20 Jahre digitaler Mobilfunk: Der Start der GSM-Netze in Deutschland

Der digitale Mobilfunk in Deutschland wird 20 Jahre alt: Ende Juni 1992 ist das erste GSM-Netz gestartet – der Startschuss für die rasante Entwicklung einer neuen Technologie.

Als es vor 20 Jahren losgeht, hat der private Herausforderer die Nase vorn, und zwar um einen Tag: Am 30. Juni 1992 startet das D2-Netz von Mannesmann (später von Vodafone geschluckt), einen Tag später funkt die Deutsche Telekom im D1-Netz. Beide Netze eint bis heute die zugrunde liegende Technologie des so genannten Global System for Mobile Communications (GSM).

Treibende Kraft hinter GSM waren seit Mitte der achtziger Jahre Frankreich, Italien und Deutschland: Mit einem einheitlichen Standard sollen die bis dahin mit unterschiedlichen Technologien und zudem analog funkenden Mobilfunknetze in Europa vereinheitlicht werden.

Das Ziel ist aufgegangen – mehr noch: Rückblickend betrachtet markieren die Tage Ende Juni 1992 den Startschuss für eine der erfolgreichsten Technolgie-Einführungen überhaupt. Denn mit weltweit 4,4 Milliarden Nutzern von insgesamt 6 Milliarden Mobilfunk-Kunden ist GSM der am weitesten verbreitete Mobilfunk-Standard überhaupt. Allein in Deutschland gibt es mit aktuell 114,1 Millionen deutlich mehr Mobilfunkanschlüsse als Menschen. Weitere Daten in folgender Infografik von Vodafone – zum Vergrößern zwei Mal auf die Grafik klicken (wird beim ersten Mal kleiner):

Quelle: Vodafone

Dabei ist der Weg hin zu jenem Startschuss für beide Netzbetreiber durchaus holprig gewesen: Zum einen erstrecken sich die an beide Unternehmen Anfang 1990 vergebenen D-Lizenzen nur auf die alte Bundesrepublik; die Wiedervereinigung Deutschland hat bei der Ausschreibung 1989 niemand kommen sehen. Es dauert bis Mitte 1991, bis die Netze auch im Osten Deutschlands startklar sind.

Mehr noch: Es gibt zu jenem Zeitpunkt keine Mobiltelefone, die mit denen Nutzer hätten in den GSM-Netzen telefonieren können. Aus diesem Grund verzögert sich der Netzstart um ein weiteres Jahr bis Juni 1992. Seinerzeit formt die Telekommunikationsbranche die Abkürzung GSM spöttisch um ins Stoßgebet „God send mobiles“.

Als die ersten Geräte dann auf den Markt kommen, sind sie noch nicht wirklich mobil – und geradezu sündhaft teuer: Das Motorola 3200, auch als „Knochen“ bekannt und berüchtigt, kostet als eines der allerersten GSM-Handys mehr als 2000 D-Mark und wiegt mehr als ein halbes Kilo.

Mobiles Internet fristet lange ein Schattendasein

Mit den ersten Geräten geht’s freilich schnell: Die SMS beispielsweise, von den Netzbetreibern 1992 eigentlich nur als Abfallprodukt eingeführt, entwickelt sich zum wahren Megaseller – bis heute ungebrochen: Im vergangenen Jahr verschickten allein die Deutschen rund 55 Milliarden der 160-Zeichen umfassenden Kurznachrichten. 2001 waren es noch 17 Milliarden.

Das mobile Internet startet zwar bereits 1999, fristet aber bis zur Einführung des Daten-Turbos UMTS im Jahre 2004 ein Schattendasein. Für den eigentlichen Durchbruch sorgt freilich ein Branchenfremder: Steve Jobs mit seinem 1997 eingeführten iPhone. Das ist mit einem großen, auf Berührungen reagierenden Bildschirm ausgestattet und ermöglicht damit erstmals das komfortable Surfen im mobilen Web.

Heute ist die gesamte ITK-Welt auf dem Weg weg vom stationären in Richtung mobiles Geschäft – der Mobilfunk hat die Ära des PC abgelöst. Weitere Meilensteine des Mobilfunks in Deutschland hat die Deutsche Telekom in einer Zeitleiste zusammengestellt. Zum Vergrößern zwei Mal auf die Grafik klicken (wird beim ersten Mal kleiner):

Quelle: Deutsche Telekom

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Alle Kommentare [1]

  1. 1986 habe ich mir ein C-Netz Telefon ins Auto einbauen lassen, was damals sagenhafte 7.500DM gekostet hat. Nicht zu reden von den laufenden Kosten. Die Technologie wie auch die Kosten haben sich extrem positiv verändert.