Mein Rant am Morgen: Insbesondere Start-ups lieben den Bürochat-Anbieter Slack, den Salesforce für 27 Milliarden Dollar schlucken will. Doch in vielen anderen Unternehmen schläft die Nutzung nach einer ersten Phase der Begeisterung wieder ein. Was genau hat Salesforce mit dem Dienst vor?
Anfang Dezember stellten sich zuvor durchgesickerte Gerüchte als wahrhaftig heraus: Der SAP-Konkurrent Salesforce will den Bürochat-Anbieter Slack kaufen – für stolze 27 Milliarden Dollar. Slack hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen als E-Mail-Alternative gemacht und ist insbesondere in der Start-up-Szene verankert.
Ein Schritt also, der oberflächlich betrachtet passt – und insbesondere gegen Microsoft gerichtet ist: Die Redmonder haben dem einstigen Überflieger mit ihrer Chat- und Videokonferenzlösung Teams in den vergangenen Monaten das Leben richtig schwer gemacht.
Doch mit Slack kauf sich Salesforce nicht nur ein Liebesobjekt der Hipsterszene – ganz im Gegenteil: Zwar galt noch vor wenigen Jahren die altehrwürdige E-Mail als Medium von gestern, als überholt und als Nervtöter in der Kommunikation vieler Unternehmen: Meine größere WiWo-Geschichte von April 2018 titelt denn auch plakativ: „Der ewige Kampf gegen die Kakerlake E-Mail“
Die Story ist durchaus noch aktuell – mit einem wichtigen Unterschied: Vielfach ist es jetzt der damalige Herausforderer Slack, der heute als Kakerlake empfunden wird, zumindest von einem Teil der Nutzer.
Denn Slack sorgt – je nach Verwendung im Unternehmen – seinerseits für allerlei Eigenleben, die den ach so hippen Dienst schnell zum Hassobjekt mutieren lassen: Falls nicht richtig administriert und eingestellt, erhalten Nutzer beispielsweise mit Slack eine Flut neuer Mails, nämlich Benachrichtigungen über neue Nachrichten in den jeweiligen Slack-Kanälen, an denen man teilnimmt – von wegen ade E-Mail.
Zudem scheint der Dienst – zumindest in manchen Organisationen – einen bestimmten Nutzertyp nach oben zu spielen: Nämlich diejenigen, die versuchen, sich in Slack-Diskussionen gegenüber Vorgesetzten in ein besonders gutes Licht zu rücken – was wiederum andere User verprellt.
Wenig verwunderlich, dass die Slack-Nutzung in vielen Unternehmen nach einer Phase der Begeisterung am Anfang irgendwann wieder einschläft. Insofern erwirbt Salesforce je nach Sichtweise ein Lieblings- oder ein Hassobjekt – es wird spannend sein zu beobachten, was genau Marc Benioff mit seinem teuersten Zukauf anstellt.
Derweil muss sich Rivale SAP eines ganz anderen Problems erwehren: Die in vielen Unternehmen eingesetzten Industrie-Speziallösungen laufen aus – die Bestandskunden fühlen sich vernachlässigt und schauen nach Alternativen, siehe meine Story in der heute erschienenen WiWo.
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