Zwar existiert bei vielen Unternehmen ein breites Verständnis von Digitalen Zwillingen, deren Potenzial wird aber bei weitem noch nicht gehoben.
Ein Digital Twin bildet eine Maschine virtuell ab, um damit ohne Eingriff in die reale Fertigung Veränderungen von Parametern oder Produkten vornehmen zu können. Dadurch bilden Simulations-, Analyse-, Produktions- und Entwicklungsprozesse mit Digitalen Zwillingen die Basis für die Digitalisierung von Produktionsprozessen dar.
In der Industrie 4.0 begleiten die Digitalen Zwillinge den kompletten Entwicklungs-, Produktions- und Betriebszyklus eines Produktes oder Services. Abläufe lassen sich dank virtueller Simulationsmodelle planen, optimieren und anpassen. Ganzheitlich betrachtet also ein scheinbar endloses Potential – und damit eines der wichtigsten Themen , die aktuell rund um Industrie 4.0 diskutiert werden.
Bleibt die Frage: Wo genau steht die Fertigungsindustrie auf dem Weg zur optimalen Konzeption, Inbetriebnahme und Nutzung des Digitalen Zwillings? Um das zu beurteilen hat der IT-Berater und Systemintegrator MSG aus München zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) den Reifegrad deutscher Unternehmen in einer Studie näher beleuchtet. „Kroker’s Look @ IT“ präsentiert die Ergebnisse der Studie heute exklusiv vorab.
Die Studie zeigt, dass bei vielen Unternehmen ein breites Verständnis von Digitalen Zwillingen existiert, deren Potenzial aber bei weitem noch nicht gehoben wird.
So haben zwar 85 Prozent der befragten Unternehmen bereits Konzepte für den Digitalen Zwilling entwickelt. Jedoch verfügen nur 54 Prozent über eine durchgängige Strategie für Digitale Zwillinge.
In Summe bescheinigt die Studie den befragten Unternehmen daher lediglich eine konsolidierte Gesamtreife von derzeit 51 Prozent – und zeigt damit, dass die Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) noch in der Konzeptionierungsphase Digitaler Zwillinge stecken.
Weitere wichtige Ergebnisse im Überblick:
- Nur acht Prozent der befragten Unternehmen setzen ihren Digitalen Zwilling bereits vollumfänglich ein
- Fast die Hälfte der Befragten haben keine durchgängige Digitale Zwillingsstrategie; und das obwohl das Potenzial durchaus bekannt ist (46 Prozent)
- Dass digitale Zwillinge das existierende Geschäftsmodell teilweise revolutionieren werden, darüber sind sich die Befragten einig: Mehr als ein Drittel beabsichtigt, ihr Geschäftsmodell mit Digitalen Zwillingen zu verändern (35 Prozent)
- Bisher werden mit 73 Prozent mehrheitlich Produktsysteme im Digitalen Zwilling abgebildet, dabei fokussieren sich die aktuellen Aufgaben Digitaler Zwillinge bei 64 Prozent auf die Datenbereitstellung
- Komplexere Aufgaben wie autonome Entscheidungsfindung und Prognose sind in den betrachteten Konzepten nur vereinzelt zu finden
Es zeigt sich also, dass das volle Potenzial eines Digitalen Zwillings nur dann gehoben werden kann, wenn die dafür relevanten Informationen aus dem gesamten Produktlebenszyklus durchgängig bereitgestellt werden können. Folglich müssen die Unternehmen ihre internen Datensilos aufbrechen, aber auch den Informationsfluss zwischen Nutzer und Zulieferer zulassen.
Entsprechend gehen 85 Prozent der Befragten davon aus, dass sich dafür zunächst ihre Unternehmensorganisation ändern und deutlich agiler und gesamtheitlicher aufstellen muss.
Die zentralen Ergebnisse zum Reifegrad beim Digital Twin in Deutschland/Region DACH zusammengefasst in der folgenden Infografik – zum Vergrößern zwei Mal anklicken:
Quelle: Fraunhofer IPK/MSG
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