Google – ein jammernder Monopolist?

Auch auf die Gefahr hin, dass ich jüngst etwas Google-lastig wirke – gestern hat sich im Web eine spannende Diskussion rund um den Internet-Konzern entsponnen, die ich gerne hier aufgreifen möchte. Angeregt hat mich dazu ein provozierendes Posting des amerikanischen Bloggers und Smartphone-Spezialisten Brian S. Hall mit der Überschrift „Google are pussies“ – frei übersetzt: „Die Google-Jungs sind Schlappschwänze“ – neben noch ein paar vulgäreren Bedeutungen.

Darin ärgert sich Hall über das Geschäftsgebahren von Google: So verwende der Gigant die Milliarden-Gewinne aus dem Anzeigenverkauf rund um seine Internet-Suchmaschine, um sein Quasi-Monopol in jenem Geschäft (Marktanteil in der Internet-Suche je nach Land zwischen 65 und 90 Prozent) in neue Märkte zu übertragen und gleichzeitig Konkurrenten zu verdrängen.

Halls Beispiele: Das Online-Bewertungsportal Yelp – offenbar sei es zu populär geworden, so dass Google dessen Inhalte kopiert, den Link auf das Yelp-Portal an das untere Seitenende verbannt und stattdessen seinen eigenen Dienst Google Places an prominenter Stelle platziert habe. Fakt ist, dass Google seinen eigenen Service erst vor knapp zwei Wochen umgebaut hat. Ähnlich sei es laut Hall im Smartphone-Geschäft gelaufen: Wegen Apples riesigem Erfolg mit dem iPhone habe Google Milliardensummen in den Ausbau der eigenen Plattform Android gesteckt und diese dann kostenlos abgegeben – mit dem Ergebnis: Laut jüngster Studie des Marktforschungshauses Comscore rangiert Android mit rund 40 Prozent Marktanteil deutlich vor Apple mit knapp 27 Prozent.

androidQuelle: Comscore/TechCrunch

Der Auslöser von Halls Brandschrift war ein im weinerlichen Ton verfasster Blogbeitrag von Google-Chefjustiziar David Drummond von Mittwochabend. Darin beklagt Drummend, die  sonst so verfeindeten IT-Giganten Microsoft und Apple seien miteinander ins Bett gestiegen, um Android mittels Urheberrechts- und Patentklagen zu attackieren. Halls Replik auf Drummond sowie die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin: „Ihr seid Jammerlappen“. Im Gegensatz zu IT-Rockstars wie „Ballmer, Jobs, Gates“ hätten sie bisher keinerlei Kämpfe und Kriege ausgefochten, sondern würden – kaum dass sie mal auf ernsthafte Widersacher träfen – feige rumlamentieren.

Mal abgesehen vom zugespitzten Tonfall – ich kann Halls Argumenten durchaus etwas abgewinnen, insbesondere demjenigen in Sachen Monopol. Schließlich gibt es in der IT-Geschichte mehrere Fälle, in denen allzu mächtigen Giganten genau das verboten wurde: Ihre Gewinne aus dem Monopol in einem Geschäftszweig dafür zu verwenden, in benachbarten Gebieten neue Monopole zu errichten. Bekanntestes Beispiel ist Microsoft: Dem Giganten aus Redmond war es nach mehreren Kartellverfahren in den USA und Europa untersagt worden, sein Windows-Betriebssystem standardmäßig mit dem Web-Browser Internet Explorer zu koppeln. Die Begründung: Sonst könne Microsoft sein Quasi-Monopol bei Windows auf das wichtige Browser-Segment ausweiten und dort den Wettbewerb verhindern.

Teilen Sie die Meinung von Hall? Betrachten Sie Google ebenfalls als einen jammernden Monopolisten? Schreiben Sie mir Ihre Meinung!

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Alle Kommentare [10]

  1. Es geht doch nicht darum, dass Google nicht mit Mircosoft und Apple einen Kampf ausfechten will. Sie finden es nur nicht gut, dass die Konkurrenz Patente kauft um dann gegen Google klagen zu können, ohne selbst etwas von den Patenten zu haben. Und den Kampf des Marktes darauf zu lenken, wer die besseren Patente gekauft hat und den besseren Anwalt hat um die Klage durch zu bringen, sollte nicht sein. Lieber sollte das Geld in neue Entwicklungen fließen anstatt in Patente um sich gegenseitig aus zu bremsen.

  2. Sehe ich ähnlich. Es ist- und sollte auch sein – ein Unterschied, ob ich neue Produkte (die auch durch bestehende Produkte inspiriert sein können) mit Milliardeninvestition in einen Markt bringe – um danach einen Markt weiterzuentwicklen. Niemand kann Google absprechen, innovativ zu sein – sie haben ja auch das Geld dafür.

    Diese Innovation sehe ich wederbei MS noch bei Apple in vergleichbarem Maße (Apple: noch eher, aber stark auf wenige Produkte fokussiert – Apple ist nicht mit google vergleichbar bei Produkten und Innovation). Dass das dann zu Preiskämpfen in Märkten führt, ist für Konsumenten gut.

    Was aber MS und Apple hier versuchen: Märkte gewinnen durch Klagen ohne vorherige generische Investition und Innovation (gut, die Aufkäufe der Lizenzinhaber/Patente..). Wenn das Geld eines Patentstreits in die Entwicklungen ginge..usw..

  3. Ich wage mal die provokante Frage, ob Google denn wirklich so innovativ ist, wie Sie hier darstellen. Also, wenn ich mir die Umsatzstruktur anschaue, ist der Konzern mit ca. 95+ Prozent aus Suchmaschinen-Werbung immer noch ein reinrassiges „One-Trick-Pony“. Und natürlich geht’s bei Android vorrangig auch nicht um Smartphone-Innovationen, sondern die Übertragung des Google-Geschäftsmodells vom stationären hin ins mobile Internet. Daran ist erst mal nichts verwerfliches, aber es ist auch nicht sehr innovativ. Das andere Thema ist die Frage, ob eben Monopolerträge ohne weiteres in andere Märkte übertragen werden dürfen – wie erläutert.

  4. Lieber Michael Kroker – wie nicht anders zu erwarten teile ich die Meinung von Hall in keiner Weise. Die Gründe, warum die Flut der Patentklagen zu Lasten von Innovation und Nutzern nicht sinnvoll sein kann, legen wir ja doch sehr klar und deutlich in dem Blog Post von David Drummond das (https://googleblog.blogspot.com/2011/08/when-patents-attack-android.html). Herr Hall dagegen wirft sehr viele falsche, komplett unfundierte Anschuldigungen zusammen, und nimmt sich des eigentlichen Themas der Ausnutzung von Patenten überhaupt nicht an. Mich wundert es ein wenig, dass er trotz Ermangelung jeglicher Belege seiner Anschuldigungen solch einen Eindruck auf Sie macht. So schreibt er unter anderem, Google hätte seit zehn Jahren keine Innovationen hervorgebracht. Damit hat er, nun, eine sehr exklusive Auffassung, um es mal gelinde auszudrücken. Auch haben wir kein Monopol, wie er schreibt, sondern es gibt zig andere Suchmaschinen, die nur allein durch Adresseingabe in den Browser angewählt werden können. Seine generelle These, wir würden mit dem Geld, das wir erwirtschaftet haben, in verwerflicher Weise neue Geschäftsfelder/Produkte entwickeln, ist absurd. Das wäre vergleichbar, wenn man VW vorwerfen würde, sie würden mit ihren Gewinnen neue Automodelle bauen und es damit anderen Anbietern im Markt schwerer machen. Das viel wichtigere Thema ist doch, dass Patente von den in unserem Blog (s.o.) genannten Konkurrenten nicht dafür eingesetzt werden, Innovationen zu schützen, sondern ebensolche zur Marktabschottung zu Lasten der Konsumenten einzusetzen. Und das prangern wir an.

  5. Lieber Herr Oberbeck, danke für Ihren Kommentar. Natürlich sind einige der Thesen von Hall zugespitzt und gewiss auch übertrieben. Beim Thema Innovationen darf man freilich schon hinterfragen, warum Google sie macht – vordergründig für den Nutzer, hintergründig natürlich, um die eigene Werbevermarktungsmaschine am Laufen zu halten. Wie ich gerade schon schrieb – Android dient ja auch und vor allem dazu, das Google-Geschäftsmodell in die Mobil-Ära zu übertragen, daher war es für Ihr Unternehmen so eminent wichtig, eine eigene Antwort auf Apple/iOS zu finden.

    Und das andere ist eben das Monopolthema. Ein Monopol zu besitzen ist etwa nach US-Recht nicht strafbar. Da aber für einen dominanten Marktteilnehmer selbst in den liberalen USA andere Regeln gelten, darf solch ein Unternehmen seine Monopolgewinne nicht nach Belieben und eigenem Gutdünken nutzen, um andere Märkte zu erobern. Genau so war die Argumentation bei Microsoft. Und es könnte zumindest sein, dass die Kartellbehörden bei dem Marktanteil, über den Google bei der Internetsuche nunmal verfügt, ähnlich argumentieren werden.

  6. „….beim Thema Innovationen darf man fragen, warum Google sie macht – vordergründig für den Nutzer…“?

    Ich bitte Sie, das kann nun nicht wirklich Ihr Ernst sein.

    Und sorry, das kann ich mir jetzt nicht verkneifen – (aus Wikipedia) Definition Monopol: Ein Monopol (altgriechisch von μόνος (monos) = „allein“ und πωλεῖν (pōlein) = „verkaufen“) nennt man eine Marktsituation (Marktform), in der für ein ökonomisches Gut nur ein Anbieter vorhanden ist.

    Die Google-Suche stellt kein Monopol dar, das wissen auch Sie.

  7. Innovationen – ok, war zugegebenermaßen zugespitzt von mir. Aber man sollte das eben schon betonen – auch wenn Google Dienste/Plattformen kostenlos anbietet, machen Sie das eben nicht aus altruistischen Motiven, sondern um Geld zu verdienen.

    Monopol: Natürlich möchte ich mit Ihnen hier keine semantische Diskussion führen, und ich bin auch kein Jurist. Ich weiß nur, dass es im Falle des Windows- (Quasi-) Monopols auch noch Alternativen wie MacOS oder Linux gab, dennoch wurden Microsoft irgendwann strengere Fesseln angelegt als einem „normalen“ Marktteilnehmer.

  8. Microsoft bot und bietet ein *kostenpflichtiges* marktberrschendes Betriebssystem an, das den Wechsel eben nicht einfach ermöglicht. Google ist eine kostenlose Suchmaschine, durch einfache Eingabe in den Browser kann jeder Nutzer sofort auf eine der zahlreichen anderen wechseln.

    Darf ich zur Abwechselung denn mal von Ihnen wissen, was Sie davon halten, dass Patente als Waffe zur Marktabschottung eingesetzt werden?

  9. Na ja ich finde die Taktik mit dem Jammern von Google nicht schlecht. Es kann darauf hinauslaufen das dem Konsortium von der US Justiz ähnliche Auflagen für die Nortel Patente gemacht werden wie für die Novell Patente. Also das sie verpflichtet werden der Foss Comunitiy Lizenzen zur Verfügung zu stellen oder zu fairen Gebühren zu lizenzieren. Das würde aber bedeuten das sie die Kosten für den Patentkauf nicht auf Android alleine abwälzen könnten sondern diese intern begleichen müssten. Apple ht sich bis jetzt noch mit Kritik zurück und Microsoft scheint auf Harmlos zu machen. Die scheinen sich im Klaren das Auflagen der US Justiz für den Patentkauf schlecht für sie sind, weil dann sogar die sogenannten Nerdgebote für die Patente in einem andern, fast schon genialen Aspekt erscheinen. Da hätten sie ja komplett überteuerte Patente gekauft und kriegen den Kaufpreis nicht mehr rein nur weil Google den Preis hoch getrieben hat. Nur das Schweigen von Apple zu diesem Thema lässt mich erahnen das ein Prozess gegen Android wohl in der Pipline ist und das sie einfach keine Pferde scheu machen wollen.

  10. Was verdienen den die großen Konzern überhaupt an den kostenlosen Angeboten(vBOX, openoffice, Browser) bzw. was bezwecken Sie damit? Das habe ich noch nicht verstanden. Kann mich jemand aufklären?