Mein Rant am Morgen: Die teils erratischen Entscheidungen von Google über das Ende von Produkten verunsichern Endnutzer wie Geschäftskunden gleichermaßen – und dürften zum Problem für den Konzern werden.
Wie ich erst am Dienstag hier im Blog ausführlich beleuchtet habe, hatte der sagenumwobene Friedhof der eingestellten Produkte aus dem Hause Google in dieser Woche einen prominenten Neuzugang: Nach Jahren des Niedergangs wurde dort mit dem sozialen Netzwerk Google+ ein einstiger Hoffnungsträger beerdigt.
Dabei markiert das jetzt eingestellte Plus-Netzwerk nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs, der viel tiefer reicht: Die komplette Wikipedia-Liste aller seit dem Jahre 2006 eingestellten Produkte und Services von Google ist inzwischen praktisch genauso lang wie die Liste der aktiven Dienste des amerikanischen Internet-Giganten.
Sogar im noch jungen Jahr 2019 ist Google+ nur das prominenteste Opfer – aber bei weitem nicht das einzige: Auf der eigenes dafür eingerichteten Webseite „The Google Cemetary“ – zu Deutsch: Der Google Friedhof“ – finden unter den neu beerdigten Produkten auch einstmals populäre Dienste wie etwa die Messaging-App Google Allo, der parallel zu Google+ in dieser Woche dicht gemachte E-Mail-Client Inbox by Gmail oder das auf Musik-Streaming spezialisierte Gadget Chromecast Audio, das im Januar eingestellt wurde.
All das verunsichert Endnutzer wie Geschäftskunden gleichermaßen: Private User wollen die Gewähr, dass ihr bevorzugter Anbieter für private Fotos, Videos oder sonstige Dinge diese Daten sicher und vertrauenswürdig in der Cloud speichert – und den Dienst dann nicht wegen irgendwelcher von Manager ausgeheckten Produktstrategien einfach wieder dicht macht. Schließlich ist die Sicherung und Übertragung solcher Daten auf einen neuen Anbieter zeitaufwändig, umständlich – und läuft längst nicht immer reibungslos.
Noch wichtiger ist dies für Geschäftskunden: Wer eine Business-Software wie etwa das Cloud-basierte Office-Paket G-Suite mit dem E-Mailer Gmail, dem Speicherdienst Google Drive, der Dokumenten-Software Google Docs und weiteren Diensten im Unternehmen einsetzt, für den sind Zuverlässigkeit und Vertrauen absolut zentral und entscheidend.
Wie aber die Einstellung des Messengers Google Talk im Jahr 2017 oder das voraussichtlich 2020 erfolgende Ende der Hangouts-App samt G-Suite-Integration beweisen, scheut Google auch nicht davor zurück, relativ beliebig die Axt an Teile des Business-Portfolios zu legen – obwohl diese Dienste sogar auf der Liste der sogenannten „Core Services“ der G-Suite geführt wurden.
Solche teils erratischen Entscheidungen des Google-Managements sorgen jedoch für das Gegenteil von Vertrauen und Verlässlichkeit – das dürfte früher oder später zum Problem für den Konzern werden.
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