Geheim-Event von Microsoft: Für – nun ja – den Neuaufguss von Office

Angeblich präsentiert der Softwaregigant heute in San Francisco die nächste Office-Version. Ob derlei Geheimniskrämerei sinnvoll ist – wohlgemerkt für ein Paket von Bürosoftware – bleibt jedoch fraglich.

(Update 17.07.2012 9 Uhr: Microsoft hat gestern wie erwartet die nächste Office-Version vorgestellt – neu ist vor allem die Optimierung auf Touch-Displays unter Windows 8.)

In den USA haben es die Spatzen ja schon seit einigen Tagen von den Dächern gepfiffen, am Wochenende haben dann deutsche IT-Medien nachgezogen: Beim morgigen „Geheim-Event“ von Microsoft in San Francisco – einer Pressekonferenz ohne zuvor verkündetes Thema, aber unter Anwesenheit von Konzernchef Steve Ballmer – wird der Softwaregigant mutmaßlich Office 15 vorstellen, die nächste Version seines Bürosoftwarepakets.

Dies vorab – damit hier keine falsche Tonalität aufkommt: Office ist ein respektables Produkt und eine Mega-Erfolgsgeschichte. Wie Ballmer erst heute vor einer Woche auf der Microsoft Partnerkonferenz in Toronto wieder einmal betont hat, läuft die Software mittlerweile auf einer Milliarde Rechner weltweit. Kein Wunder also, dass Office neben Windows immer noch die wichtigste Cash Cow der Redmonder ist – und sie daher mit Hochdruck daran arbeiten, diese Pfründe auch im Zeitalter von Apps und Cloud Computing zu sichern.

Dafür aber gleich ein neuerliches „Mystery Event“ mit allem Brimborium veranstalten? Schließlich gab’s ja gerade erst Ende Juni eines. Aber immerhin hatte Konzernchef Ballmer seinerzeit das Surface-Tablet mit im Gepäck. Eben weil das Surface als erster komplett selbstentwickelter Microsoft-Computer mit Hardware und Software aus einer Hand einen neuen Meilenstein in der 37-jährigen Unternehmensgeschichte markiert und zudem die Geheimhaltung für Microsoft-Verhältnisse ziemlich gut funktioniert hat, ist Ballmer ein ordentlicher PR-Coup gelungen.

Neuauflage des PR-Coups von Surface? Wohl kaum.

Ich bin mehr als skeptisch, ob er das mit der Neuauflage von Office wiederholen kann. Auch auf die Gefahr hin jene Blog-Leser zu verprellen, die meine ständigen Apple-Vergleiche nicht mehr lesen wollen (obwohl Microsoft jene Vergleiche ja selber in jüngster Zeit nach Kräften befeuert hat): Wie die jüngere Apple-Historie insbesondere mit den Mega-Sellern iPod, iPhone und iPad beweist, hat die Geheimhaltungsmasche, verbunden mit der im Vorfeld einer Ankündigung immer punktgenau hochkochenden Gerüchteküche in IT-Medien und Blogs, vor allem gut bei Unterhaltungselektronikprodukten funktioniert.

Und ich verstehe nur allzu gut, dass man bei Microsoft händeringend danach trachtet, den inbesondere im Smartphone- und Tablet-Geschäft aktuell meilenweit enteilten Konkurrenten wieder einzuholen. Andererseits sind die Redmonder vor allem im Geschäft mit Unternehmens-IT viel breiter aufgestellt als Apple – und da braucht es meines Erachtens derartige Marketing-Spielchen nicht. Aber wer weiß, vielleicht zaubert Ballmer heute ja doch noch etwas ganz anderes hervor.

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Alle Kommentare [1]

  1. Lieber Michael Kroker, wie Sie noch hören werden, geht es gerade nicht um einen Neu-Aufguss. Stay tuned.