Mein Rant am Morgen: Viele Unternehmen haben ihre Hausaufgaben in Sachen Datenschutz-Grundverordnung bisher nicht gemacht – und fürchten Nachteile. Dabei sollten sie es gerade andersherum als Chance sehen.
Beim Jahreskongress der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), in der sich die Kunden der Walldorfer organisiert haben, Ende September war es – neben einem seit längerem schwelenden Lizenzstreit – eines der Hauptthemen: Die Rede ist von der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union, die Ende Mai des kommenden Jahres in Kraft tritt.
Die EU-Novelle enthält eine Vielzahl von Neuregelungen bezüglich Datensicherheit, Speicherung und Governance von Daten, welche die Unternehmen dann eurapaweit erfüllen müssen. „Während amerikanische Unternehmen ungehindert vorpreschen können, wird für uns die Umsetzung der Novelle zum datenrechtlichen Hemmschuh“, so ein DSAG-Vorstand auf seiner Keynote.
Die Sichtweise des DSAG-Vertreters steht exemplarisch für einen Großteil der IT-Anwenderunternehmen in Deutschland. Viele haben ihre Hausaufgaben in Sachen DSGVO bisher nicht gemacht – und fürchten rechtliche wie geschäftliche Nachteile.
Dabei sollten Unternehmen das Thema Datenschutz doch vielmehr als Asset, also als Vorteil im Wettbewerb begreifen, nicht als Hemmschuh. Schließlich lässt sich so viel leichter gegenüber Kunden und Partnern mit Vertraulichkeit und Privatsphäre argumentieren – Dinge also, die nicht nur der Gesetzgeber fordert, sondern auf die zumindest in Deutschland die Mehrheit der Konsumenten wert legt.
Dass es auch anders geht, hat ausgerechnet der Amerikaner und Chef des SAP-Wettbewerbers Salesforce, Marc Benioff, vor zwei Jahren im Interview mit der „WirtschaftsWoche“ klargestellt: Er wolle als Anbieter ganz bewusst die Unterschiede in Deutschland wahrnehmen, „etwa die Art und Weise, wie hierzulande mit Datenschutz und IT-Sicherheitsvorgaben umgegangen wird“. Mehr noch: Der Umgang mit Privatsphäre in Deutschland solle für Salesforce eine regelrechte Vorbildfunktion für andere Landesgesellschaften haben.
Immerhin: Auch eine zunehmende Zahl der Anwenderfirmen plant jetzt eine Verankerung der DSGVO in der Unternehmenskultur – ein erster wichtiger, um Schritt als Wettbewerbsplus zu nutzen.
Verwandte Artikel:
Krokers RAM: Die Digitalisierung ist viel mehr als nur ein Mittel zum Erfolg
Krokers RAM: SAP droht zu überdrehen – ausgerechnet bei treuen Bestandskunden
Krokers RAM: Die Daseinsberechtigung von ARD, ZDF & Co. kippt
Krokers RAM: Merkel gegen Schulz – darum hinkt D in der Digitalisierung hinterher
Ich finde auch die Unternehmen sollten Datenschutz ernster nehmen. Es kommt zum Beispiel immer wieder vor, dass ich regelmäßig Spam-Emails bekomme, nachdem ich mich beispielsweise in einem Online-Casino angemeldet habe. Offensichtlich werden dort sensible Daten über Kunden einfach weiterverkauft. Das Vertrauen der Kunden ist dann schnell hin.