Krokers RAM: Warum kein Marshallplan für die Digitalisierung als Konjunkturpaket?

Mein Rant am Morgen: Statt Geld mit der Gießkanne zu verteilen, um kurzfristig den Konsum anzukurbeln, hätte die Regierung auch eine mutige Zukunftsvision wählen können – um endlich die digitale Transformation in Unternehmen wie Verwaltungen in Deutschland substanziell voran zu treiben.

Am Mittwochabend hat sich die Bundesregierung auf ein Konjunkturpaket in Höhe von 130 Milliarden Euro geeinigt, um die durch die Corona-Pandemie gebeutelte Wirtschaft in Deutschland wieder anzukurbeln.

Die Maßnahmen umfassen ein regelrechtes Potpourri, angefangen bei Milliardenhilfen für Firmen über einen Kinderbonus bis hin zur Senkung der Mehrwertsteuer. So weit, so gut – oder eben auch nicht.

Denn statt wie so oft in derartigen Situationen das Geld mit der Gießkanne auf möglichst viele Betroffene zu verteilen, um ja keine Gruppen und damit letztlich Wähler zu verprellen, hätte die Regierung um Kanzlerin Merkel auch einen ganz anderen Vorstoß wagen können.

Warum hat sich die Bundesregierung stattdessen nicht auf etwas ganz anderes verlegt, statt nur kurzfristigen Konsum zu unterstützen? Eine Art Marshallplan für die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft – jener könnte ebenfalls die Konjunktur ankurbeln und würde zugleich die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen verbessern.

Dazu wären etwa massive Investitionen in den Ausbau der Breitband-Infrastruktur – die es im kleineren Maße auch jetzt geben soll – ebenso denkbar wie etwa Förderprämien für den Einsatz neuer Technologien wie Videoconferencing sowie einem Recht auf Home Office, um diese neuen Technologien auch auszulasten. Das käme nicht zuletzt auch der Umwelt zugute durch weniger Pendelverkehr.

Mindestens genauso wichtig wären besondere Anstrengungen zur Digitalisierung der Verwaltungen, schließlich durchweht deutsche Ämter vielfach immer noch der analoge Geist von Hängeregistern und Umlaufmappen. Digitale Dienstleistungen und Smart City sind vielfach bestenfalls Feigenblätter. Gleiches gilt für Schulen und den Bildungssektor.

Sowas in der Art wäre eine mutige Zukunftsvision gewesen. „Digitalisierungsschub statt analogem Strohfeuer“, forderte Bitkom-Präsident Achim Berg in dieser Woche. Leider hat sich die Regierung für die kurzfristige Wärme entschieden.

Verwandte Artikel:

Krokers RAM: Wie Facebook seine hässliche Fratze als Quasi-Monopolist zeigt!

Krokers RAM: Kehrseite von Corona – Schatten-IT boomt; mit ihr Cyberbedrohungen

Krokers RAM: Coronakrise ist ein Katalysator für die Digitalisierung in Deutschland!

Krokers RAM: Der Abgang von Jennifer Morgan ist enormer Imageschaden für SAP!

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Alle Kommentare [3]

  1. Grundsätzlich müsste man viel mehr Kompetenz in allen Ebenen schaffen. Schulleiter, Behörden-Amtsleiter und sogar Landes-Minister (z.B. Frau Eisenmann) füllen immer noch fatale Wissenslücken mit falschen Fakten, oft von inkompetenten Beratern.
    Wir brauchen einfach in der Bevölkerung eine positive Einstellung gegenüber der Digitalwirtschaft. So wie die Regierung ein Vertrauen bei den meisten Bürgern erreicht hat, Corona erfolgreich einzudemmen und sich jetzt jeder wieder, mit dem Verständnis der neuen Regeln, nach draußen traut. Genauso brauchen wir ein Digital-Vertrauen, dass der Staat ausstrahlt, damit jeder in die Digital-Welt traut. Wir sprechen vom Digitalem Wohlbefinden mit den Technologien wir Cloud und KI.

    Minister Altmeier hat grade gestern Gaia-X in die nächste Runde gebracht. Da arbeitet man aber viel zu wenig mit den Marktführern zusammen. AWS und Google ist zwar dabei, aber mehr als Begleiter und nicht als Innovator. Anstelle die kleinen Provider nahtlos mit den großen zu einem Ecosystem zusammen zu bauen, verstehen immer noch zu viele Gaia-X als Konkurrenz zu den US amerikanischen Hyperscalern. Das ist mehr Rückschritt als Fortschritt, viel zu viel Low-Level Infrastruktur und zu wenig PaaS und SaaS, das wir für die Geschwindigkeit der Digitalisierung brauchen.

    Manche erinnern sich noch an Rita Süssmuth, die mit ihrer AIDS Aufklärung in den 80ern und 90ern Leben gerettet hat, indem sie die nötige Kompetenz ins Volk getragen hat. So eine Digital-Kampagne bräuchte das Land. Manchmal helfen einfache Slogans „Mach’s nicht ohne DSGVo…“ und schon wäre die Leute weg von Whatsapp und Payback.

    Schönes Wochenende.

  2. Hallo Herr Ried, danke für Ihren Kommentar – gebe Ihnen in vielem recht… vor allem fehlen in der Politik noch mehr prominente & profilierte Digital-Köpfe, die einen digitalen Marshallplan auch glaubhaft voran treiben könnten, denke ich. Beste Grüße zurück!

  3. Ja, leider wurde hier eine große Chance tatsächlich leichtfertig vertan.

    Clayton Christens sprach bereits von Effizienz-Innovation, wo Geschäftsprozesse standardisiert, optimiert und automatisiert werden. Man optimiert Produktion oder Vertrieb und erreicht mit gleichem Aufwand wesentlich bessere Ergebnisse.

    Gerade in kleinen mittelständischen Unternehmen bestünde massiver Handlungsbedarf. Wir sehen als Business Central Anbieter hier sehr viel Potential, dass nicht genutzt wird, obwohl es mit relativ geringem Mitteleinsatz einen hohen Nutzen generieren würde. Und das ist sicherlich nicht nur bei diesem ERP System der Fall.

    Ich habe in meinem ERP Fachblog einen entsprechenden Artikel verfasst: How-to: Digitalisierungsprojekte mit Business Central basierend auf Studien namhafter Institutionen wie Deloitte, BIKOM, Ruhr Universität oder Accenture
    https://navision-partnerwechsel.jetzt/digitalisierung-mittelstand/digitalisierungsprojekte-cashflow-treiber-digitale-zukunftsfaehigkeit/ zur Anregung, in welchen Bereichen sich eine Digitalisierung der Prozesse am Cashflow-wirksamsten auswirkten würde.