Nur die Ziele, die man sich steckt, erreicht man auch. Der Ironman Maastricht.

Ich war einer von denen, von denen ich mich immer fragte: Warum machen die das? Ich schlurfte mehr schlecht als recht durch die hübschen Sträßchen von Maastricht, joggte geplagt durch den sich immer stärker leerenden Stadtpark und ging als mich keiner sehen konnte die lange Gerade auf dem Deich auf der Maas. Es wurde spät und später und die Strecke leerte sich. In den Cafés war noch Treiben, Athleten mit Medaille und ihren Sachen im Gepäck kamen mir entgegen.

Athletennahrung. So wichtig.

Das passiert, wenn man sich bei einem Ironman ganz hinten einsortiert. Man ist da ziemlich allein. Und wenn ich die Fotografen nicht ausgetrickst hätte und an denen stets aufrecht mit Lächeln vorbeigetrabt wäre, hätte man es auch in den offiziellen Fotos sehen können: Ich war im Eimer, ausgelaugt und ich sah nach allem aus, aber nicht nach jemandem, der an einem Ironman teilnehmen sollte.

Ich gebe unumwunden zu, dass ich mich vor Jahren als meine Zeiten deutlich besser waren, mal mehr mal weniger wundernd gefragt habe, warum sich manche Menschen das antun, einen Ironman anzugehen, um dann am Ende da irgendwie halbtot rumzutrotten und das Teilnehmerfeld in der Ergebnisliste unten abzurunden. Nun hätte ich in den gut sechs Stunden, die die abschließenden 42 Kilometer Laufjoggengehen gebraucht haben, gut Rede und Antwort stehen können, Zeit war ja genug. Außer Atem war ich auch nicht, wie auch, war ja zu platt zu laufen und den Puls nochmal in Schwung zu bekommen.

Ich habe das gemacht, um mein Ziel zu erreichen. Und: Ich habe es erreicht. Ich war also erfolgreich. Mit meinen knapp 14 Stunden Gesamtzeit und einem Lauf, den ich mir dann doch anders vorgenommen hatte. Wenigstens gleichmäßig langsam Laufen – das war mein Plan, der gut 3-4 Kilometer nach dem Laufstart platzte. Fehler in der Ernährungsstrategie noch auf dem Rad in der Hitze, die Wärme, der allgemeine Trainingsrückstand – egal was, ich fühlte mich, als wäre mir ein Stecker gezogen worden und stellte mich auf den langen Marsch ein. Ich kenne das ja.

Am Tag vorm Rennen noch den Athleten der Halbdistanz zuschauen!

Der Ironman Maastricht war mein 10. Ironman und meine 16. Triathlon-Langdistanz und ich denke, ich darf sagen, dass ich weiß, was ich da tue. Und in diesem Falle war das: Das eigentliche Ziel erreichen. Nur – dieses Ziel hieß lediglich: Ankommen. Keine Zielzeit. Das klingt erstmal nachvollziehbar und irgendwie nützt selbst dem Führenden es nichts, wenn er das Rennen nicht beendet. Ankommen ist die Voraussetzung für Erfolg.

Aber – so ein wenig mehr Freude am abschließenden Marathon und vor allem kontinuierlicheres Laufen, das hatte ich mir dann doch vorgenommen. Aber hätte ich mir noch etwas mehr und klarer vorgenommen – vermutlich hätte mein Kopf meinen Körper doch überreden können, schneller zu sein.

Ich bin im Wesen grundsätzlich faul und mach ungern mehr als nötig. Allerdings ändert sich bei mir die Einschätzung darüber, was nötig ist oder nicht. In Schottland beim Celtman hielt ich ganz andere Dinge für nötig und auch dort: Die habe ich geschafft, aber auch nicht mehr. Aber – ich war in Schottland auf dem deutlich, also wirklich deutlich, anstrengenderen Terrain des abschließenden Marathon gerade mal 45 Minuten langsamer als in Maastricht.

Und warum ist das nun alles zwar einerseits nicht schön, aber dennoch ein guter Grund zufrieden zu sein? Weil mein eigentliches Ziel ein anderes ist und ich habe das bereits beschrieben: Mit der ausreichenden Zahl an absolvierten Ironman-Rennen in einer Spanne von 12 Jahren den Platz für Kona über das Legacy-Programm zu bekommen. 10 habe ich, 12 brauche ich, das 11. Finish soll nun in zwei Wochen in Tenby beim großartigen Ironman Wales dazukommen.

Nach dem Einchecken war die Lage noch ganz entspannt.

Raten Sie, was mein Ziel ist: Ungefährdet das Ding heimschaukeln und die Atmosphäre feiern, die mich dort ein zweites Mal nach 2019 hinlockt. Und ganz vielleicht klappt es dann ja doch mit dem kleinen Plan im großen Plan, dass ich dort den Marathon besser bewältige als 2019 und den in Maastricht. Und ich genau weiß, warum ich da bin, wo ich bin: Weil ich es kann.

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Alle Kommentare [3]

  1. Hi Thorsten… Ich bin zufällig auf den Artikel gestoßen und erkenne mich erschreckenderweise zu 99%wieder.
    War mein 10 Ironman… Ich will mit dem legacy nach Hawaii und der Marathon lief ähnlich schleppend wie bei dir….. Also ehrlich ich dachte am Anfang jemand hat meine Geschichte „geklaut“