Das Blognetzwerk Tumblr steht exemplarisch für einen Internet-Dienst, den viele schon mal angeklickt haben dürften, ohne zu wissen, was genau dahinter steckt. Erklärung eines viralen Web-Phänomens.
(Update 22.05.2013 10:45 Uhr: Statista hat mich gerade darauf hingewiesen, dass die ursprüngliche Grafik einen Zahlendreher beinhaltete. Demnach rangiert Tumblr bei sozialen Netzwerken in Deutschland nicht – wie ursprünglich behauptet – vor Twitter. Sondern einen Platz dahinter auf Rang 5.)
Dass sich der Internet-Dino Yahoo den hippen US-Blogbetreiber Tumblr unter den Nagel reißen will, ist bereits am vergangenen Freitag durchgesickert. Während Deutschland im Pfingsturlaub weilte, hat Yahoo-Chefin Marissa Mayer dann den Deal durchgezogen und verleibt sich Tumblr für 1,1 Milliarden Dollar ein.
Doch wer ist Tumblr überhaupt? Treue Leser meines Blogs konnten bereits im Dezember 2011 erstmals über den „unbekannten Internet-Riesen“ lesen, der bereits damals durchgestartet ist und die Blog-Konkurrenz wie WordPress oder Blogger übertrumpft hat.
Heute, gut anderthalb Jahre später, kennen viele Nutzer das bereits 2007 gegründete Unternehmen immer noch nicht. Dabei rangierte Tumblr laut Zahlen des Marktforschungshauses Comscore im März mit 3,5 Millionen Besuchern in den Top-5 der sozialen Netzwerke in Deutschland – und nur einen Rang hinter dem Kurznachrichtendienst Twitter:
Quelle: Statista/Comscore
Der Hauptgrund dafür dürfte sein, dass zwar viele Internet-Nutzer bereits über den Dienst gestolpert sind – ihnen dies gar gar nicht bewusst war. Denn auch hierzulande gibt’s längst populäre Tumblr-Blogs mit witzigen Fotos oder Videos. Einer der Bekanntesten ist „Chantalimus“, eine Sammlung schräger Kindernamen wie etwa „Zoey Phiebie Shayanne“ oder „Mailo Cedric“, um nur zwei der jüngsten Einträge zu nennen.
Oder „Loddar Holding Things“, eine Satire auf den Eintritt von Lothar Matthäus ins weltgrößte soziale Netzwerk Facebook Anfang April. Das tat er nämlich mit einem, nun ja, wirklich alles andere als natürlich wirkendem Begrüßungsfoto samt Tulpenstrauß in der Hand. Seitdem verfrachten ihm Tumblr-Nutzer immer neue Gegenstände per Photoshop in die Hände.
Die Viralität erlangen Tumblr-Blogs dabei vor allem durch zwei Dinge: Zum einen kann man Leser leicht zum Mitmachen animieren. So erhält Chantalismus ständig neue Schnappschüsse von Heckaufklebern oder Geburtsanzeigen in Zeitungen. Zudem können Nutzer mit einem Tumblr-Konto fremde Postings in ihrem eigenen Blog veröffentlichen – solche sogenannten Re-Bloggings sorgen schnell für eine enorme Reichweite.
Mit ihrer Machart stehen Chantalismus & Loddar geradezu exemplarisch für die große Mehrheit der inzwischen rund 109 Millionen Tumblr-Blogs: 83 Prozent aller Blog-Postings bestehen aus Bildern, wie der amerikanische Social-Media-Berater Dan Zarella bei der Analyse von 320.000 Beiträgen auf Tumblr herausgefunden hat. Weitere Daten rund um Tumblr hat Zarella in untenstehender Infografik zusammengetragen.
Ach ja – ich habe natürlich auch einen eigenen Tumblr-Blog: Unter michaelkroker.tumblr.com veröffentliche ich vor allem interne E-Mails von Unternehmen vollständig – zum Zwecke der Dokumentation.
Quelle: DanZarella
Verwandte Artikel:
Mein Umzug von Posterous zu Tumblr
Die 20 größten sozialen Netzwerke im Überblick
60 Sekunden in sozialen Medien