Digitalisierungs-Paradoxon im Musikmarkt: Altkatalog erstmals vor Neuerscheinungen

Die Albenverkäufe von etablierten Künstlern lagen 2015 erstmals vor den Neuerscheinungen aktueller Stars – zumindest in den USA.

Für welche Verwerfungen die digitale Transformation in der Musikindustrie gesorgt hat, habe ich erst kürzlich hier im Blog detailliert beleuchtet: So ist der Branchenumsatz allein in den USA vom Höhepunkt 14 Milliarden Dollar im Jahr 2000 auf nunmehr gut sechs Milliarden Dollar eingebrochen – ein Rückgang um fast 60 Prozent innerhalb von 15 Jahren.

Quelle: Statista/Bundesverband Musikindustrie

Zwar liegt der Anteil des Digitalvertriebs im Musikmarkt mittlerweile bei gut einem Drittel des Gesamtumsatzes – auch in Deutschland. Dennoch konnten weder legale MP3-Downloads beim iTunes Musicstore & Co. noch Streaming-Angebote bei Anbietern wie Spotify oder Pandora den Einbruch nennenswert abfedern.

Damit nicht genug: Die Digitalisierung hat, wenn auch vermutlich nicht als alleinige Ursache, ein weiteres Paradoxon erzeugt: Bei den Albumverkäufen lag in den Vereinigten Staaten – als Musikmarkt immer der Vorreiter für alle anderen Märkte – im vergangenen Jahr erstmals der Altkatalog von etablierten Musikern vor den Verkäufen von Neuerscheinungen:

Quelle: MusicBusinessWorldwide/Nielsen

Die Zahlen beinhalten dabei die Summe aus physikalischen Tonträgern wie CDs sowie digitale Verkäufe. Anders ausgedrückt: Der jahrelange Schrumpfungkurs ist bei aktuellen Stars und Sternchen wie Adele, Lady Gaga oder Ed Sheeran deutlich stärker als bei den Altvorderern wie Beatles, Rolling Stones, Queen & Co.

Vielleicht liegt dies aber auch an den Alterskohorten der jeweiligen Fans: Aktuelle Stars haben deutlich jüngere Fans, die ihre Lieblinge eher wie Streaming & Co. konsumieren. Die Liebhaber etablierter Bands sind dagegen eher älter – und greifen immer noch eher zum Albumformat alter Prägung.

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