SAP: Internes Rumoren über Cloud-Reorganisation

Der Walldorfer Softwarekonzern verschiebt intern 350 Mitarbeiter. Hätte SAP ohne Personalbedarf im Hana-Geschäft sogar Jobs abgebaut?

Ende August spielt mir Eberhard Heins, Chefredakteur des Fachmagazins „is report“, über seinen Blog „erpheins.de“ einen Bericht der „Rhein-Neckar-Zeitung“ über eine kleinere Reorganisation bei SAP zu: Demnach verschieben die Walldorfer aktuell 350 Mitarbeiter aus der Cloud-Organisation in den für die Datenbank Hana zuständigen Geschäftsbereich. Ein Vorhaben, das angesichts von mehr als 55.000 SAP-Beschäftigten weltweit zunächst nicht sonderlich dramatisch klingt.

Hinter den Kulissen rumort es aber durchaus vernehmlich. Zum einen, weil manchen Beschäftigten die Aussagen von SAP-Betriebsratschef Stefan Kohl aufgetoßen sind. „Die Mitarbeiter haben gelassen auf die Reorganisation reagiert“, zitiert ihn die „Rhein-Neckar-Zeitung“. Und gegenüber dem benachbarten „Mannheimer Morgen“ hat Kohl den Umbau quasi als Glücksfall bezeichnet: „Hier treffen zwei Dinge glücklich zusammen und wir sind erleichtert, dass wir über keinen Sozialplan verhandeln mussten.“

SAP reorganisiert Geschäft mit der Internet-Wolke (Quelle: SAP)

Angesichts der jüngsten Quartalszahlen mit Rekordumsatz und einem Betriebsergebnis in Milliardenhöhe reibt sich der eine oder andere Walldorfer angesichts der Wortwahl, zumal aus dem Munde des Betriebsratschefs, verwundert die Augen. „Einen Sozialplan braucht man doch erst bei betriebsbedingten Kündigungen“, sagt ein SAPler, der ungenannt bleiben will. „Selbst wenn 350 Leute im Cloud-Geschäft wirklich überflüssig sind, hätte SAP einen solchen Schritt angesichts der wirtschaftlichen Stärke doch niemals rechtfertigen können.“

Für Unruhe hat zudem die Umsetzung der Reorganisation gesorgt. Denn offenbar hat SAP seine Pläne quasi im Handstreich durchgezogen. Dem Vernehmen nach seien einige der Betroffenen sogar im Urlaub per Anruf über ihre Versetzung in eine neue Abteilung informiert worden. „Die gesamte Aktion wirkt so, als solle es schnell gehen“, so der SAPler.

Eventuell wollte SAP schlicht die Mitarbeiterzahl seines immer noch defizitären Cloud-Geschäfts drücken – und das rechtzeitig vor dem Beginn des neuen Quartals Anfang September. Schließlich weist SAP seit Anfang des Jahres Umsatz und operatives Ergebnis seiner Cloud-Produkte separat aus. Weniger Mitarbeiter bedeuten dann schlicht weniger Kosten, so dass das Unternehmen so recht einfach die Profitabilität der Sparte heben kann.

Grundlage für Profitabilität legen

Dass die Beweggründe in diese Richtung zielen, beweist auch eine interne E-Mail von Gerd Oswald von Ende August: In dem Schreiben äußert sich der im SAP-Vorstand für das Service-Geschäft verantwortliche Oswald zu den Hintegründen des Umbaus: „Wir müssen einige historische Überkapazitäten in unserem Cloud-Segment adressieren, um die Grundlage für einen nachhaltigen, profitablen Geschäftserfolg zu legen.“

Auch Oswald beschreibt die gleichzeitige Nachfrage nach Experten im Hana-Geschäftsbereich als Glücksfall: „Er erlaubt uns, unsere Mitarbeiter durch Umschulungen für ihre neuen Verantwortlichkeiten fit zu machen, ohne Jobs streichen zu müssen.“

Den kompletten Wortlaut der Oswald-Mail gibt’s als Tumblr-Kopie hier.

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