Apple will mit dem neuen iPad seine Dominanz in der Nach-PC-Welt ausbauen

Die iPhone- und iPad-Company will mit seiner neuen Rechen-Flunder die Vormachtstellung im Tablet-Geschäft ausbauen. Doch Geräte basierend auf Android haben zuletzt Marktanteile aufgeholt.

In jüngster Zeit gab es gleich mehrere Indizien, dass das PC-Zeitalter inzwischen vorüber ist: Anfang Februar machte eine Studie des britischen Marktforschungshauses Canalys die Runde, wonach im vergangenen Jahr erstmals mehr Smartphones als PCs über die Ladentheken gingen. Kurz darauf prognostizierte der deutsche ITK-Branchenverband Bitkom, dass der Smartphone-Absatz in diesem Jahr erstmals sogar über dem von herkömmlichen Mobiltelefonen liegen werde. Und auch der frühere Chef-Software-Architekt von Microsoft Ray Ozzie hat in dieser Woche zugegeben, die Nach-PC-Ära habe längst begonnen.

Der jüngste Vorstoß in diese Richtung kommt nun ausgerechnet von Apple – jenem Unternehmen also, das mit seinen Megasellern iPhone und iPad bereits in der Vergangenheit entscheidend zur Wachablösung von Microsoft und den Windows-PCs beigetragen hat: Am Mittwochabend hat Apple die dritte Auflage seines Tablet-Computers iPad vorgestellt; sie besticht vor allem durch ein Display mit der vierfachen Auflösung gegenüber der Vorgängerversion sowie einen aufgemotzten Prozessor mit vier Kernen unter der Haube.

Bei der Präsentation legt Apple-CEO Tim Cook eine Präsentation vor, die zeigt, wie weit die Tablet-Revolution bereits in den klassischen PC-Markt vorgedrungen ist. Demnach hat Apple im vierten Quartal 2011 rund 15,4 Millionen iPads absetzen können – mehr als jeder PC-Hersteller in jenem Zeitraum insgesamt PCs verkauft hat. Weltmarktführer Hewlett-Packard beispielsweise brachte insgesamt nur 15,1 Millionen Rechner unter die Leute, Lenovo, Dell und Acer rangieren deutlich dahinter:

Quelle: Statista

Geht es nach Cook, soll das neue iPad die Vormachtstellung von Apple in dem boomenden Tablet-Markt weiter ausbauen. Im Vergleich zu herkömmlichen Computern dürfte der Plan aufgehen. Erst gestern hat der amerikanische IT-Marktbeobachter Gartner eine Prognose veröffentlicht, wonach der PC-Markt im Jahr 2012 nur noch um 4,4 Prozent zulegen soll. Hauptgrund dafür ist die wachsende Konkurrenz eben durch Tablets – „und eben dem neuen iPad“, so Gartner-Analyst Ranjit Atwal.

Das bedeutet freilich nicht, dass die Stagnation bei PCs einzig und allein Apple zugute kommt. Denn die Konkurrenz bei den Rechenflundern mit berührungsempfindlichen Display wächst. Insbesondere Geräte mit dem Mobilbetriebssystem Android aus dem Hause Google haben in den vergangenen zwölf Monaten deutlich aufgeholt. So haben die Statista-Marktforscher Zahlen zum Tablet-Geschäft aus verschiedenen Quellen zusammengetragen.

Demnach sank der Marktanteil des iPad zwischen dem zweiten Quartal 2010 und dem vierten Quartal 2011 von 94,3 auf knapp 58 Prozent. Umgekehrt sprang in jenem Zeitraum der Anteil von Android von gut drei auf rund 39 Prozent. Bei den Absolutverkäufen standen den 15,4 Millionen iPads im vierten Quartal 2011 fast 11,4 Millionen Geräten mit der Google-Software gegenüber.  Weitere Verschiebungen dürfte es zudem im Laufe des Jahres geben, wenn Microsoft die neueste Version seines Betriebssystems vorstellt: Windows 8 kommt erstmals auch in einer speziellen Tablet-Version auf den Markt; mit ihr wollen die Redmonder den Rückstand im Tablet-Geschäft aufholen. Es bleibt also spannend, auch in der Nach-PC-Welt.

Quelle: VentureBeat/Statista

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Alle Kommentare [2]

  1. Das Interessante an Apples Vorstoß aus der letzten Woche liegt wohl gar nicht so sehr in den Leistungsdaten des „New iPad“ – vielmehr geht Apple gerade mit der etwas missachteten Vorstellung neuer Softwareprodukte ganz neue Wege für das iPad. Nachdem iWorks zunächst ermöglichte Worte, Tabellenkalkulationen und Präsentationen zu basteln, danach iMovie das schnelle Schneiden von Film ermöglichte, sind nun mit GarageBand und iPhoto die Bereiche Bild und Ton am Zug. Was zunächst als reine Konsummaschine stigmatisiert wurde (und damit als keine echte Konkurrenz zum PC) wandelt sich zur Produktionsmaschine für die Massen. Künftig wird man alle relevanten Contentplattformen vom iPad aus mit dort via Apple-Software produzierten Inhalten befüllen können. Ob YouTube, Flickr, Soundcloud, Slideshare, Blogs etc – für jede mediale Content-Art steht inzwischen ein einfach zu bedienendes Apple-Produkt mit perfekter iPad-Hardware-Integration zur Verfügung. Ein weiterer Schritt, der Apple meilenweit von der Konkurrenz absetzt und ein relevanter Meilenstein in der Post-PC-Strategie des Unternehmens.

  2. Congrats! Das ist super recherchiert! Wenn ich darf, werde ich das vielleicht auf einer nächsten Konferenz zitieren. Gruß, Rüdiger Spies, IDC