Foursquare & Swarm: Begeht der Check-in-Dienst Selbstmord aus Angst vor dem Tod?

Der Mobil-Dienst spaltet sich auf: Seit Ende letzter Woche ist die neue Swarm-App erhältlich. Das Motiv hinter dem Schritt ist bis heute aber nicht erkenntlich.

Zuletzt hatte ich mich Ende Februar hier im Blog darüber beklagt, dass der mobile Check-in-Dienst Foursquare in meinen Augen seit geraumer Zeit auf der Stelle tritt. Dabei hat Foursquare-CEO Dennis Crowley bereits zu jener Zeit heimlich, still und leise seinen neuesten Plan durchexerziert, wie Anfang Mai bekannt wurde.

Da verkündete das Unternehmen per Blog-Eintrag, dass man den Dienst künftig gewissermaßen „in zwei Teile“ aufspalten wolle“: Die gewohnten Check-ins, also die Preisgabe des eigenen Standorts per Smartphone an die virtuelle Freundesschar, gibt’s nun in einer neuen App namens Swarm. Das künftige Foursquare soll dagegen bloß als eine Art mobiler Empfehlungskatalog weiterbestehen.

Was genau es mit dieser Metamorphose auf sich hat, darüber wurde seitdem viel spekuliert. Inzwischen ist jedenfalls bekannt, dass es den sogenannten Mayor – also den virtuellen Bürgermeister einer Foursquare-Lokation – künftig nicht mehr geben werde. Ihn ersetzt stattdessen eine Art Mayor 2.0, der nur noch in dem jeweiligen Freundeskreis gilt, nicht mehr absolut für den Ort. Weitere deutschsprachige Infos bei AllesFoursquare.

Seit Ende der vergangenen Woche kann man die Swarm-App nun herunterladen, zunächst allerdings nur für Apple iOS und Android – ich kann es mit meinem Blackberry 10 also noch nicht selber testen. Daher ist’s vielleicht was früh und voreilig für ein finales Urteil.

Gerade die Kombination aus Empfehlung und Check-in war eine Stärke

Dennoch erschließt sich mir die Motivation hinter dem Schritt bis heute nicht. Schließlich ist eine der Stärken von Foursquare bis heute gerade die Kombination aus schnellen Empfehlungen für Restaurants, Kneipen und mehr; sowie den spielerischen Elementen wie dem Kampf um Mayorships und Badgets, den virtuellen Auszeichnungen für bestimmte Check-ins.

Letzteres fällt dem Vernehmen nach sogar ganz weg. Ein wenig erscheint mir der Schritt so, als ob Crowley seinen Leuten angesichts der anhaltenden Stagnation gesagt habe: „Wir wissen auch nicht mehr so genau, wie’s mit uns weitergehen soll. Also lasst uns selbst einfach mal zweiteilen, damit mal wieder was passiert.“

Oder anders ausgedrückt: Die Aktien wirkt aus der Distanz so, als begehe Foursquare Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Zu drastisch formuliert? Wir werden sehen. Oder wie bewerten Sie die Selbstteilung?!

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Alle Kommentare [5]

  1. Was ich von der Zweiteilung halten soll, weiß ich selbst noch nicht so genau, aber Crowley den Selbstmord aus Angst vor dem Tod in den Mund zu legen, halte ich für übertrieben. Bekanntermaßen wird bei größeren Änderungen immer mal gemeckert und vor allem voreilig ins Negative spekuliert. Dabei sollte man die Neuerung einfach mal ausprobieren und warten was die finale Version der Zweiteilung hergibt. Es könnte durchaus passieren, dass genau diese Änderung eine Bereicherung für alle sein wird und neue User anlockt. Wer weiß das schon so genau.

  2. Spontan hab ich auch „WTF?“ gedacht. Aber: Es wird damit auch die Zielgruppe erschlossen, die sich über lokale Angebote informieren möchten und das „Einchecken“ eher komisch finden.

    Find ich persönlich smart. Wobei ich wohl die bisherige Funktionalität weiter als „foursquare“ benannt und für die „Info only“ Variante einen neuen Namen gesucht hätte.

    Der Mayor 2.0 ist für mich ein Fortschritt, je nachdem wie er letztendlich implementiert wird. Ich mess mich doch lieber mit meinem Netzwerk als mit dem freaky Nerd ohne Freunde, der überall fake eingecheckt hat.

    Mein lieber Kollege hat jedenfalls schon einen extra Sticker als quasi Mayor zur Location erhalten. Also der spielerische Aspekt ist weiterhin vorhanden.

  3. «…Zu drastisch formuliert?…» naja, reisserische Headlines holen halt die Leser zum Artikel, oder? (;
    Ob der Split eine gute Entscheidung war, bleibt abzuwarten. Was Mayorships angeht, hat das Dirk schon schön gesagt und Foursquare wurde einfach zu gross und zu unübersichtlich, als dass das Mayor-Spiel «global» noch Sinn gemacht hätte. und die Badges werden nach dem 6x Badekappen-Badge auch langweilig — bin gespannt, ob und wie sich die Sticker-Geschichte weiterentwickelt 🙂

  4. Oder es gibt evtl. schon und noch geheime Interessenten an einem Teil der Funktionen. So, dass nun das neue Foursquare und/oder das neue Swarm besser verkauft oder übernommen werden können.