Krokers RAM: Europa muss in die eigene Chipindustrie investieren!

Mein Rant am Morgen: Bis auf Infineon und ST Microelectronics verfügt Europa über keine nennenswerten eigenen Halbleiterkapazitäten mehr – das hat die Coronapandemie schonungslos offengelegt. Hiesige Werke von IBM/Intel mit europäischen Design-Centern könnten ein Ausweg sein. 

Wie sehr die Coronakrise auch und gerade auf die Chipbranche auf wichtiger Zulieferindustrie für Automobil- und Unterhaltungselektronikhersteller durchgeschlagen hat, habe ich erst in dieser Woche näher hier im Blog beleuchtet.

Denn viele Autohersteller wie VW, BMW und Ford mussten wegen des anhalten Chipmangels bereits Teile ihrer Fertigung stilllegen; Sony kann aus denselben Gründen nicht genug seiner neuesten Spielkonsole Playstation 5 herstellen.

All dies zeigt, wie stark die globalen Lieferketten miteinander verwoben sind – und legt zudem eine weitere Schwäche Europas offen: Bis auf den deutschen Hersteller Infineon und den niederländisch-schweizerischen Anbieter ST Microelectronics verfügt der alte Kontinent kaum noch über nennenswerte eigene Halbleiterproduzenten.

Die Europäische Union hat das Problem immerhin erkannt: So will EU-Kommissar Thierry Breton Europa wieder zu einem Kraftzentrum der Chipindustrie machen. Das freilich muss nicht notwendigerweise mit komplett eigenen Fabriken geschehen.

Denkbar ist auch, ausländische Hersteller zum Bau von Halbleiterwerken in Europa zu bewegen. IBM etwa hat erst kürzlich eine neue Zwei-Nanometer-Chiptechnologie vorgestellt, welche die Amerikaner gemeinsam mit Intel in die Massenfertigung bringen will. Intel-Chef Pat Gelsinger wiederum hat jüngst angekündigt, auf dem europäischen Kontinent investieren zu wollen.

Das ist ein Weg, wie Europa seine eigene Chipindustrie wieder voranbringen könnte, findet auch Rafael Laguna, Chef der Agentur für Sprunginnovationen (SprinD): „Deshalb sind wir bei der SprinD der Meinung, dass wir das Angebot von Intel / IBM / den USA annehmen sollten, eine 3-2-1 Nanometer Fabrik in D/EU zu bauen – aber mit Design Center der EU Industrie“, so Laguna kürzlich auf Twitter.

So oder so ist klar: Europa muss in die eigene Chipindustrie investieren, um die eigenen Fertigungskapazitäten zu stärken und die hiesigen Logistikketten widerstandsfähiger zu machen!

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Alle Kommentare [2]

  1. Ja manchmal muss man sich schon fragen warum es ein Land wie Costa Rica geschafft hat, sich als attraktive Standort für die Chipherstellung aufzustellen, aber Deutschland nicht. Vielleicht liegt es daran, dass hier alles viel zu sehr gebremst wird (siehe Grünheide). Ich bin auch für Umweltschutz, aber man muss eben einmal Entscheidungen treffen und es dann ohne Verzögerungen durchziehen, sonst gehen Unternehmen einfach wo anders hin.
    Am Lohnniveau liegt es auf jeden Fall nicht. Wer schon einmal in einer Halbleiter Fab war, weis dass hier gar nicht so viele Menschen um vergleich zum Materialwert arbeiten. Wenn es in 3 oder 6 Jahren mal eine 2nm Fab von IBM oder anderen gibt, werden da noch weniger Menschen rumlaufen und Partikel verteilen.
    Da hilft es auch nicht so viel wenn Deutschland, Frankreich und die EU jetzt zusammen ca. 7 Mrd. Euro über die nächsten 5+ Jahre für die Förderung der Quanten Computer ausgeben möchten.

    Da hilft es auch nicht, eine Gaia-X Protektionismus zu veranstalten.
    RAM ist vollkommen gerechtfertigt.

    Die Fördergelder in Deutschland und der EU sind meiner Meinung nach vollkommen intransparent und unpassend verteilt. Hier müssen klare Summen oder Absichten in die Wahlprogramme.

  2. Hallo Herr Ried, danke für den Kommentar. Ja, sehe ich ähnlich… Protektionismus hilft nicht wirklich. Gerade Gaia-X ist ja eher eine Totgeburt, zumindest bisher. Bin gespannt, wie das weitergeht. Viele Grüße Michael Kroker