So schlecht hat sich das iPhone 5 von Apple tatsächlich verkauft

Die ersten Zahlen zum neuen Apple-Smartphone enttäuschen – vor allem, wenn man sie auf Wachstumrate und Länder herunterbricht.

Nach all den Berichten zum Start des iPhone 5 – ja, auch hier im Blog – mag man sich mit dem Thema ja eigentlich gar nicht mehr befassen. Jedenfalls war die Ernüchterung groß, als Apple am Montag bekannt gab, am ersten Verkaufswochenende mehr als fünf Millionen Geräte der Neuauflage seines Megasellers abgesetzt zu haben. Hatten die Analysten in ihren Schätzungen zuvor doch Werte irgendwo zwischen sechs und zehn Millionen erwartet.

Im Nachgang beeilten sich Marktbeobachter wie etwa der Apple-Experte Gene Munster von der US-Investmentbank Piper Jaffray zu erklären, warum sie derart falsch lagen: Laut Munster habe Apple nicht alle Online-Bestellungen in die Verkaufszahl einberechnet; zudem habe Apple schlicht Lieferengpässe gehabt und daher zu wenig Geräte ausliefern können.

Quelle: Business Insider

Zwei Charts, die das amerikanische Technologie-Blog „Business Insider“ gestern veröffentlicht hat, unterstreichen freilich dennoch, wie schlecht das iPhone 5 im Vergleich zu seinen Vorgänger-Modellen abgeschnitten hat. So lag das Wachstum der Erstwochenend-Verkäufe beim iPhone 4 gegenüber dem 3GS bei 70 Prozent; beim iPhone 4s wiederum schnellten die Absätze gar um 135 Prozent nach oben – also eine Beschleunigung. Demgegenüber konnte das iPhone 5 nur um bescheidene 25 Prozent zulegen.

Noch deutlicher wird das schlechte Abschneiden, berücksichtigt man die Zahl der Länder: Während das iPhone 4s an seinem ersten Wochenende in sieben Staaten erhältlich war, ging das iPhone 5 in neun Ländern an den Staat. Die Kennziffer Gerätezahl pro Land ist beim jüngsten Aufguss des Apple-Smartphones mithin sogar rückläufig:

Quelle: Business Insider

Der Markt hat sich indes von alledem relativ unbeeindruckt gezeigt: Nach der Bekanntgabe der Absatzzahlen am Montag verlor die Aktie gerade mal rund ein Prozent an Wert. Auch Shawn Wu vom amerikansichen Broker-Haus Sterne Agee kritisiert die „unrealistischen Schätzungen“ mancher Analysten-Kollegen, die etwa Dinge wie Lieferketten-Probleme bei bestimmten High-Tech-Bausteinen nicht berücksichtigten. Wu: „Wir sind daher nicht sonderlich besorgt über diese ‚enttäuschenden‘ Zahlen.“

Zumal das iPhone von diesem Freitag an in weiteren 22 Ländern rund um den Globus an den Start geht. „Die Story bei Apple dreht sich jetzt nicht mehr um fantastische Technologien, sondern eher darum, ob sie ihre weltweite Lieferkette im Griff haben“, lässt sich James Kelleher von Argus Research bei „Bloomberg“ zitieren. „Können sie ausreichend Geräte an so viele Leute wie gewünscht in einer angemessen Zeit ausliefern?“ Die nächsten Wochen werden es beweisen.

Verwandte Artikel:

Warum das iPhone 5 über Wohl und Wehe von Apple entscheidet

Apple und das iPhone 5: Nur noch kurz die Welt retten

Stranguliert Apple mit dem neuen iPhone den Markt für Musik-Streaming?

Infografik: Warum der jüngste iPhone-Absatz von Apple enttäuscht hat

Quartalsausblick: Die Apple-Erfolgsgeschichte geht weiter

Fünf Jahre iPhone: 250 Millionen Geräte, 150 Milliarden Dollar

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Alle Kommentare [17]

  1. Was Sie also sagen wollen ist, dass es Lieferengpässe beim iPhone gab, gleichzeitig der Marktstart in mehr Ländern als bei den Vorgängern erfolgte und deshalb pro Land weniger iPhones als erwartet verkauft wurden? Ja, das hört sich für Apple nach einem echten Desaster an.

  2. Zeigt doch nur, dass
    1. Vielleicht nicht mehr 5er zum Verkaufen in den Läden waren
    2. Die Leute sich nicht den Ar…. abfrieren wollten
    3. Auch das Personal bei Apple nur arbeiten kann.
    4. Die Leute noch abwarten, bis sie bei (z.B. Otto) bestellen können, damit sie in Raten einen schweineteuren Unsinn besitzen können.

  3. Wenn der Nachschub knapp ist, spielt es kaum eine Rolle, in wie vielen Ländern das iPhone 5 an den Start gegangen ist. Vermutlich wäre Apple die 5 Millionen Geräte auch alleine in den USA und UK losgeworden. So wurden die Bestände auf mehrere Länder verteilt.

    Spannender finde ich die Frage, wie die Smartphone-Hersteller ihre Verkäufe berechnen. Bei den meisten Herstellern reicht es offenbar aus, dass die Geräte dem Einzelhandel übergeben wurden und dort in den Regalen liegen. Apple zählt meines Wissens nach nur die tatsächlich (an den Endkunden) verkauften Geräte.

  4. Hallo Herr Kroker,
    sehr interessante Analyse. Welche Fragen könnten daraus abgeleitet werden:
    – Ist der Markt für Premium Smartphones vorerst am Höhepunkt?
    – Was sagt die Analyse über die Innovationskraft von Apple aus?
    – Ist zukünftig ein stärkeres Wachstum bei günstigeren Smartphones zu sehen?
    – Verändert sich das Nutzerverhalten? Zum Beispiel telefonieren mit einem günstigen Smartphone mit eingeschränkten Features („Nanophone“) und surfen mit einem Tablet PC.
    – Besteht die Gefahr, dass Apple zu träge und zu selbstgefällig wird?

    Apple Aktionären würde ich empfehlen, die Berichterstattungen über lange Schlangen vor den Apple-Stores nicht zu überbewerten. Aus der Psychologie kennen wir die Verfügbarkeitsheuristik. Bei der Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten orientieren sich Menschen häufig an leicht verfügbaren Informationen. Werden diese noch durch TV Bilder bestätigt, besteht die Gefahr, Fehlentscheidungen zu treffen.

  5. @Rob Grosse: Danke für die Anregungen. Ich denke, für einen generellen Abgesang auf Smartphones ist es noch zu früh. Auch glaube ich, dass sich das iPhone 5 auf mittelfristige Sicht weiterhin gut verkaufen wird. Nur gibt’s einstweilen offenbar erst einmal Probleme in der Lieferkette, die es in der Form bisher noch nicht gab. Und welche Auswirkungen die Schließung der Foxconn-Fabrik in den vergangenen Tagen wegen der Mitarbeiterauschreitungen haben wird, ist auch noch völlig unklar. Man muss meines Erachtens jetzt die nächsten zwei Quartale auf dem Radar haben.

  6. „Schlecht verkauft“ ist meiner Ansicht nach immer relativ. Insgesamt sollten wir uns von der kontinuierlichen Hype-Erwartung an Apple befreien und den Konzern auch mal halbwegs emotionsfrei als ganz normales Unternehmen betrachten. Unter diesen Gesichtspunkten wird der Aktienkurs evtl. nicht mehr so aggressiv steigen wie zuletzt, allerdings outperformt Apple dann noch immer die meisten anderen Konkurrenten.

  7. Ich lach mich schlapp… Schneller, höher, weiter und besser! Der zweite ist der Looser. Da werden ein paar schöne Balkendiagramme gebastelt und orakelt. Wo spiegelt sich das Umfeld der Markteinführung wieder? Im Jahr 2012 tummeln sich andere Kandidaten auf dem Smartphone Markt und es sind auch neue dazugekommen. Es gibt mittlerweile ein konkurrenzfähiges was den Kinderschuhen entwachsen ist.

    Also fundierte Aussage nenn ich was anderes…

  8. Mal ganz abgesehen davon dass das nur der aufgewärmte Brei von Business Insider ist, die sich in der Vergangenheit ja auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben was fundierte Artikel angeht:
    Neben dem üblichen Unsinn (Vergleich der Absatzzahlen mit den Phantastereien von irgendwelchen Analysten, die Jahr für Jahr völlig daneben liegen) dann auch noch dieser Chart bzgl. fallender Gerätezahl pro Land, das tut schon richtig weh. Wer hätte gedacht, dass eine Ausweitung des Verkaufs auf weitere Länder, die bisher sicherlich aus gutem Grund nicht dabei waren, eben weil es keine so guten Absatzmärkte sind verglichen mit den bisherigen Verkaufsländern, tatsächlich die Gerätezahl pro Land im Durchschnitt sinken lässt. Große Überraschung. Aber immerhin kreativ, es war sicher nicht einfach überhaupt was zu finden um die Lock-Überschrift zu rechtfertigen.

  9. @Tim: Ja, man kann die Zahlen von „Business Insider“ kritisieren. Dennoch finde ich die Metrik „Geräte pro Land“ so unwichtig nicht. Denn sie gibt ein Indiz über die Skalierfähigkeit der Lieferkette. Wenn Apple schlicht nicht genug Geräte gehabt hat – warum haben sie die Zahl der Länder beim Start dann überhaupt erweitert. Insofern zeigt die gesunkene Zahl eben schon, dass hier ein Problem liegt. Den Vorwurf der Locküberschrift lasse ich mir gefallen; schließlich will ich ja, dass meine Stücke gelesen werden. Manchmal erscheint es mir aber so, als hätten viele Apple-Anhänger mit solcherlei Negativ-Berichterstattung (wieder einmal) ein Problem… 😉

    @Andreas: Ja gewiss gibt es mittlerweile mehr Konkurrenz. Aber Apple hat eben einen enorm hohen Börsenwert, daher schauen Analysten und eben auch Journalisten da ganz besonders genau hin, ob und wie sich neue Geräte verkaufen. Im übrigen habe ich hier ja auch angemerkt, dass es sich allem Anschein nach ja nur um Kurzfristprobleme handelt.

  10. Die zahl verkaufte iPhones pro Land ist aus anderen Gründen als der Vortim sagte totaler Unsinn:
    Länder sind unterschiedlich groß. Einfache Rechnung:
    Verkaufe ich 1.000.000 Produkte nur in Deutschland an 80.000.000 Deutsche, dann habe ich 1.000,000 pro Land verkauft.
    Nehme ich jetzt noch die Niederlande hinzu und verkaufe dort 200.000 Stück an die 16.000.000 Einwohner. Dann habe ich pro Land nur noch 600.000 Stück verkauft – pro Einwohner aber die Menge gehalten.
    Da bisher nur in den großen USA von Anfang an verkauft wurde und nun kleinere Länder hinzugekommen sind, ist die Zahl totaler Unsinn!

  11. Sorry, aber die Prozentangaben zum Wachstum sind totaler Quatsch. Es gab viel mehr 4S als 4 und viel mehr 4 als 3GS. Daher kann die Prozentzahl ja nur kleiner werden, wenn man davon ausgeht, dass die Produktionskapazitäten nicht im selben Umfang erweitert werden. Die absolut verkauften Geräte steigen zu 100% von Jahr zu Jahr.

  12. @Michael Kroker
    Das Problem liegt dann halt in der begrenzten verfügbaren Menge an Geräten zum Start, oder an falscher Verteilung (siehe z.B. auch https://www.asymco.com/2012/09/25/measuring-iphone-demand/). Daraus dann aber „schlecht…verkauft“ zu drehen finde ich schon arg unseriös, sorry. Gleiches gilt für die Locküberschrift: Das mag zwar beim ersten Mal Leser anziehen (warum dann nicht gleich „APPLE KURZ VOR UNTERGANG!!!!“), ich kann aber zumindest für mich persönlich sagen dass Wiwo mich mit solchen Tricksereien als Leser verliert. Aber ok, wenn die dadurch neu gewonnenen unkritischen Leser überwiegen bzw. die zusätzlichen PageViews und daraus resultierenden Werbeeinnahmen das ausgleichen, dann ist das für Wiwo ja ok, nur halt in meinen Augen kein seriöser Journalismus.
    Auf Kritik dann auch noch mit dem kindischen Apple-Fanboy-Argument zu reagieren ist dann nur das Sahnehäubchen.

  13. @Tim Koch: Ups, stimmt, „Verkäufe je Land“ ist noch unsinniger als ich dachte, ich hatte angenommen die Zahlen wären wenigstens um die Gesamteinwohnerzahl je Land bereinigt, also sowas wie Verkäufe je 1000 Einwohner oder so (tatsächlich sind das auch die Zahlen, die unter https://www.asymco.com/2012/09/25/measuring-iphone-demand/ verwendet werden und die dann auch keine sinkenden Werte mehr zeigen).
    Aber absolute Zahlen je Land zu verwenden, ts ts, ein Glück hat Apple noch nicht den Verkauf z.B. in Luxemburg gestartet, dann wäre alles ja noch viel schlimmer 🙂