8 von 10 Unternehmen kennen Blockchain – aber nur 7 Prozent halten Technologie für marktreif

Die Verbreitung der Blockchain-Technologie in der Wirtschaft gewinnt an Fahrt, aber der Mehrheit der deutschen Manager fehlt es noch an Erfahrungswerten.

Wie die Kryptowährung Bitcoin die Technologie der Datenbank im Finanzsektor bekannt machte – und die Blockchain sich nun anschickt, noch ganz andere Branchen zu verändern, hat mein WiWo-Kollege Stefan Hajek Ende August in einer großen Geschichte eindrucksvoll nachgezeichnet.

Die Unternehmensberatung Sopra Steria Consulting hat kürzlich in einer Studie die Einstellung von Managern in Deutschland zum Thema Blockchain ermittelt. Wichtigster Befund: Die Verbreitung der Blockchain-Technologie in der Wirtschaft gewinnt an Fahrt, aber der Mehrheit fehlt es noch an Erfahrungswerten.

Fast die Hälfte der befragten Unternehmen, welche die Blockchain kennen, prüfen den Einsatz im eigenen Haus (47 Prozent), immerhin jeder Fünfte von ihnen arbeitet sogar an bereits an Prototypen (21 Prozent). Die Einsatzszenarien sind dabei vor allem die schnellere Zahlungs- und Kaufabwicklung sowie das Managen von Identitäten.

Trotz dieser grundsätzlichen Offenheit halten nur sieben Prozent der Fach- und Führungskräfte die Technologie aktuell für marktreif. Für rund jeden Zweiten befindet sie sich in einem Experimentierstadium.

Übergreifend hapert es noch an den praktischen Ideen und am Gespür, ob Blockchain die richtige Technologie ist. Jede zweite befragte Manager sieht die Chance auf komplett neue Geschäftsmodelle, 29 Prozent wollen sich Vorteile gegenüber Wettbewerbern verschaffen. Jeder Fünfte tut sich allerdings noch schwer damit, sinnvolle Einsatzmöglichkeiten zu finden.

Für die Studie „Potenzialanalyse Blockchain“ hat das Marktforschungsunternehmen Yougov im Auftrag von Sopra Steria Consulting 204 Fach- und Führungskräfte aus Unternehmen verschiedener Branchen befragt. Weitere Ergebnisse in der folgenden Infografik – zum Vergrößern zwei Mal anklicken:

Quelle: Sopra Steria Consulting

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Alle Kommentare [2]

  1. Schön dass bereits in der Grafik die „Blockchainkenner“ in Anführungszeichen gesetzt werden. Das deckt sich mit meiner Praxiserfahrung, dass im Grunde jeder schon von Blockchain gehört hat, es aber de facto meist nur ein Schlagwort von vielen ist, welches nicht verstanden wird.

    Meist liefert man sich mit diesen Menschen/Entscheidern auch hohle Phrasen Battles à la „Wir brauchen… Blockchain!“ – „Wofür?“ – „Zur Digitalisierung und um fit für Industrie 4.0 zu werden!“ – „!?!?“ Das ist dann auch einer der Gründe, warum die Blockchain nicht oder nur verzögert im jeweiligen Unternehmen kommt, da man zwar ein Ziel vor Augen hat (grundsätzlich richtig), welches sich aber nicht oder nur teilweise mit der Blockchain umsetzen lässt – aufgrund fehlender Überschneidung von technischen Möglichkeiten (Sachkenntnis) und Erwartungen (Wunschdenken).

    Dazu kommt das Problem der konkurrierenden Lösungen. Niemand möchte den Kopf dafür hinhalten, sich für eine Lösung auszusprechen, deren Konkurrent sich am Ende durchsetzt. Also wartet man lieber ab, welche führenden Anbieter APIs anbieten oder welche BC integriert wird.

  2. Die praktische Erfahrung zeigt, dass das Thema Blockchain von den meisten Unternehmen falsch angegangen wird. Ich werde häufig gefragt, für was man die Blockchain denn im Unternehmen einsetzen könne. Dieser Frage liegen in der Regel Herangehensweisen zugrunde:

    1. Produkt- oder dienstleistungszentrierte Herangehensweise
    Das Unternehemen versucht die Blockchain in bestehende Produkte und/oder Dienstleistungen zu integrieren.

    2. Prozesszentrierte Herangehensweise
    Das Unternehmen versucht bestehende Prozesse mit Blockchain-Technologie zu substituieren.

    Das kann funktionieren, ist aber nur in den wenigsten Fällen sinnvoll.
    Besser wäre es, wenn man stattdessen Geschäftsmodelle entwickelt und das eigene Geschäftsmodell kritisch hinterfragt.
    Allerdings traut sich das kaum jemand. Das muss aber gemacht werden. Denn eine reine Technologie-Substitution dürfte in den seltensten Fällen den Kundennutzen verbessern. Und genau der sollte im Vordergrund der Prüfung des Einsatzes von Blockchain-Technologie stehen!

    Damit erübrigt sich oft (nicht immer!) auch die bereits skizzierte Problemstellung konkurrierender Lösungen.