CeBIT-Geflüster: Druck auf Veranstalter Deutsche Messe steigt

Nach Jahren des Rückgangs von Besuchern und Ausstellern: Wie geht es weiter mit der IT- Messe? Kommt die Rückintegration in die Hannover Messe?

Und mal wieder treffen sich Manager und Entscheider von heute an in Hannover, wenn die weltgrößte IT-Messe CeBIT ihre Pforten eröffnet. Wobei der Superlativ nach vielen Jahren von Besucherrückgängen nur noch schwach strahlt – nach 210.000 Besuchern 2014 gibt sich CeBIT-Chef Oliver Frese in diesem Jahr mit 200.000 Besuchern und 3300 Ausstellern zufrieden.

Sollte es so kommen, dürfte der Druck auf den Veranstalter Deutsche Messe AG weiter steigen. Denn schon rumort es vernehmlich innerhalb des ITK-Branchenverbandes Bitkom – der wiederum den Messebeirat der CeBIT mit Vertretern der Aussteller-Firmen besetzt.

„Die Deutsche Messe steht unter einem enormen Kostendruck“, sagt ein Brancheninsider, der ungenannt bleiben will. Angeblich überdenken inzwischen selbst langjährige CeBIT-Aussteller wie etwa der amerikanische IT-Gigant IBM – traditionell mit einem riesigen Stand in Halle 2 – ihr Messe-Engagement.

Grund: Es klafft zunehmend eine größer werdende Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. „Die CeBIT ist nicht mehr die globale IT-Leitmesse“, sagt der Insider. So seien durch die Schwerpunktverlagerung innerhalb der IT hin zu Mobile und Unterhaltungselektronik heute der Mobile World Congress in Barcelona und die Funkausstellung in Berlin wichtiger geworden. „Die Digitalisierung zerreißt die Messe.“

Dies zeigt sich auch deutlich in Zahlen des Hamburger Datenportals Statista ablesen: Laut der Häufigkeit der weltweiten Suchanfragen bei Google hat das Interesse an CeBIT nimmt immer weiter abgenommen. So wurde im März 2004 (als Maßstab auf 100 indexiert) der Begriff “Cebit“ mehr als zehnmal so häufig gesucht wie im März des vergangenen Jahres:

Quelle: FAZ/Statista

Wenig verwunderlich also, dass die Nervosität bei vielen Beteiligten steigt. Und viele sich fragen, wie es mit der CeBIT in Zukunft weitergeht. Selbst völlig neue Formate und Ansätze werden unter den Ausstellern erwogen – bis hin zu einigen bisher immer nur als zu radikal verworfenen Ideen.

Dazu zählt als extreme Variante, die CeBIT wieder bei der Hannover Messe anzuflanschen – also genau dort, wo sie im Jahr 1986 als eigenständige Veranstaltung abgespaltet wurde. Dafür spricht die wachsende Digitalisierung in der gesamten Wirtschaft – Stichwort Industrie 4.0. „Auch die Hannover Messe muss zunehmend Digitalthemen bespielen“, sagt der Brancheninsider.

Gegen diesen radikalen Schritt spricht allerdings, dass beide Messen gemeinsam – die Hannover Messe hatte 2014 gut 174.000 Besucher – wohl immer noch zu groß wären. Es sei denn, die Abwärtsspirale der CeBIT hält auch in den kommenden Jahren an.

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  1. Die Schlüsse sind writgehend plausibel nachvollziehbar und heuer mit leeren Hallen belegbar, nicht aber das Argument, welches auf der Datenjournalismus-Recherche beruht. Angesichts der massiven Veränderungen bestimmter Einflussgrößen angesichts Search Updates von Google kommen erheblich weniger Besucher über die klassische Web-Suche, sondern entscheidend mehr per Social Media Interaktionen, auch unter Gezielter Förderung durch das Online-Marketing der Aussteller und Messe-Partner.

  2. Die Cebit ist von und für die alten, weissen Frauen und Männer mit den Kugelschreibern. Während man auf der Cebit bei 4EUR/Stunde für WLAN-Internetzugang Kontakt zur Basis halten darf, sahnen die innovativen Deutschen Firmen auf der Amerikanischen SXSW Preise und Ruhm ab. Solange unsere Politik sich weiterhin so konservativ-innovationsfeindlich verhält und der digitalen Freiheit und den kreativen Risiken durch Überregulierung und Bürokratie den Nährboden raubt, braucht sich hierzulande niemand darüber wundern, dass die alten Männer und Frauen das Gegenteil dessen glauben, was hier IT-technisch in Wirklichkeit passiert: Der technologische Rückschritt ist die Realität. Krieg ist Frieden; Bremsen ist Fortschritt.