Warum Netflix & YouTube die Qualität in Europa reduzieren müssen – in einem Chart

2019 entfiel 61 Prozent des weltweiten Internet-Traffics auf Video-Streaming, ein Fünftel auf Netflix und YouTube. Der Anteil dürfte aktuell noch höher liegen.

Ende vergangener Woche machten zwei Meldungen die Runde, die bei vielen Internet-Nutzern in Europa für Stirnrunzeln sorgten, auch und gerade angesichts der Verwerfungen der aktuellen Corona-Krise.

Zuerst kündigte der US-Video-Streaming-Anbieter Netflix an, die Bandbreite seines Dienstes in Europa drosseln zu wollen, um die Netze nicht zu sehr zu belasten. Insgesamt wollen die Amerikaner so rund rund 25 Prozent ihres Traffic einsparen.

Nur einen Tag später zog Rivale YouTube nach: So will auch die Google-Tochter die Übertragungsqualität ihres Videoportals in Europa drosseln, um dadurch die Belastungen des Netzes in Zeiten verstärkter Heimarbeit, Ausgangssperren und geschlossener Schulen während der Virus-Pandemie zu reduzieren.

Beide Unternehmen reagierten damit auf  auf einen Aufruf von EU-Kommissar Thierry Breton. Die EU-Kommission will mit diesem Schritt die die europäischen Netze entlasten. Dass dies tatsächlich notwendig ist, zeigt ein nüchterner Blick auf die Zahlen:

Quelle: Statista

So entfiel bereits im vergangenen Jahr fast 61 Prozent des weltweiten Internet-Traffics auf Video-Streaming, so die Zahlen des amerikanischen Spezialisten für Netzwerk-Management Sandvine – allein auf Netflix und YouTube entfällt ein Fünftel.

Gerade wegen des Coronavirus-Ausbruchs in Europa dürfte dieser Anteil aktuell wegen Kontaktsperren und Veranstaltungsstopps deutlich höher liegen als 2019. Damit die Netz-Belastung dem zugleich gestiegenen Anteil von Home Office und Videokonferenzen standhält, müssen die Video-Streamer also Bandbreite abgeben.

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Alle Kommentare [4]

  1. Hallo Herr Krocker, das ist eine schöne Statistik. Sie hilft nur leider nicht dabei einen Flaschenhals zu erkennen solange sie in Ihrem Text nicht zu erkennen geben, wie und warum die Bandbreite begrenzt ist. Die Telekom hat in den Letzten Tagen bekannt gegeben, das sie ohne Probleme 70% mehr Datenverkehr verkraften kann. Mal ehrlich, die Bandbreite des Internets wird durch seine Infrastruktur bestimmt – und die ist hoch skalierbar. Die Corona Krise sorgt eher für eine schnellere Vergrösserung der Bandbreite. Die Entscheidung der Streaming Anbieter den Traffic zu drosseln, ist in meinen Augen nicht nachvollziehbar.

    Mit besten Grüssen
    M. Reimann

  2. Hallo Herr Reumann, danke für den Kommentar. Grundsätzlich haben Sie natürlich recht – es sind zwei Variablen, sozusagen Angebot – also Bandbreite/Infrastruktur – und Nachfrage, also insbesondere Streaming. Da ich über die Angebotsseite keine Infos hatte, habe ich nur die Verbrauchsseite beleuchtet. Zumal die Bandbreite ad-hoc eben auch nicht beliebig erhöhbar ist, die Nachfrage aber aufgrund der erlassenen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen in vielen Ländern auf ohnehin schon hohem Niveau noch mal zulegt. Und das belegen die Zahlen recht eindeutig. Viele Grüße Michael Kroker

  3. https://www.spiegel.de/netzwelt/web/coronavirus-die-maer-vom-verstopften-internet-a-8afa1fdc-53d1-4478-a0a8-e55abd45e05c

    Hallo Herr kroker,

    Da sie auf die diversen Kommentare bei XING nicht reagieren hier mal mein Kommentar: Ein bisschen Recherche hätte ihrem Artikel sicherlich nicht geschadet, siehe oben. So hätte man den Artikel etwas differenzierter darstellen können und nicht so populistisch gegen Streaming wettern müssen.

    Mit freundlichen Grüßen
    PH

    Als IT Redakteur hätte das sicher

  4. Hallo Herr Hammer,

    danke für Ihren Kommentar. Ich bin mitnnichten gegen Streaming, ganz im Gegenteil. Aber die Zahlen sind ja schon recht eindeutig – auch wenn das gewiss andere Aspekte auch eine Rolle spielen. Aber danke für den Hinweis. Nebenbei: Hier im Blog mache ich meist kurze, schnelle Analysen. Derart hintergründiges mache ich in der Regel fürs Heft/für WiWo.de – das sind natürlich Interna, aber das soll erläutern, wieso ich hier nicht auf alle denkbaren Faktoren eingegangen bin. Bleiben Sie mir dennoch gewogen!

    Viele Grüße & einen schönen Abend
    Michael Kroker