Krokers RAM: Intel will Produktion auslagern – ein Offenbarungseid für den einstigen Primus!

Mein Rant am Morgen: Jahrzehntelang war der Halbleiterhersteller Intel Vorreiter in der Chipfertigung. Seit einigen Jahren bekommen die Amerikaner ihre Produktionsprobleme aber nicht in den Griff. Dass erste Hedge-Funds die Auslagerung der Fertigung fordern, ist eine schallende Ohrfeige für Intel.

Anfang der Woche machten Meldungen die Runde, wonach der amerikanische Chiphersteller Intel mit dem taiwanesischen Auftragsfertiger TSMC sowie dem südkoreanischen IT-Giganten Samsung Intel über eine Auslagerung seiner Prozessorproduktion verhandelt.

Wirklich Wellen schlugen jene Nachrichten freilich nicht – dabei haben sie es bei Lichte betrachtet tatsächlich in sich: Denn im Kern handelt es sich dabei – sollte Intel den Schritt tatsächlich vollziehen – um einen regelrechten Offenbarungseid für den einstigen Halbleiterprimus.

Schließlich war Intel jahrzehntelang stolz auf seine Vorreiterrolle in der Chipfertigung und konnte es sich leisten, den allerneuesten Verkleinerungsschritt in seinen Halbleiterfabriken rund um den Globus einzuführen.

Zwar waren die Investitionen dafür gigantisch – und wuchsen mit jeder weiteren Miniaturisierung. Zugleich konnte Intel so für einen immer höheren Ausstoß sorgen – und dafür, dass man der Konkurrenz immer einen Schritt voraus war,  auch finanziell durch eine höhere Marge.

Das jedoch galt bis vor einigen Jahren: Die Fertigung mit Strukturbreiten von zehn Nanometer hat Intel nie richtig in den Griff bekommen, der nächste Schritt mit sieben Nanometer soll frühestens 2022 kommen. Derweil ist die Konkurrenz längst an den Amerikanern vorbeigezogen.

So sind Samsung und TSMC bereits auf erfolgreich auf Prozesse mit sieben und teils fünf Nanometer umgeschwenkt und fertigen damit Chips wie etwa den neuesten A14-Prozessor im iPhone 12 oder den ersten Apple-eigenen Mac-Prozessor M1 – übrigens mithilfe deutsche Hochleistungstechnologie von Trumpf und Zeiss.

Intel dagegen muss das Gros seiner Prozessoren weiterhin auf dem inzwischen veralteten 14-Nanometer-Prozess fertigen. Wenig verwunderlich also, dass bereits Ende Dezember der Hedge-Fund Third Point in einem offenen Brief an Intel forderte, der Konzern möge strategische Optionen wie ein Joint-Venture oder eine Auslagerung der Halbleiterfertigung ausloten, um so die Profitabilität wieder zu erhöhen. Mit anderen Worten: Eine schallende Ohrfeige für den früheren Vorreiter.

Vorgestern trat Vorstandschef Bob Swan zurück – richten soll’s jetzt der bisherige VMWare-Chef und Intel-Urgestein Pat Gelsinger, der bis zu seinem plötzlichen Abschied im Jahr 2009 dreißig Jahre lang diverse Posten bei Intel bekleidete, darunter Chief Technology Officer.

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