Test Inov-8 G 235 X-Talon – jeder Schritt ein Treffer.


Disclaimer: Ich hadere noch immer damit, Schuhtests zu schreiben, denn jeder Fuß ist anders, war mir gut tut, mag dem nächsten die Freude am Laufen verderben. Und andersrum. In den nun gut sieben Jahren seiner Existenz, gibt es deswegen auf diesem Blog lediglich diese zwei Beiträge zu einzelnen Modellen: On Cloud und Saucony Jazz

Ausnahmen bestätigen die Regel. Anlass dieses Tests sind zwei Faktoren. Vielleicht auch eher Beschreibung des Schuhs, denn ob er besser oder schlechter ist als viele andere, maße ich mir nicht an zu beurteilen. Auch zu Haltbarkeit lässt sich nach einigen Wochen wenig sagen.

Der wichtigste Faktor für diese Beschreibung: Das, worum es beim Inov-8 G 235 X-Talon geht, ist grundsätzlich eine Eigenschaft, die für jeden gleich ist. Die Haftung, der Grip seiner Sohle. Für diese Eigenschaft ist es im Grunde egal, ob ein Läufer lieber leichte oder Schwere Schuhe trägt oder ob die Dämpfung weich oder hart ist (hier ist sie doch eher kaum vorhanden, sprich hart). Beim G 235 X-Talon ist wichtig, welchen Halt auf dem Untergrund er dem Nutzer gibt.

Und Halt kann ich immer wieder mal brauchen. Auch ohne ein Läufer mit Schwerpunkt Trail zu sein, bin ich oft genug unterwegs auf Wegen, die nicht die – für mich – Idealbedingungen von trockenem Asphalt bieten. Und das Wegrutschen auf Feuchtigkeit auf Steinen oder Holz – das ist wenig witzig und kann im Ernstfall einen ganzen Wettbewerb zerstören.

Weil ich eben immer wieder auch solche Wettbewerbe laufe, wo ich mit meinen Asphaltschuhen nicht gut über die Runden käme, besitze ich mehrere mehr oder minder echte Trailschuhe.

In der Kategorie Haftung nun verspricht der X-Talon G 235 (wer macht bei denen eigentlich die Namen?) eine neue Qualität. Das klingt im Marketingsprech schon fast lyrisch: „graphene enhanced rubber outsole delivers insane sticky grip“. Mit „insane sticky grip“ könnte man sicher auch die ein oder andere Rockband benennen. In den Superlativen geht aber noch was: „The worlds toughest grip“. Nee, geht nicht um Wrestler oder Dementoren des Finanzamtes, sondern die acht Milimeter langen Stollen unter der Sohle.

„Sticky grip“ steht für „Klebrige Haftung“. Und zumindest der Teil – er stimmt. Frisch aus der Packung einige Schritte auf dem Parkett – jeder einzelne fühlt sich an, als ob man auf einem Volksfest durch eine angetrocknete Cola-Lache latscht. (allein für diesen Satz wollte ich den Text schreiben. Und er haftet wie Kukident die dritten Zähne an den Gaumen die Läuferfüße bei jeder Bewegung an den Untergrund. Das klebrige Gefühl verschwindet übrigens bei einer gewissen Geschwindigkeit. Angenehm ist es schließlich nicht.

Und weil es so schön ist, mache ich mal da weiter, was ich sonst meide wie der Trailläufer die Innenstadt: Dem Marketingsprech. „Aggressive 8mm studs claw through soft terrain and hold firm on harder ground“. Der Schuh als Klaue, als Greifgerät, das alles umschließt, das sich wein ein Adler das Tier mit den Stollen den Untergrund sichert und ihn erst loslässt, wenn er es will.

Ganz so heroisch fühlte ich mich nicht bei den Läufen in den Inov8 X-Talon G 235, die teils so lang waren wie der Name des Schuhs. Aber ich fühlte mich sicher. Jeder Schritt ein Treffer. Wo mein Fuß gerade, leicht angewinkelt, stark geneigt auftraf, da blieb er. Wie von Magneten gehalten. Das gibt natürlich auf nassem Laub auf Asphalt ein großes Gefühl der Sicherheit. Man traut sich dann auch mehr, also ich traue mich dann mehr. Ich laufe also gegebenenfalls schneller auf unwegsamen Gelände als ich es mit anderen Schuhen täte. Einfach aus Vorsicht. Was will man mehr? Schneller sein bei ähnlich Anstrengung. Und das gilt – kurioserweise – gerade auch für Läufe abwärts. Wenn ich weiß, der Schuh rutscht nicht ab, traue ich mich bei jeder Art von Gefälle einfach mehr.

Sonderlich bequem ist der Schuh dabei nicht. Eines meiner anderen Paare, mit denen ich solche langen Riemen gelaufen bin (Röntgenlauf 100 oder Hispaman) ist viel komfortabler und geradezu kuschelig weich – der Hoka One ATR Stinson. (Ohne Zahl, hm, ich hatte mich dran gewöhnt.) Den Pure Grit von Brooks habe ich noch für den normalen Waldlauf, da drücken zumindest keine Steinchen durch die Sohle, aber ansonsten ein typischer leichter Schuh, wie ich sie mag. Drei Paar Schuhe für ganz andere Bedürfnisse. Keiner besser oder schlechter als der andere – aber alle gut. Und alle hilfreiche Werkzeuge, auch bei schwierigen Phasen den Halt nicht zu verlieren.

 

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Alle Kommentare [1]

  1. Danke für den tollen Testbericht. Ich bin schon lange auf der Suche nach einem Passenden „off road“ Schuh, da ich viel im Walt laufe und bis jetzt leider nicht das passende gefunden habe. Wie ist es mit der Pflege?