann sollte man besser zuhause die Beine hochlegen, in den eigenen vier Wänden ohne Reporter.
Es gibt so Klassiker unter den PR-Fehlern, die man eigentlich leicht umschiffen kann- wenn man nur die Gefahr erkennt.
Content: unglaublich bescheuert, was da beschrieben werden musste. Comment zum Artikel: Ja, so ist es! Das geht nicht. Es bleibt ein Mysterium, wie sanft der BP-Boss angefasst wird. Ob man ihn sachte absägt oder nicht, ist mir egal. Hauptsache, er ist bald weg. Was er bietet, ist proll!