Test Laufschuh Saucony Triumph aus der ISO-Serie mit „Whoa-Effekt“

Diesen „Test“ gilt es musikalisch einzuleiten. „This is not a love song„.

Dieser Test ist kein Test. Ich „teste“ aus grundsätzlichen Erwägungen keine Schuhe, wie ich hier erläutert habe. Kurz: Wir haben alle andere Füße, was mir passt, muss Ihnen nicht passen.

Macht einen bunten Fuß. Der Saucony Triumph.

Macht einen bunten Fuß. Der Saucony Triumph.

Als der Hersteller Saucony mir ungefragt anbot, seinen neuen Schuh Triumph aus der Iso-Serie zu „testen“, habe ich dennoch zugestimmt. Zum einen: Ich bin ein neugieriger Mensch. Zum anderen: Ich bin ein romantischer Mensch. Mein erster richtiger Laufschuh war ein Saucony, der Jazz 12. In ihm bin ich meine ersten Trainingskilometer gelaufen, habe in ihm meinen ersten Marathon überstanden. Ich besitze ihn noch, wenngleich ich in ihm nicht mehr trainiere oder gar Wettkämpfe bestreite. Zwei Gründe: Er ist zum einen deutlich abgenutzt. Und er hat recht hohe Absätze, was bei Laufschuhen Sprengung heißt. Das passt nicht mehr zu meinem Bewegungsablauf. Dafür kann der Jazz 12 nichts. Dafür kann auch der aktuelle Triumph nichts, den ich trotz einiger Bedenken also „getestet“ habe. Sprich: Ich bin in ihm gelaufen. Der Schuh kam in einer Kiste, auf der groß „Whoa“ stand, zu allem Überfluss war ein Soundmodul verbaut wie aus sprechenden Glückwunschkarten, das ein „Whoa“ ertönen ließ, sobald ich den Deckel öffnete.

Das vorweg: Für mich war da kein Whoa-Effekt. Der Schuh passt nicht zu mir, mein Bewegungsablauf ist inzwischen so fest auf Schuhe mit wenig Sprengung (niedriger Absatz) eingestellt, dass dieser stört. Auch wenn es Momente gibt, wo ich ihn sehr zu schätzen gelernt habe, dazu später.

Ist der Saucony Triumph also ein schlechter Schuh? Mitnichten!

Alt und neu.

Alt und neu.

Ich habe mich so gut es geht zurückbewegt in der Zeit und ihn mit meinem bestimmt sechs Jahre alten Jazz 12 verglichen. Völlig unstatthaft, völlig abwegig. Aber doch aufschlussreich. Denn den habe ich mal gekauft, weil er mir zu dem Zeitpunkt am besten zusagte. Er ist inzwischen nicht mehr im Programm.

Der Triumph aus der ISO-Serie wirbt damit, extrem komfortabel zu sein. Dämpfung, Federung – alles weich, wolkig, wunderbar soll es sein. Das ist er auch. Die „PWRGRID+“-Dämpfung verspricht 20% mehr Dämpfung als herkömmliche Zwischensohlen. Man möchte dem Marketingverantwortlichen ein paar Vokale schenken, aber dies ist kein Sprachblog. Wchr, bqmr – das ist der Schuh. Bei meinem ersten Ultramarathon über 63 Kilometer und rund 900 Höhenmeter hätte ich ihn vermutlich gut gebrauchen können – abwärts. Dort hatte ich saftige Knieschmerzen sobald es hinab  ging. Das wäre mit dem Triumph vermutlich anders verlaufen, denn die Dämpfung auf der Ferse ist in diesem Schuhe wie Omas Sofakissen vor allem im Vergleich mit meinem genutzten Brooks Pure Grit. Und auch bei einem der Probeläufe hier in der Gegend habe ich bei abschüssigen Passagen mir den Luxus gegönnt, mit dem Hacken zu erst aufzukommen und die Dämpfung den Aufprall mindern zu lassen.

Gemeinhin bin ich persönlich kein Freund des Laufs über die Ferse. In diesen Momenten aber dachte ich: „Och, schön bequem!“. Wenn Sie Läufer sind, der diesen Komfort schätzt – der Triumph wird das liefern. In der Bewegung über die Ferse rollt er auch wie versprochen gut ab.

Desweiteren im Schuh: Die Technik „Isofit“. Das Obermaterial soll sich wie eine Socke an den Fuß anpassen und ihn in der Bewegung stabilisieren. Das Tragegefühl ist in der Tat super, aber in einer schnellen Kurve hilft die Stabilisierung nichts, Isofit ist keine Schraubzange – was vermutlich auch besser so ist.

Genug gemault. Denn es gibt Dinge am Triumph, die meinen Jazz 12 wie einen VW Käfer im Vergleich zu einem Beetle erscheinen lassen. Die Schnürung verläuft durch Kunststofflaschen. Das sieht ziemlich gut aus, wirkt deutlich stabiler und spart vermutlich ein paar Gramm, denn spürbar leichter als mein Jazz 12 ist der Triumph allemal. Obwohl das gelieferte Exemplar sogar ein wenig länger ist.

Zeigt her eure Sohlen.

Zeigt her eure Sohlen.

Die Schnürsenkel selber: Sind sicher schnell sehr schmutzig, halten aber gut auch ohne Doppelknoten. Die Lasche: Ist beidseits mit dem Schuh verbunden, kann sich also nicht verknüllen beim Einsteigen. Alles in allem: Erfreuliche Detaillösungen, die in der Summe den Schuh in der Nutzung so bequem machen, wie seine Sohle sein soll.

Ob das für Sie nun wiederum der richtige Schuh ist, weiß ich nicht. Denn ich teste ja keine Schuhe.

 

 

 

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Alle Kommentare [3]

  1. Das liegt daran, dass das Material erstens viel flexibler und zweitens auch leichter als Gummi ist. Das Gewicht des Schuhs ist nun mal ein Verkaufsargument.

  2. Hallo Frank, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, wohl auch, weil ich meist auf Asphalt unterwegs bin. Aber stimmt – da ist was dran.

  3. Ich finde es echt schlimm, dass der Trend mittlerweile bei vielen Schuhherstellern zu den teils weichen offenliegenden Sohlen geht. Bei Läufen über Schottersteine in den weichen Bereichen der PVA Sohle schlagen die Steine bis auf das Fußbett durch. Auf meinen schönen Laufrunden ist immer ein Anteil mit steinigen Wegen enthalten. Nach längerem Laufen habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich besonders spitze Steine sogar hineindrücken und in der Sohle verbleiben…
    Ich persönlich wünsche mir wieder mehr komplett mit härterem Gummi beklebte Sohlen zurück, die keinerlei Einschränkungen bzgl. Untergrund haben.