Digital Loser statt Leader: Nur jeder 12. Manager in Deutschland fit für digitale Transformation

Sieben von zehn Entscheidern in deutschen Unternehmen haben nur Anfängerkenntnisse in der Digitalisierung – zudem viele schätzen sich falsch ein.

Wie sehr die digitale Transformation die Unternehmen auch und gerade in Deutschland beschäftigt, habe ich erst kürzlich hier im Blog beschrieben: Demnach gehen laut einer kürzlich veröffentlichten Studie zwei Drittel der Deutschen davon aus, dass die Digitalisierung die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigern wird.

Ob die Entscheider in den Unternehmen aber über die notwendigen Qualifikationenverfügen, den digitalen Wandel aktiv voranzutreiben, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wie eine neue Studie des Kassler Marktforschers Crisp Research im Auftrag des zum japanischen Telekommunikations-Riesen NTT gehörende IT-Dienstleisters Dimension Data zeigt, sind die entsprechenden Kenntnisse der Manager bisher bescheiden.

Demnach haben aktuell gerade einmal sieben Prozent der Entscheider in Deutschland das Zeug zum Digital Leader, der Impulse für die digitalen Transformation geben und die dafür notwendigen Veränderungsprozesse im Unternehmen steuern kann. Das ist nur jeder zwölfte hiesige Manager.

Die große Mehrheit der 503 befragten Geschäftsführer und IT-Entscheider ist dagegen noch auf einem Anfängerniveau: 71 Prozent sind laut der Umfrage „Digital Beginner“ – vielleicht sollte man besser Digital Loser statt Leader sagen.

Damit nicht genug: Demnach gibt es eine große Diskrepanz zwischen Selbsteinschätzung und den tatsächlichen Digitalisierungs-Kompetenzen: So halten sich sechs von zehn Entscheidern für digital kompetent, das heißt sie sehen ihre digitalen Fähigkeiten als stark oder sehr stark ausgeprägt. Tatsächlich verfügen aber nur 26 Prozent der Befragten über jene Kompetenzen.

Die Studie offenbart zudem signifikante Unterschiede abhängig vom Alter der Befragten: So ist der Anteil derjenigen, die von einem sehr starken Effekt der Digitalisierung auf das eigene Unternehmen überzeugt sind, bei den unter 40-Jährigen fast doppelt so hoch wie bei der älteren Generation.

Weitere Ergebnisse der Studie „Digital Leader – Leadership im digitalen Zeitalter“ in der folgenden Infografik:

Quelle: Dimension Data

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Alle Kommentare [7]

  1. Was heißt eigentlich Digital? Einsen und Nullen? Neue Computer kaufen? Computer programmieren? Durch Computer mit anderen Menschen kommunizieren? All diese Dinge werden digital genannt, sind aber grundverschieden. Einige davon muss man selbst können (eine Email schreiben?), andere kann man Experten überlassen (programmieren, z.B.)

    Jetzt wo Rechner wirklich überall eingesetzt werden, wäre es wahrscheinlich einfacher für Laien sich damit zu beschäftigen, wenn wir Experten anfangen würden, wieder verschiedene Wörter für verschiedene Dinge zu benutzen.

  2. „Dimension Data“ sollte vielleicht weniger Energie auf Buzzwords verwenden, als darauf eine verständliche und selbsterklärende Infografik zu produzieren. Gerade zum Ende hin, kann ich da keinen Informationswert mehr feststellen.

    Zu allem Überfluss liest die WiWo die Grafik dann noch einmal vor, statt die Hintergründe zu erklären.

  3. @nk: Über die Qualität von Grafiken kann man gerne streiten. Zudem habe ich hier erst mal nur die Studienergebnisse berichtet. Hintergründe/Lösungsvorschläge etc. lassen sich aber meines Erachtens nicht in einem kurzen Blog-Beitrag behandeln. Das ist dann eher was für eine größere WiWo-Geschichte. Und die machen wir ja auch ständig.

  4. Digitale Transformation ist ein Top-Management-Thema. Ich habe in meiner Arbeit mit unzähligen Mittelständlern noch kein Unternehmen gesehen, dass nicht erheblich von digitalen Möglichkeiten profitieren könnte. Laut Studie sind aber 65% der Business-Entscheider der Meinung, dass digitale Transformation ihr Unternehmen gar nicht oder nur schwach beeinflusst. Hier stimmt etwas nicht! Die gute Nachricht: Das ist (zumindest teilweise) ein Generationen-Thema, die junge Generation Manager bringt bereits mehr digitale Kompetenz mit. Die schlechte Nachricht: Es wird zu lange dauern, wenn wir auf die Übergabe der Staffelstäbe warten. Schlecht für den Standort Deutschland. Andererseits: gut für die wenigen „digitalen Vorreiter“ die’s schon begriffen haben. Nicht nur bauen sie strategische Wettbewerbsvorteile für die Zukunft auf, sie werden auch erheblich Marktanteile von den „Digital Losers“ erobern.
    Dr. Carsten Takac, CEO Sitewards GmbH

  5. 1. Die Selbsteinschätzung von Managern (zumindest in Konzernen) weicht meiner Erfahrung nach bei sehr vielen Themen von der Realität ab. Beim Thema Digitalisierung ist das dann natürlich genauso :-). Wenn man den Artikel
    „9 von 10 Managern sehen Schlüsselrolle der Digitalisierung – aber 40 Prozent fehlt Strategie“ liest in der sich 69 Prozent der befragten CFO’s als Treiber der Digitalisierung sehen sagt das über die Selbsteinschätzung von Managern schon einiges aus.

    2. Ich selbst bin Mitte 30 und habe vor ca. 20 Jahren angefangen an PC’s zu basteln, Netzwerke zum Zocken errichtet, etc., anschließend Informatik studiert (natürlich nicht zu Ende). Heute bin ich IT Projektleiter in einem Energiekonzern und musste in den vergangenen Jahren leider feststellen, dass es mit den digitalen Fähigkeiten der jüngeren Generation leider nicht so weit her ist (außer die Ausbildung war technisch), wenn man mal von der Benutzung einer Oberfläche absieht. Das echte Verständnis für (digitale) Technologie ist leider genauso wenig vorhanden wie bei Älteren. Aber zumindest wissen viele Jüngere wie wichtig (digitale) Technologie ist. Und, ja: jeder sollte programmieren lernen und in grundlegenden Konzepten digitaler Technologie geschult werden. Man kann sich der Digitalisierung nur mit Bildung nähern. Deswegen: Technologieunterricht ab der ersten Klasse bis zum Ende der Ausbildung/Studium. Am besten integriert in andere Fächer damit das nicht so dumm abgekapselt läuft wie mit Mathematik.

    Dann bekommen wir auch Manager (oder sogar Politiker) die zumindest die Voraussetzungen hätten digitale Leader zu werden. Ohne eine Modernisierung des Bildungssystems wird das nix mit den digitalen Leadern und der Digitalisierung für alle.

  6. Ich finde, ein Manager muss grundsätzlich in der Lage sein, zu verstehen, was gefordert ist und wie sich der Markt entwickelt. Insbesondere, wenn ein Manager digitale Themen antreibt, folgen die Mitarbeiter eher der neuen Marschroute.