Die Geheimniskrämer von Microsoft

Heute präsentiert der Handy-Hersteller Nokia seine ersten Smartphones auf Basis des neuen Systems Windows Phone 8. Dabei fährt vor allem Software-Partner Microsoft eine rigide Informationspolitik.

Wenn Microsoft heute in New York gemeinsam mit Partner Nokia die ersten Einblicke in die neue Version des Smartphone-Betriebssystems Windows Phone 8 gibt, könnten noch einige Überraschungen dabei sein. Zum einen ist es für den angeschlagenen Handy-Riesen aus Finnland die vielleicht letzte Chance, im Smartphone-Geschäft eine Trendwende hinzulegen.

Aber auch für Microsoft geht es um nicht weniger als die Zukunft des Konzerns, schließlich ist Windows 8 das erste Betriebssystem, das einheitlich auf PC, Tablet-Rechner und Smartphone läuft. Mit ihm will Konzernboss Steve Ballmer endlich gegen Apple und Google punkten, wie wir in der aktuellen „WirtschaftsWoche“ ausführlich analysiert haben.

Vielleicht wegen dieser enormen Bedeutung hat sich Microsoft im Gegensatz zu früher zu einem wahren Geheimniskrämer entwickelt. Das jedenfalls hat Anfang dieser Woche das auf Windows Phone spezialisierte US-Blog „WMPoweruser“ berichtet.

Demnach wären bei den auf der IFA in Berlin gezeigten Windows-Phone-8-Prototypen viele Funktionen abgestellt gewesen – und zwar nicht durch den jeweiligen Hersteller (OEM), sondern durch Microsoft selber. Microsoft sei geradezu paranoid, dass bestimmte Funktionen von Windows Phone 8 vorzeitig durchsickern können.

Der Befund deckt sich mit Informationen direkt aus dem Hause Microsoft. Man wolle unbedingt vermeiden, dass allzu viele Neuerungen vorab bekannt würden – offenbar wollen die Redmonder so vermeiden, dass die Konkurrenz ihnen mit vergleichbaren Dingen zuvorkommt.

Schon bei der Entwicklung des ersten eigenen Tablet-Rechners Surface hat Microsoft auf maximale Verschwiegenheit Wert gelegt. Microsoft-Boss Steve Ballmer hat das Surface-Projekt höchstpersönlich mit Wissen eines kleinen Trupps innerhalb des Konzerns durchgezogen – und konnte so bei der Präsentation Ende Juni Freund und Feind überraschen.

Schon im Juli habe ich hier im Blog beschrieben, dass sich Microsoft in manchen Verhaltensmustern immer mehr dem Erzrivalen Apple angleicht. Offenbar knüpft der Konzern auch mit Windows Phone 8 genau dort an.

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