Darum hat die Börse Google nach den Quartalszahlen so hart abgestraft

Google ist das jüngste Opfer einer Reihe von IT-Unternehmen, deren Geschäftsmodelle beim Wandel von stationärem hin zu mobilem Computing nicht mehr funktionieren wie bisher.

In den vergangenen Wochen kannte die Google-Aktie nur eine Richtung – nach oben. Bis Anfang Oktober kletterte der Kurs des US-Internetgiganten mit gut 774 Dollar auf ein neues Allzeithoch.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag der vergangenen Woche endete jener Höhenflug jäh: Um neun Prozent rauscht die Aktie nach unten, weil Google die Geschäftszahlen fürs dritte Quartal versehentlich um Stunden zu früh veröffentlichte – und der um 20 Prozent eingebrochene Gewinn die Erwartungen der Anleger enttäuschte.

Damit ist Google freilich bloß das neueste Opfer eines Wandels, der aktuell die IT-Branche durcheinander wirbelt: Die Rede ist vom mobilen Computing, das zunehmend die stationäre Nutzung ablöst, wobei die IT- und Internet-Giganten ihre Geschäftsmodelle eben nicht ohne weiteres von stationär auf mobil umschalten können.

Antriebsmotor des Wandels ist die Post-PC-Ära

Dem zugrunde liegt eine massive Abkehr der Endkunden von herkömmlichen PCs hin in Richtung mobile Geräte, allen voran Smartphones und Tablet-Rechner. Die vielbeschworene Post-PC-Ära hat bereits im vergangenen Jahr begonnen, als weltweit erstmals mehr Smartphones und Tablets als Standard-PCs über die Ladentheken gingen.

Die Folgen jener Gezeitenwende zeigen sich indes erst in diesem Jahr: Der langjährige PC-Champion Hewlett-Packard, dessen Bemühungen im Smartphone- und Tablet-Geschäft bisher total gefloppt sind, hat erst kürzlich seine Krone als Weltmarktführer an den chinesischen Rivalen Lenovo verloren.

Das mit enormen Vorschusslorbeeren bedachte soziale Netzwerk Facebook hat seit dem Börsengang Mitte Mai mehr als die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt. Zwar verfügt die Zuckerberg-Company inzwischen über mehr als eine Milliarde Mitglieder. Davon greift aber bereits eine Mehrheit von 60 Prozent per Smartphone auf Facebook zu. Auf seinen Apps platziert Konzernboss Zuckerberg bis heute jedoch keinerlei Werbung – Facebook profitiert von der wachsenden Mobilnutzung bisher also nicht.

Das Android-Paradoxon bei Google

Nun also Google: Erst Anfang September habe ich hier im Blog das sogenannte Android-Paradoxon beschrieben: Zwar läuft aktuell gut die Hälfte aller Smartphones weltweit mit dem mobilen Betriebssystem von Google. Aber nur rund ein Fünftel aller mobilen Web-Zugriffe kommen von Android-Geräten.

Die Folge: „Der Trend in Richtung Mobilmarkt bedeutet eine Gefahr für viele webbasierten Geschäftsmodelle, auch Facebook, Twitter oder Amazon“, so Horace Dediu, Chef des Analysehauses Asymco mit Sitz in Helsinki. „Bisher ist der ökonomische Wert von Android sehr gering.“ Das sahen die Börsianer offenbar ganz genauso – und straften die Google-Aktie ab.

Die weiteren Konsequenzen des Android-Paradoxon haben wir ausführlich in der aktuellen Ausgabe der WirtschaftsWoche analysiert – die Story gibt’s online hier. Eine Übersicht über die aktuellen Google-Quartalszahlen gibt’s in der folgenden Infografik von Statista:

Quelle: Statista

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