Marketingprofis sollten vielleicht mal öfter raus ins Leben gehen und stattdessen lieber auf das ein oder andere – ach so wichtige – Meeting am grünen Tisch fern der Realität verzichten – und lieber den Kunden zuhören und sie beobachten. Im Alltag.Wie profan. Aber dann würden sie zu Erkenntnissen kommen, auf die sie alleine nicht kämen. Zum Beispiel im Fotoladen: Wer und warum eine superkleine Panasonic-Kamera mit Leica-Objektiv kauft, die rot ist? Frauen? So ist`s angedacht vom Hersteller. Das Motiv und warum seine Rechnung dieses Mal auch aufgeht, ist aber ein anderes, als er es sich vorgestellt hat: Der Grund sind die Untiefen weiblicher Handtaschen, in denen sich so ein kleines rotes Teil einfach besser finden lässt als ein schwarzes. Und nicht etwa, weil Frauen instinktiv auf rote Kameragehäuse springen würden, reflexartiv, quasi instinktiv, erklärt der Fotoladenverkäufer. Der Grund ist eben – wie so oft – ganz profan.
Die Testfrage stellte mir nämlich diese Tage ein Fachverkäufer in einem Fotoladen – ich hatte als Frau auch gleich die Lösung für den Mann parat. Ohne Nachzudenken. Ich musste mir sie ja auch nicht erarbeiten 😉 Suchen Sie mal nach einem Schlüssel in einer Frauenhandtasche, die innen viel größer ist als sie von aussen aussieht. Da finden Sie einfach einen Schlüssel mit rotem Werbeband von Ramazotti einfach viel besser als einen mit einem Audi-Band in schwarz.
Ähnlich ist es mit anderen Kaufentscheidungen auch. Von Autos konnte auch ich mir früher nicht vorstellen, dass Kiddies in den Familien oft entscheiden, was als Familienkutsche gekauft wird. Ist aber so. Die Kinder sind einfach viel hartnäckiger und haben einen hohen Quengelfaktor. Den Quengelfaktor, den Daddys bei charmantem Tochter-Lächeln gerne nachgeben. Der Elternteil, der die Kiddies hinter sich weiss, gewinnt beim Autokauf.
Da kann der andere Hersteller noch so viele technische Argumente auf seiner Seite haben.