Nach-PC-Ära: Läuten die Totenglocken auch über dem Mac-Geschäft von Apple?

Im Weihnachtsgeschäft sind die Mac-Verkäufe um 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen – erste Indizien dafür, dass auch Apple vom Umbruch durch den selbstverursachten Tablet-Boom betroffen ist.

Die großen Trends bei den jüngsten Apple-Zahlen habe ich hier im Blog bereits abgearbeitet . Die wichtigsten Indikatoren sind das rückläufige Wachstums sowie eine schwindende Profitabilität. Doch auch auf vermeintlichen Nebenkriegsschauplätzen lassen sich spannende Trends aus der Apple-Bilanz herausarbeiten.

So habe ich bereits Ende Januar darüber geschrieben, dass die Umsätze mit Musik und Filmen im iTunes-Shop nicht mehr parallel zur Zahl der verkauften iPhones und iPads steigen. Dies könnte entweder ein Indiz dafür sein, dass die langfristige Kundenbindung bei Apple schwindet. Oder dass mittlerweile Streaming-Dienste wie Spotify oder Netflix ihre Spuren in den Apple-Zahlen hinterlassen.

Stärkster Rückgang in zehn Jahren

Auf einen weiteren spannenden Aspekt hat kürzlich der amerikanische IT-Autor Dan Frommer in seinem Tech-Blog „SplatF“ hingewiesen. Denn im Weihnachtsgeschäft ist die Zahl der verkauften Mac-Computer nach einem langen Höhenflug erstmals wieder deutlich eingebrochen: Von 5,2 Millionen Macs Ende 2011 auf nunmehr 4,1 Millionen, ein Minus von satten 22 Prozent – der stärkste Rückgang in den vergangenen zehn Jahren

Frommer analysiert nun, ob es sich dabei nur um einen Einmal-Effekt handele, so wie Apple-CEO Tim Cook es verstanden wissen wollte, schließlich seien viele der neudesignten Macs erst spät im Weihnachtsquartal auf den Markt gekommen. Oder ob es sich doch um einen Wendepunkt handle, also ob das Mac-Geschäft schlicht seinen Höhepunkt erreicht habe – „Peak Mac?“.

Ich habe hier im Blog ja auch schon desöfteren über den vermeintlichen oder tatsächlichen Tod des PCs respektive die Nach-PC-Ära geschrieben. Zuletzt waren es die US-Marktforscher von IDC, die dem PC-Geschäft nicht nur einen deutlichen Rückgang im Weihnachtsgeschäft attestierten, sondern diesen zugleich auch mit einem strukturellen Umbruch des Marktes durch den Boom von Tablet-Rechnern erklärten.

Struktureller Wandel des Computermarktes

Wie sich jetzt erweist, scheint auch Apple selbst vom Übergang des klassischen Computermarktes betroffen zu sein: Allein 53 Millionen Tablet-Rechner wurden im Weihnachtsgeschäft rund um den Globus verkauft – ein Plus von 75 Prozent. Knapp 23 Millionen oder 50 Prozent mehr als im Vorjahr waren iPads aus dem Hause Apple.

Dass bereits die Totenglocken über dem Mac-Geschäft von Apple läuten, ist vielleicht noch etwas voreilig. Doch zeigt ein Zehn-Jahres-Vergleich, wie stark der jüngste Einbruch tatsächlich war. Laut Dan Frommer sei es wahrscheinlicher, dass die Mac-Verkaufszahlen stagnieren oder langfristig sinken, statt dass sie eines Tages noch die 10-Millionen-Schwelle erreichen.

Angesichts des strukturellen Umbruchs der Computerbranche stellt sich in der Tat die Frage, warum gerade Apple davon unberührt bleiben sollte.



Quelle: SplatF/Dan Frommer

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Alle Kommentare [5]

  1. Ein recht profaner Grund für den Rückgang der Verkäufe ist aus meiner Sicht auch die verfehlte Preispolitik von Apple. Selbst überzeugte Apple-Nutzer, die gerne etwas mehr für Qualität ausgeben, wurde durch die Preiserhöhungen vor den Kopf gestoßen. Da wurde eine Schmerzgrenze überschritten.

  2. @Sven Plaggemeier: Klar, kann auch ein Grund sein – will ich gar nicht ausschließen. Dennoch fährt Apple jene Hochpreispolitik ja eigentlich immer schon. Das allein scheint mir als Grund für den starken Einbruch dann doch zu wenig.

  3. Die neuen iMacs sind wartungsunfreundlich. Genau so wie der Rest des Produktspektrums. Die Preise, die Geschäftspolitik mit ihren Patent- und Gebrauchsmusterklagen, die Inkompatibilität neuer Versionen zu älterer Hardware, Da fällt mir einiges ein, was scheinbar nix wiegt, und sich dann doch irgendwann als miserables Marketing herausstellt. Das sickert den Kunden ins Bewusstsein, langsam zwar, aber beständig. Neukunden zu akquirieren geht anders.

  4. Es gibt gewiss noch andere Gründe:
    Die Hersteller von Windows-Hardware haben sich einiges bei den Macbooks abgeschaut und decken auch das hochpreisige Segment mit Modellen ab, mit denen sich niemand genieren muss.
    Die Entscheidung zwischen Mountain Lion und Win8 geht auch nicht mehr so eindeutig pro-Apple aus wie die zwischen Snow Leopard und Win7.
    Normale Apple-User wie ich kommen auch mit ihren vor drei Jahren gekauften Macbooks noch wunderbar klar (ich hab’s auf 8 GB/1 TB aufgerüstet), zumal der dann unvermeidliche Umstieg auf den Berglöwen Softwareupgrades erfordern würde, die die Investition noch mal um 50 bis 100 Prozent des Hardwarepreises verteuern.
    Die Performance eines MB Pro ist aber nun nicht so gigantisch besser, dass es das wert wäre. Ein Air wäre nett, da kleiner und leichter, hätte aber zuwenig Platz auf der HDD für jemanden, der der iKlaut nicht troud. 🙂
    Dass viele Apple-Kunden heute vieles auf dem iPad erledigen, heißt also nicht, dass sie kein Macbook mehr wollen oder haben, sondern dass sie es weniger strapazieren. Es hält dann natürlich länger.
    Eine Anmerkung noch zur Hochpreispolitik: Natürlich überspannt Apple den Bogen. Nicht beim Grundpreis, aber bei den größeren Speichern. Beim MB Pro verlangt Apple z.B. 100 Euro Zuschlag für 250 GB mehr Platte (1 TB statt 750 GB). 100 Euro ist mehr als der Ladenpreis einer 2-TB-Disk.
    Dieses Pricing von billig zugekauften Komponenten betrifft auch iPods und iPhones: Ein iPod touch mit 32 GB kostet, wie ich heute in der Mediamarkt-Werbung las, 100 Euro mehr als eines mit 16 GB. Das sind 6,25 Euro pro GB. Zum Vergleich: Vorige Woche habe ich für 20 Euro einen 32 GB-Stick mit USB 3.0 gekauft – 0,625 Euro pro GB, allerdings plus MwSt. Damit verlangt Apple aber immer noch ca. das Achtfache des Marktüblichen. Da jeder inzwischen weiß, dass nicht Tim Cook persönlich die Dinger einbaut, ist doch irgendwo klar, dass der eine oder andere Kunde nicht mehr mitmacht. 

  5. Und vor allem schmilzt der Technologie-Vorsprung, weil Apples Innovationsmotor ordentlich gedrosselt wurde. Das macht die Produkte anderer Hersteller, allen voran Samsung, die inzwischen Vergleichbares zu einem wesentlich besseren Preis bieten, natürlich interessanter. Ich besitze z.B. ein iPhone4 und finde bis heute keinen Grund, mir ein iPhone5 zu kaufen, obwohl das Gerät auf dem Papier zwei Generationen weiter ist.Statt verfolge ich in Techblogs, welche Features die Konkurrenz auffährt, um Apple anzugreifen. Vor zwei Jahren hätte ich das noch nicht gemacht.