Krokers RAM: Die Daseinsberechtigung von ARD, ZDF & Co. kippt

Mein Rant am Morgen: Die zunehmende Verbreitung von Online- und Streaming-Portalen sorgt zugleich dafür, dass die wichtigste indirekte Grundlage für die öffentlich-rechtlichen Sender schwindet: Die Verankerung in der Bevölkerung.

Gründe, sich über die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zu echauffieren, gibt es wahrlich viele: Seien es etwa die jüngsten Forderungen von ARD, ZDF und Deutschlandradio, die Rundfunkbeiträge künftig automatisch mit der Preissteigerung steigen zu lassen – und das, obwohl das deutsche System mit Beiträgen von rund acht Milliarden Euro pro Jahr bereits heute zu den teuersten zählt. Seien es üppige Gehälter wie jüngst von der ARD offengelegt, wonach etwa WDR-Intendant Tom Buhrow mit einem Jahressalär von 399.000 Euro mehr einstreicht als die Bundeskanzlerin.

Solche und ähnliche Auswüchse konnten bisher trotz aller Kritik und Verwerfungen nicht an den Grundfesten des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems in Deutschland rütteln. Dabei kommt die wahre Bedrohung von ARD, ZDF & Co. von außen.

Wie erst gestern hier im Blog dargelegt, nutzen inzwischen weltweit mehr als ein Drittel aller Internet-Nutzer den Video-Streaming-Dienst Netflix, der weltweit 104 Millionen Abonnenten verzeichnet. Den Rivalen Amazon Prime Video, der insbesondere auch in Deutschland sehr stark ist, nutzt auch bereits jeder fünfte Web-User der Welt.

Und jeder, der Kinder oder Jugendliche hat, weiß ganz genau: ARD und ZDF sind für Teenager nur noch etwas „für die Alten“. Deren Stars heißen Paluten und LeFloid, Bibi und Dagi Bee – sie haben eigene Kanäle auf YouTube und erreichen mit ihren Kanälen jeweils ein Millionenpublikum.

Kaum vorzustellen, dass die Kids von heute dereinst als Erwachsende hinübermachen in den Schoß der guten alten Fernsehwelt. TV ist für die junge Generation gleichbedeutend mit Internet – egal ob auf YouTube, Netflix oder Amazon Video.

Damit wird die wichtigste indirekte Daseinsberechtigung der öffentlich-rechtlichen Sender in den kommenden Jahren deutlich schrumpfen: Die faktische Verankerung in der Bevölkerung angesichts der – bis jetzt immer noch – flächendeckenden Nutzung.

Bleibt bloß die Frage, wann diese Grundlage ganz kippt.

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Alle Kommentare [6]

  1. Irgendwie stimmen die Zahlen nicht. Laut kurzem Google-Check gibt es 2017 ca. 3,7Mrd Internetnutzer. Laut Ihrem Artikel hiesse das, das ca 740 Millionen Amazon Prime haben, das bezweifle ich ganz stark.
    Und vorher auf Netflix bezogen heisst es 1/3 der Internetnutzer wären 104 Millionen.
    Vielleicht könnte man da mal etwas besser recherchieren, bzw. formulieren.

  2. Einfach mal auf den Link mit dem gestrigen Blog-Beitrag klicken – da stehen die Zahlen (die ja nicht von mir, sondern von GlobalWebIndex sind), sowie der Link zur Ursprungsquelle.

  3. Ja genau das sieht man nun auch am Wahlergebnis …. Meinungsvielfalt! Das sollen öffentlich rechtliche Anstalten anbieten und tun sie auch aber wenn jeder nur noch in der eigenen Suppe schwimmt dann kommt die AfD so weit. Deswegen ist öffentlich- rechtlich noch wichtiger geworden ! Aufklären!

  4. Tja, die Volksverblödung durch das Internet (Youtube, Facebook etc.) naht, mündige Bürger(innen) werden rar, Orwells „1984“ immer konkreter. Lassen wir aber das Fähnlein der unabhängigen, öffentlich-rechtlichen Sender so lange wie möglich hochhalten!