Interne Mail von Microsoft-Boss Ballmer zum Abgang von Windows-Chef Sinofsky

Die möglichen Hintergründe zum plötzlichen Abgangs des einst als Ballmer-Nachfolger gehandelten Microsoft-Managers.

Erst gestern habe ich hier im Blog über den aktuellen Niedergang der PC-Industrie berichtet – im dritten Quartal ist das Geschäft in Deutschland um fast ein Fünftel geschrumpft. Unter dem Einbruch leiden Hardware-Hersteller wie Hewlett-Packard oder Asus ebenso wie Microsoft, der Anbieter des marktbeherrschenden PC-Betriebssystems Windows.

Eigentlich wollte der Software-Gigant aus Redmond mit dem Ende Oktober präsentierten Windows 8 gegensteuern. Die maßgeblich unter der Führung des langjährigen Microsoft-Veteranen Steven Sinofski entwickelte Neuauflage des Betriebssystem-Klassikers vereint erstmals alle Geräte – angefangen bei PCs über Laptop- und Tablet-Rechner bis hin zu Smartphones – unter einer einheitlichen Oberfläche.

Umso überraschender kam der Rücktritt ebenjenes Managers, den Microsoft in der Nacht von Montag auf Dienstag bekannt gab. Schließlich galt Sinofsky seit längerem als einer der möglichen Nachfolger von Konzernboss Steve Ballmer. Ist der Abgang also ein Indiz dafür, dass der Verkauf des Hoffnungsträgers Windows 8 nicht so läuft wie erwartet?

Konzernboss Ballmer bei der Windows-8-Präsentation (Quelle: Microsoft)

In einer ungefähr zeitgleich verschickten internen E-Mail hat Konzernboss Steve Ballmer den Microsoft-Mitarbeitern ein paar weitergehende Informationen mitgegeben. „Ich bin dankbar für die Arbeit, die Steven in seiner Zeit bei unserem Unternehmen abgeliefert hat“, endet Ballmers den kurzen Abriss von Sinfoskys Stationen bei Microsoft.

Für einen Manager, der seit 1989 in den Diensten von Microsoft stand, reichlich dürre Dankesworte. In der Pressemitteilung wird Ballmer da schon etwas deutlicher: So markierten die vergangenen Wochen mit den Produktstarts von Windows 8, Windows Phone 8 und dem Tablet-Rechner Surface eine neue Ära für Microsoft. „Um den Erfolg fortzusetzen, kommt es nun darauf an, alle Microsoft-Teams weiter aufeinander auszurichten und so stärker integrierte und schnellere Entwicklungszyklen für unsere Produkte zu erhalten“, lässt sich Ballmer zitieren.

Sinofsky – ein Errichter interner Mauern?

Oder anders ausgedrückt: Sinofsky hat man bei Microsoft ebenjenes Team-übergreifendes Zusammenarbeiten offenbar nicht zugetraut. Genau so sieht man es bei dem in Sachen Microsoft für gewöhnlich gut informierten US-Techblog „The Verge“: So sei Sinofsky letztlich vor allem daran gescheitert, dass er versucht habe, gewissermaßen Mauern zwischen seinem und anderen Teams bei Microsoft hochzuziehen – was genau die notwendige interne Zusammenarbeit verhinderte.

Für diese Auslegung spricht auch Ballmers weiterer Wortlaut in der Mitarbeiter-Mail. Julie Larson-Green, die mit sofortiger Wirkung das Entwicklungs-Team von Windows leite, sei für den neuen Job wegen ihrer „bewiesenen Fähigkeit, effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten und eine unternehmens-übergreifende Agenda voranzutreiben“ besonders geeignet. Auf gut Deutsch: Larson-Green verfügt genau über jene Fähigkeiten, an denen es Sinofsky offenbar mangelte.

Den kompletten Wortlaut der Ballmer-Mail gibt’s als Tumblr-Kopie hier.

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