CeBIT-Geflüster: Ist die Messe tot – noch bevor die große Neubelebung kommt?

Der Abschied der Telekom kommt für den CeBIT-Veranstalter zur Unzeit, denn eigentlich wollte die Deutsche Messe der Veranstaltung mit einen veränderten Konzept neues Leben einhauchen. Stellt sich die Frage: Wer bleibt noch weg?

Eigentlich war es ein Paukenschlag – der dennoch nur leichte Wellen geschlagen hat: Anfang der Woche verkündete die Deutsche Telekom, erstmals von der IT-Messe CeBIT fernbleiben zu wollen – weil man sich stattdessen auf die Industrie-Veranstaltung Hannover Messe konzentrieren wollen.

Vielleicht, weil das Ansinnen der Telekom, der CeBIT den Rücken zu kehren, schon im vergangenen Jahr durchgesickert war: Wie ich im März 2017 an dieser Stelle berichtete, wollte Telekom-Chef Tim Höttges schon seinerzeit ganz auf ein Messe-Engagement verzichten – konnte aber letztlich durch eine Intervention von Veranstalter Deutsche Messe im Kanzleramt gehalten werden.

Dabei ist das Wegbleiben des Magenta-Riesen ausgerechnet bei der CeBIT 2018 vermutlich noch folgenreicher, als wäre dies bereits in den Vorjahren geschehen: Schließlich will der CeBIT-Vorstand der Deutschen Messe AG Oliver Frese der einstmals weltgrößten Computermesse mit einem neuartigen Festival- und Event-Konzept nach Jahren des Besucherschwunds neues Leben einhauchen.

Dass nun die Deutsche Telekom als einer der wichtigsten und zugkräftigsten Aussteller mit einem der größten Messestände jener „neuen CeBIT“ fernbleibt, trifft den Hannoveraner Veranstalter daher zur Unzeit. Man denke nur an die vielen Folgeeffekte, etwa auf bereits gebuchte Hotels und Restaurants in Hannover. Es wirkt jedenfalls so, als läge der Patient CeBIT jetzt mindestens auf der Intensivstation, noch bevor überhaupt die große Neubelebung kommt.

Wenig verwunderlich zudem, dass in der deutschen IT-Branche bereits Gerüchte die Runde machen, wer der Telekom noch folgen könnte. Dem Vernehmen nach hadert etwa der Software-Gigant SAP mit seinem CeBIT-Engagement – schließlich profitieren die Walldorfer als B2B-Anbieter eher wenig bis gar nicht von dem neuen Veranstaltungskonzept.

Gleiches gilt für andere B2B-Konzerne wie IBM oder die Software AG. „Keiner will aber als derjenige in die Geschichte eingehen, der der CeBIT den Todesstoß versetzt hat“, sagt ein hochrangiger Industriekenner aus dem Bitkom-Umfeld.

So oder so: Nach dieser Woche dürfte es die neue CeBIT noch schwerer haben, langfristig als eigenständige Veranstaltung neben der immer dominanter werdenden Hannover Messe bestehen zu können.

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Alle Kommentare [6]

  1. Auch wir, die Telekom, werden uns nicht von der Messe „verabschieden“, auch wenn wir nicht mehr den klassischen Messestand haben werden. Wir stimmen mit der Messegesellschaft überein, dass eine Neupositionierung der CeBIT begrüßenswert ist und begleiten den Prozess weiter konstruktiv. Über die Form, wie wir uns zeigen, sprechen wir noch.

  2. Danke für die Kommentare… hier meine Erwiderung: Warten wir mal die neue Messe ab – ich hab ja nirgends geschrieben, dass da JETZT noch wer abspringt. Dass es aber interne Diskussionen hier und dort gibt, ist unüberhörbar.

  3. Wer braucht schon die Telekom? Die bleiben lieber unter sich und feiern sich selbst.
    Auf der letzten Cebit 2017 hatte die Telekom die halbe Halle in magenta getaucht.
    Alles war sehr unnahbar und abgehoben. Oder vielmehr gesagt realitätsfern. Die Telekom bekommt jeden Monat Grundgebühren für nix. Das Geld wird dann in den USA verzockt. Damit sind die beschäftigt.