Mit dem Blackberry an der langen Flexi-Firmenleine

Der Blackberry hat als Statussymbol ausgedient. Endgültig. Nicht nur weil inzwischen auch Hausfrauen – ganz privat also – mit dem einst begehrten Ausweis ewiger Wichtigkeit herumlaufen. Nicht dass sie nicht wichtig wären, im Gegenteil. Mütter müssen immer und überall für ihre Kiddies erreichbar sein – aber das läuft eben meist nicht per Mail, sondern per Handy. Nein, der Blackberry ist kein Statussymbol mehr, seit er erschwinglich wurde und Angestellte durchschaut haben, dass sie so an der langen Flexi-Leine ihrer Firma gehalten werden.Rund um die Uhr und auch am Wochenende. Und seit kanadische Beamte eine Gehaltszulage für Blackberry-Sklaven fordern http://blog.handelsblatt.de/management/eintrag.php?id=88.
Arbeitsrechtler Jan Tibor Lelley von der Großkanzlei Buse Heberer Fromm aus Essen wurde kürzlich von einem Unternehmensmandanten aus der Automobilzulieferbranche zum Schlichten in Sachen schwarze Beere eingeschaltet. Denn eine seiner Führungskräfte auf dritter Ebene mit rund 15 Mitarbeitern wollte sich von seinem Geschäftsführer keinen Blackberry verordnen lassen und widersetzte sich. Lelley: „Entscheidend ist, ob der Arbeitgeber erwartet, dass der Mitarbeiter den Blackberry dann Tag und Nacht eingeschaltet hat – und auch direkt reagiert.“ Ähnlich wie beim Bereitschaftsdienst von Medizinern. Erwartet die Company genau das aber nicht, müsse der Mitarbeiter den Blackberry akzeptieren.
Lelley weiter: „Erreichbar muss derjenige dann aber in Notfällen sein.“ Aber nur in echten Notfällen. Zum Beispiel wenn ein wichtiger Kunde einer IT-Firma abzuspringen droht, weil der dritte IT-Fehler in zwei Tagen die gesamte Unternehmens-IT schon wieder lahm legt und er mit Schadenersatzklage und Vertragskündigung droht. Aber nicht, wenn ein Vorgesetzter nur hysterisch ist und andauernd die Welle macht.
Dabei muss aber genau hingeschaut werden: „Denn selbst wenn sich ein Notfall im Nachhinein als harmlos entpuppt, so kann´s fürs Firmenimage unerlässlich sein, dass der Lieferant auch am Wochenende reagiert.“ Schließlich gilt es, das oft erst einmal zu klären. Ob es ein Notfall oder eher ein Notfällchen – Ferndiagnosen können da tödlich sein.

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