Machtwechsel im PC-Markt: Lenovo erstmals Weltmarktführer vor HP

Es hat sich in den vergangenen Monaten schon angekündigt: Der chinesische PC-Hersteller Lenovo hat den seit Jahren schwächelnden IT-Giganten Hewlett-Packard vom Thron als PC-Weltmarktführer gestoßen.

Ende vergangener Woche das amerikanische Marktforschungshaus Gartner seine Zahlen für die Entwicklung des weltweiten PC-Geschäfts im dritten Quartal veröffentlicht. Demnach hat der aus China stammende Anbieter Lenovo mit 13,77 Millionen Geräten erstmals mehr Computer verkauft als der langjährige Weltmarktführer Hewlett-Packard (HP). Der konnte zwischen Juli und September nur 13,55 Millionen PCs verkaufen; im Vorjahresquartal waren es noch 16,22 Millionen.

Der Wachwechsel markiert das Finale einer Entwicklung, die sich in den vergangenen Monaten bereits vorgezeichnet hatte: Schon im zweiten Quartal 2012 konnte Lenovo im Gegensatz zu HP seinen Marktanteil steigern und landete mit 14,7 Prozent nur knapp hinter den 14,9 Prozent der Amerikaner. Dieser Minivorsprung hat sich nun gerade umgekehrt: Lenovo kommt laut Gartner auf 15,7 Prozent, HP auf 15,5 Prozent.

Quelle: Statista/Gartner

Die Wachablösung markiert eine Gezeitenwende für die Computerindustrie: Zum einen, weil HP die Führung seit nunmehr sechs Jahren inne hatte; im dritten Quartal 2006 hatte HP die Pole Position vom Rivalen Dell übernommen und seitdem nicht mehr abgegeben. Zum anderen, weil mit Lenovo zum ersten Mal überhaupt ein chinesisches Unternehmen zum Weltmarktführer in einem wichtigen Segment der Hightech-Industrie avanciert.

Welche Verwerfungen dies möglicherweise nach sich ziehen könnte, hat sich erst in der vergangenen Woche gezeigt: Ein am letzen Montag veröffentlichter Bericht des Geheimdienst-Ausschusses im US-Kongress attestiert den beiden chinesischen Telekommunikations-Ausrüster Huawei und ZTE, sie stellten eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar. Auch wenn PCs einen anderen Stellenwert einnehmen als etwa Mobilfunknetze, könnten westliche Regierungen bei Lenovo wegen der wachsenden Marktmacht künftig auch genauer hinschauen.

Bemerkenswert ist die Entwicklung von Lenovo aber auch aus einem anderen Grund: Die Chinesen haben es geschafft, in einem überaus schwachen Gesamtmarkt als strahlender Sieger hervorzugehen. Denn im dritten Quartal sind die PC-Verkäufe insgesamt um satte acht Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Von den Top-Fünf-Herstellern konnte neben Lenovo (+10%) nur noch Asus zulegen (+12%).

 

Quelle: Asymco

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