Digitalisierung: Neun von zehn Behörden in Deutschland ohne digitale Strategie

Über die Hälfte der Entscheider sieht die Altersstruktur im öffentlichen Dienst negativ – weil es schwer ist, junge Mitarbeiter am Arbeitsmarkt zu gewinnen.

Wenn vom Rückstand Deutschlands bei der digitalen Transformation die Rede ist, dreht sich’s meist um Unternehmen: Erst kürzlich attestierte eine Studie, das Deutschland bei der Digitalisierung zwar Fortschritte macht, gleichwohl im internationalen Vergleich aber von Platz 6 auf 14 zurück gefallen ist – weil andere Länder schneller sind.

Noch schlimmer sieht es hierzulande im Bereich öffentliche Verwaltung aus: Zwar hat kaum eine Branche hat so viele Kunden-Kontakte wie kommunale Einrichtungen, Landesverwaltungen oder Institutionen des Bundes – als digitale Vorreiter sind diese bisher aber wahrlich nicht aufgefallen.

So geben mehr als 90 Prozent der Führungskräfte und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst zu, dass ihre Institution aktuell keine final abgestimmte Digitalstrategie hat. Gut 80 Prozent arbeiten zurzeit an einer solchen. Das ist der zentrale Befund einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Kobaltblau Management Consultants aus Düsseldorf. „Kroker’s Look @ IT“ präsentiert die Ergebnisse heute exklusiv vorab.

Für drei Viertel der Befragten ist Digitalisierung Chefsache. Jedoch haben mehr als zwei Drittel der Organisationen keine solche Rolle auf Führungsebene etabliert – obwohl 75 Prozent dies als wichtig ansehen.

Nahezu alle Befragten bestätigen, dass junge Mitarbeiter Katalysatoren der digitalen Entwicklung der öffentlichen Verwaltung sind (99 Prozent); allerdings stammen lediglich 25 Prozent der über das Vorschlagswesen eingebrachten Ideen von jungen Mitarbeitern aus der Altersgruppe bis 34 Jahre.

Gleichzeitig sagen acht von zehn Befragten aus der Verwaltung, dass sie auf dem Arbeitsmarkt nur schwer junge Mitarbeiter gewinnen können. Aus diesem Grund bewerten 54 Prozent die Altersstruktur im öffentlichen Dienst als negativen Faktor.

Unter anderem wegen solcher Rückstände in öffentlichen Verwaltung – aber auch in Schulen und sonstigen Behörden – hatte ich im Nachgang des Konjunkturpakets der Bundesregierung an dieser Stelle „Marshallplan für die Digitalisierung“ gefordert. Erst so dürften Konzepte wie Smart City mit Leben gefüllt werden.

Für die Studie „Digitale Kluft – wie digital ist der öffentliche Sektor?“ hat die Unternehmensberatung Kobaltblau Entscheider in rund 140 Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen sowie Eigenbetrieben befragt.

Weitere Ergebnisse zur digitalen Kluft zwischen Behörden und Bürgern in der folgenden Infografik – zum Vergrößern zwei Mal anklicken:

Quelle: Kobaltblau

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