Warum Bewerber nicht auf peinliche Facebook-Fotos direkt angesprochen werden

Manche Unternehmensmeldung ist einfach nur überflüssig. Da bläst zum Beispiel die Online-Jobbörse Stepstone das Umfrageergebnis raus, dass Kandidaten bei Vorstellungsgesprächen „nie auf ihr Profil in sozialen Netzwerken angesproche werden“. http://www.stepstone.de/Ueber-StepStone/presse/soziale-netzwerke-kein-gespraechsthema.cfm Um kurz drauf zu berichten, dass immerhin elf Prozent der Antwortgeber in der Stepstone-Umfrage entweder dirket auf ihr Netzwerkprofil angesprochen wurden oder die Personaler sich auf Infos bezogen, die sie wahrscheinlich in einem sozialen Netzwerk recherhiert hatten. Das wäre der erste Schuss ins eigene Knie.

Zwar befragte Stepstone fast 11 000 Fach- und Führungskräfte aus acht Ländern in Europa, doch klar ist eins: Wie viele Personaler geben schon den Kandidaten zu erkennen, wo sie sich im Vorfeld informieren. Sollten sie ihnen sagen: „Ach, wie schade, dass ich im Internet über Sie nichts gefunden habe“ oder „Ich habe da Fotos entdeckt, auf denen sie ganz schön peinlich, dämlich, oder wie auch immer wirken“. Um womöglich im Falle einer Ablehnung eine Diskriminierungsklage an den Hals zu bekommen? Um sich überhaupt irgendwie angreifbar zu machen

Oder um mit einem Hinweis auf peinliche Fotos des Bewerbers dafür zu sorgen, dass der Kandidat zuschnappt wie eine Auster und gar nichts mehr sagt. Weil er eingeschüchtert ist, oder sich schämt.

Das zweite Eigentor ist die Unterstellung, dass Personaler so naiv sind und ihr Herz auf der Zunge tragen. Dem ist nur selten so. Oder haben Sie schon mal einen Arbeitgeber in spe erlebt, der im Vorstellungsgespräch bekennt: „Ach, ich habe schon mal bei ihrem Ex-Chef von vor fünf Jahren angerufen und der hat dies oder jenes über Sie gesagt.“ Never ever. Warum sollte er auch.

Ich weiß nur von einem Fall, in dem eine Dame von den Vor-Recherchen eines Personalchefs erfuhr. Diese Dame hat nämlich denselben Namen wie ihn eine Darstellerin aus dem Pornobusiness als Kunstnamen trägt – und sie wußte es. Dem Personaler hingegen, der sie zum Gespräch eingeladen hatte, dem stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als er sie begrüßte. So deutlich, dass sie ihm direkt auf den Kopf zusagte, dass er wohl jemand anderen erwartet hatte. Der Mann gab es auch prompt zu, so perplex war er. Und er rechtfertigte sich, dass er neugierig gewesen war – aber auf den Pornostar, nicht auf sie. Lachen konnte die Kandidatin darüber jedenfalls nicht – auch nicht im Nachhinein.

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