Aktuelle Nutzungszahlen: Dreht sich gerade der Wind bei Google+?

In den USA hat das soziale Netzwerk von Google im Juni um mehr als 40 Prozent zugelegt – zumindest im Heimatmarkt USA. Und auch die Zufriedenheit der Nutzer ist höher als beim Erzrivalen Facebook.

Ein Teil der Nutzer von Google+, jenem sozialen Netzwerk aus dem Hause des amerikanischen Internet-Giganten, sind noch glühendere Verehrer ihres digitalen Spielzeugs, als dies den so genannten Apple-Jüngern gemeinhin nachgesagt wird. Das konnte ich erst kürzlich wieder einmal feststellen: Anfang Juli habe ich hier im Blog das Teil-Transkrip einer Rede von Chaos-Computer-Club-Sprecherin Constanze Kurz veröffentlicht. Darin attestiert die Berliner Informatikerin dem Netzwerk, bis auf einen harten Nutzer-Kern herrsche auf Google+ nur „gähnende Leere und Langeweile“.

Die Reaktionen der Plusser waren größtenteils harsch, sowohl hier im Blog als auch direkt drüben bei Google+. Auch mir wirft die Google-Gemeinde gerne Unausgewogenheit und Parteilichkeit vor. Das bin ich natürlich nicht, wie ich stets betont habe. Und um diesen Vorwurf weiter zu entkräften, präsentiere ich heute ein paar aktuelle Studien, die Google+ in einem anderen Licht erscheinen lassen. Bei der gestrigen Vorlage seiner Geschäftszahlen fürs zweiten Quartal 2012 hat sich Google jedenfalls nicht näher zu seinem sozialen Projekt geäußert.

So hat der norwegische PR-Consultant Morten Myrstad Anfang dieser Woche Zahlen des amerikanischen Marktforschungshauses Compete veröffentlicht. Laut deren Messungen sei die Zahl der unterschiedlichen Besucher (unique visitors) von Google+ in den USA im Juni um 43 Prozent gegenüber dem Vormonat auf fast 32 Millionen gestiegen. Compete hat dazu laut eigenen Angaben das Surfverhalten von zwei Millionen repräsentativ ausgewählten US-Internet-Nutzern gemessen.

Quelle: Compete/Morton Myrstad

Laut Myrstadt werde Google+ damit in den USA bereits stärker genutzt als das Karrierenetzwerk LinkedIn mit im Juni rund 25 Millionen Nutzern. Im gleichen Zeitraum sei Facebook um ein Prozent auf fast 159 Millionen Nutzer gewachsen. Diese Zahl wiederum kollidiert freilich mit einem Bericht von Mitte dieser Woche, wonach die Facebook-Nutzerzahl in den USA in den vergangenen sechs Monaten um gut zwei Millionen gefallen sei. Soviel zur Validität unterschiedlicher Studien. Mehr noch: Auch sagt die gestiegene Zahl von Besuchern bei Google+ nichts über deren jeweilige Verweildauer aus.

Eine weitere Positiv-Nachricht kam Anfang der Woche im American Customer Satisfaction Index (ACSI), einer jährlich veröffentlichten Kennziffer über Kundenzufriedenheit. Wie das US-Blog „Marketing Land“ berichtet, habe Google+ in der Befragung die höchste Bewertung aller sozialer Netzwerke erhalten; während Erzrivale Facebook ganz am Ende gelandet sei – sprich die Nutzer der Zuckerberg-Company sind am unzufriedensten. Wichtigste Unterschied beider Netzwerke ist die Privatspähre: Nur 18 Prozent der Nutzer bewerten die Anstrengungen von Facebook als sehr gut, aber immerhin 42 Prozent bei Google+.

Quelle: ASCI/Marketing Land

So scheint sich die öffentliche Wahrnehmung gegenüber der vielzitierten „virtuellen Geisterstadt“ (Wall Street Journal von Februar) inzwischen langsam zu drehen: „Ist Google+ vielleicht doch nicht tot?“, hat gestern das amerikanische Tech-Blog „Business Insider“ getitelt.

Weiteren Rückenwind könnte Googles soziales Netzwerk von einem erst gestern angekündigten Vorhaben erhalten: Demnach öffnet Google+ jetzt seine Schnittstellen für Dritt-Anwendungen – ein Schritt, den viele App-Entwickler seit dem Start vor mehr als einem Jahr gefordert hatten. Schließlich hat gerade die große Zahl sozialer Apps rund um Facebook und Twitter entscheidend zur stärkeren Nutzung beider Netzwerke beigetragen.

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Alle Kommentare [22]

  1. Der Artikel ist ein Paradebeispiel fürs Umschiffen sämtlicher Klippen des Lobes. Können Sie nicht einfach mal sagen, dass es Ihnen (eigentlich) doch ganz gut hier gefällt?

  2. @Petra Ristow: Siehe meine JUST gerade abgegebenen Gedanken im anderen Kommentarstrang:

    >>Meine eigenen Eindrücke? Tja, ich bin gar nicht mal ungern hier. Aber für mich schon oft noch ein bisserl „sehr speziell hier“, vorsichtig ausgedrückt. Will sagen: Bei vielen Themen wenig los, bei manchen GANZ EXTREM viel.

    Letztens hat mich es fast einen halben Arbeitstag gekostet, immer wieder auf die Diskussion in Sachen G+ einzugehen… und das kann ich dann wieder auch nicht gebrauchen (mein Blog ist eben nicht mein „Hauptjob“).

    Irgendwas in der Mitte wäre mir persönlich am angenehmsten. Daher bin ich auch vor allem auf Twitter aktiv. Wie gesagt, subjektiv und „my 2ct“.<<

  3. Sehen Sie – als Frau kann man auch mal zwei verschiedenen Gedankengängen nachhängen und die innerlich in eine Hirnwindung zusammen führen ;o))))

  4. Mich spricht G+ in letzter Zeit immer mehr an; wenn jetzt noch ein paar mehr von meinen FB-Freunden hier auftauchen würden, wär’s noch besser…

  5. Habe ich angefangen oder Sie?
    Gab es eigentlich sonst noch was auf der Welt? Irgendwas mit Microsoft?

  6. Da ich Deine Bemerkung „…_dass das einigen auch wieder nicht zu passen scheint_“ so ein klein wenig auf mich beziehe, hier der Hinweis auf meine Antwort an Dich aus dem anderen Thread:

    Lieber Michael, das deutest Du falsch. Wie ich ja schreibe: Ich finde es prima, dass Du nach den diversen negativen G+ Artikeln nun auch einen neutralen Post verfasst hast und (in den Kommentaren) sogar sagst/schreibst, dass es Dir hier (manchmal) ganz gut gefällt 🙂 Das klingt doch schon ganz anders als Deine vor 2 Monaten (!) nochmals formulierte These: “Google+ auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit” :-)

  7. @Stefan Ja, passt scho‘ – hatte ich ursprünglich falsch verstanden. Aber noch mal: Es ist ein Unterschied zwischen Zahlenberichterstattung und Meinung. Habe meine Meinung gar nicht geändert. Bin immer mal wieder hier, und meinetwegen steigen auch die Zugriffszahlen (würde gerne mal Nutzungsdauer sehen). Aber ob das dann der Weg aus der Bedeutungslosigkeit ist, müssen wir noch abwarten, finde ich.

  8. Ahh ok, dann bleibst Du also doch bei der Meinung, dass sich G+ auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit befindet – das ist schon interessant und an diesen Aussagen lässt du Dich dann sicher auch gerne messen, richtig?

    WIr haben ja einen Deal: Am Ende des Jahres ziehen wir Bilanz. Wenn G+ dann in der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist (wie Du prognostizierst) werde ich mindestens ein (eher mehr) öffentliches Posting machen in dem ich Deine hellseherischen Fähigkeiten und journalistische Kompetenz auf das allerhöchste loben werde. Wenn Du jedoch falsch liegst, gestehst Du das dann öffentlich ein. 🙂

    Da Du mehrfach den Wunsch nach Zahlen zur Nutzungsdauer geäußert hast, hier nochmal die jüngsten Zahlen, die wir vor wenigen Wochen bei der Google I/O bekannt gegeben haben:

    150 million 30-day active users
    50% of these sign in daily
    Daily active G+ users spend 60+ minutes per day on Google products;
    Daily active G+ users spend 12 minutes per day on the stream

    Tendenz: steigend :-)

  9. Bitte, lieber Stefan: Jetzt lass uns doch nicht schon wieder verbale Haarspalterei betreiben! Ich habe gesagt/geschrieben: Ja, es gibt positive Zahlen und Studien, und diese der Ausgewogenheit wegen benannt/darüber berichtet.

    Ob diese jetzt aber heißt, dass G+ dauerhaft den Weg nach oben/aus der „Bedeutungslosigkeit“ weisen, kann ich noch NICHT sagen. Weil – wie schon GAAANZ oft beschrieben – die reinen Nutzungszahlen u.a. durch Android künstlich aufgebläht werden. 

  10. Michael, auch wenn Du es partout nicht wahr haben möchtest: Google+ befand sich nie in der Bedeutungslosigkeit und muss demzufolge auch keinen Weg daraus finden. Ganz im Gegenteil. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. G+ ist das schnellstwachsende Produkt, das Google jemals (!) auf den Markt gebracht hat. Innerhalb von einem Jahr hat G+ 250 Mio registrierter Nutzer, 150 Mio davon sind aktiv auf G+ unterwegs. Wie Du da nach wie vor von Bedeutungslosigkeit sprechen kannst, erschliesst sich nicht nur mir nicht…. Lies doch bitte mal die Kommentare. Als Journalist musst Du Dich eben an solchen Aussagen messen lassen. Das könnte ein Problem werden…meinst Du nicht?

    PS: Neben den Zugriffszahlen habe ich Dir in meinem anderen Kommentar die gewünschten Zahlen zur Nutzungsdauer geschickt…. :-)

  11. Facebook wird es ähnlich wie studiVZ gehen. Dauert aber noch ein paar Jahre 🙂
    G+ ist einfach zu breit aufgestellt – in zu vielen Bereichen. Und dabei wird das noch nicht mal von G ausgenutzt!

  12. @Stefan, dass eine eigene Meinung ein Problem sein könnte, sehe ich nicht so. Gewiss – es gibt die Gefahr des Irrtums, aber das gilt eben für Unternehmenslenker, Politiker, Pressesprecher und was weiß ich wen genauso.

  13. Danke für die Zahlen und die Einschätzung. Ich glaube die Herausforderung wird für Google und Google+ wird sein einen eigenen Weg neben Facebook zu gehen. @Flo – das glaub ich nicht da Facebook einfach viel zu groß ist. Das Sterben von Studivz lag glaube ich an einem alten und erhernen Internetgesetzt -> Metcalfsches Gesetz -> Der Wert von Facenook ist damit gigantisch.

  14. @Alexander
    Den hat G+ schon gefunden. Und was Facebook wirklich wert ist bzw. an Wert generiert werden die Anleger in den nächsten Wochen und Monaten genau beobachten und notfalls knallhart abstrafen.

  15. Wie war das noch mit dem hog-cycle?

    Beginnt bei facebook jetzt der Anstieg und bei google+ der Aufstieg?

    Von second-life spricht auch (k)einer mehr ?

    Die Innovationszeit im Web werden kürzer, damit auch die Lebenszeiten.

    Gibt es darüber noch keine Untersuchung?

  16. Google+ ist nicht so öde und leer wie vielfach behauptet weil es nicht nur auf den umfang der Aktivitäten sondern auch auf die Qualität der Beiträge ankommt,

  17. Bin fest davon überzeugt, dass G+ mittelfristig Facebook den Rang ablaufen wird. Google macht hier insgesamt einfach zu viel richtig und Facebook zu viel falsch, als dass sich dies nicht mittelfristig deutlich zu Gunsten von G+ auswirken wird.

    Dazu kommt, dass Google investitionstechnisch einen sehr langen Atem hat und Facebooks Atem nach dem nicht gerade optimalen Börsengang und den akuten Problemen bei der Monetarisierung immer kürzer wird.

    Wenn der Motor nun tatsächlich so anspringt, wie es die aktuellen Nutzerzahlen andeuten, dann wird es vielleicht sogar viel schneller gehen, als wir uns das im Moment vorstellen können…

  18. Interessanter Artikel und Diskussion. Auch ich denke das Google+ noch weitaus höhere Nutzerzahlen erreichen wird, jedoch ist das Problem das User bereits sehr aktiv auf Facebook sind, deren Freunde dort haben und einfach keine weitere Plattform wünschen, bzw. der Umstieg von neuem beginnen würde… Auch wenn es Import-Funktionen gibt…

    Die Problematik „Datenschutz“ und das „Image“ des Unternehmens werden hier sehr großen Einfluss bringen, wer das Rennen macht.

    Gutes gelingen!

  19. Zu dem Artikel von Michael Kroker „Dreht sich der Wind bei Google+“ ist anzumerken, dass es sich bei dem Sozialen Netzwerk Google+ nicht um ein weiteres Soziales-Netzwerk handelt, dass man mit Facebook und anderen etablierten Netzwerken vergleichen kann, sondern um eine Plattform, die der größten Suchmaschine der Welt angeschlossen ist. Es wird daher über kurz oder lang für jeden Websitebetreiber von Vorteil sein, die Software Google+ aktive anzuwenden oder eine Agentur zu beauftragen, die sich darum kümmert. Facebook wird dann nicht vom Markt verschwinden, wenn es gelingt, aus den Milliarden von Daten eine eigene Suchmaschine zu formen.

  20. Google+ hat in den letzten Jahren weitreichende Veränderungen durchgemacht. Durch die Communities ist es es Google gelungen, Menschen zu vielen thematischen Bereichen zum verbalen Austausch zu bewegen, wo das vorher mit den Firmen Seiten nicht funktionierte. Neben der Fokussierung auf Personenprofile und Unternehmensseiten kamen auch die Fokussierung Interessengebiete dazu.
    Auch die strukturellen Veränderungen bei Googles Local Programm hin zu MyBusiness seien erwähnt.
    Das neue Design macht das Erscheinungsbild moderner.
    Für Einsteiger sollte Google+ bessere Vorschläge machen und Möglichkeiten fördern, Follower zu finden. In vielen Bereichen ist die Konkurrenz da einfach besser. Für den Aufbau eines sozialen Netzwerks ein K.O Kriterium.